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Uranabbau in Deutschland > Umweltzerstörung und Sanierung

Ökologische Schäden

Die Bergbaueinrichtungen und Rückstände aus dem Uranbergbau in den neuen Bundesländern gaben Radon und andere radioaktive Substanzen an die Umwelt ab. Bei trockenem Wetter transportierte der Wind radioaktiven Staub zu den benachbarten Gemeinden und Städten, bei Regen wurden Gewässer und das Grundwasser verseucht. Aufgrund der eingeleiteten Stilllegungs- und Sanierungsmaßnahmen konnte die lange Zeit erhöhte Strahlung in der Umgebung mittlerweile deutlich verringert werden.[1][2]

Die Stilllegung der Anlagen sowie die Sanierung der Landschaft unter und über Tage ist Aufgabe der bundeseigenen "Wismut GmbH", des Nachfolgeunternehmens der SDAG. Auf der Homepage des Unternehmens, auf der auch der Sanierungsfortschritt ersichtlich ist, heißt es: "Zurückgeblieben waren 1500 km offene Grubenbaue, 311 Mio. m³ Haldenmaterial und 160 Mio. m³ radioaktive Schlämme in dicht besiedelten Gebieten."[3] Um ein Höchstmaß an Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit zu erreichen, wird die Wismut AG von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gutachterlich beraten.[4]

Schwieriges Umweltsanierungsprojekt

Spitzkegel Halden

Wismut-Halden (2004)

Die Sanierung der Wismut ist nach Informationen des Bundestags "eines der schwierigsten Umweltsanierungsprojekte im wiedervereinigten Deutschland". Bis 2011 wurden 80 % der Arbeiten erledigt.[5] Bis Juli 2012 waren 90 % der Arbeiten abgeschlossen. "Die Sanierung über Tage wird aber noch bis mindestens 2020 andauern. Besondere Probleme bereite dabei das Wasser. Hier wurden laut aktuellem Umweltbericht 2012 lediglich 50 Prozent der Arbeiten abgeschlossen."[6]

Bei der Sanierung wird nach Informationen der Bundesregierung nicht das bundesdeutsche Atomgesetz, sondern das alte DDR-Recht angewendet, womit viele Regelungen einfach umgangen werden können. So handle es sich beispielsweise bei radioaktiven Stoffen nicht um Atommüll. "Freigrenzen und Freigabewerte der Strahlenschutzverordnung seien nicht anzuwenden". Atommüll muss nicht als solcher behandelt werden und nicht in ein Endlager überführt werden.[7]

Im September 2012 wurde Kritik von Seiten der Anwohner und des Umweltkreises geäußert, weil die Behörden Grenzwerte erhöhten und unbehandeltes Wasser in die Bäche leitete, um "den Flutungspegel in den Bergbaugruben im Ronneburger Revier zu senken".[8]

Einschließlich der Langzeitaufgaben werden die gesamten Sanierungskosten auf 8 Mrd. Euro geschätzt. Bis Ende 2015 waren 6,3 Mrd. Euro investiert worden.[9]

Im Juni 2013 wurde bekannt, dass sich die Sanierungsmaßnahmen in Ostthüringen länger als gedacht hinziehen werden als geplant. Die Anlage bei Culmitzsch bereitet Probleme, da das anfallende Wasser abgepumpt und der radioaktive Schlamm abgedeckt werden müssen. Es wird erst 2023 mit dem Abschluss der Arbeiten gerechnet.[10]

Auch im südthüringischen Friedberg zwischen Suhl und Schleusingen wurde zwischen 1949 und 1953 Uranerzbergbau betrieben. 800 Bergleute der Wismut förderten (je nach Angabe) 14 bis 100 Tonnen Uran. Aufgrund des geringen Urangehalts des Erzes und des hohen Investitionsaufwandes wurden die Schächte bald geschlossen. Das Umweltministerium Thüringen arbeitete 2013 an einer Studie, in der die Folgeschäden eingeschätzt werden sollten.[11] Mittlerweile sind die belasteten Flächen kaum mehr erkennbar.[12]

Die "sogenannten Wismut-Altstandorte sind meist vor 1962 überwiegend unsaniert an die Gebietskörperschaften zurückgegeben worden. Für die Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte haben der Bund und der Freistaat Sachsen auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens bis Ende 2012 insgesamt 78 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Am 24. April 2013 wurde ein ergänzendes Abkommen über die Fortsetzung der Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte unterzeichnet. Demnach werden bis 2022 weitere 138 Millionen Euro je zur Hälfte vom Bund und von Sachsen bereitgestellt."[13] Nach Berichten vom Juli 2013 saniert die Wismut GmbH nur Regionen, die im Umweltkataster angegeben wurden. Kleinere Standorte in Thüringen, in denen ebenfalls Uran abgebaut wurde, sind nicht Bestandteil des Sanierungskonzepts, was Umweltschützer kritisieren. Das Umweltministerium in Thüringen möchte an diesen Standorten nun neu messen und diese neu bewerten. Betroffen sind beispielsweise der Feldberg bei St. Kilian, die Gauernhalde und die Halde Sorge-Settendorf; diese erhielten einen Ausgleich aus Bundesmitteln.[14]

Nach einer Meldung vom November 2013 wird Freital durch einen Tümpel oberhalb der Stadt, der Uran enthält, gefährdet. Der Schutzdamm am Tümpel sei so löchrig, dass die strahlende Flüssigkeit nach Freital oder sogar bis Dresden gelangen könne. Deswegen sollen ab Frühjahr 2014 mit 5. Mio. Euro das Wasser beseitigt und der Schlamm eingesargt werden.[15]

Jahrhunderte lang noch werden radioaktives Sicherwasser aufbereitet und die 71 Bergwerksstandorte überwacht werden müssen.[16]

Im Bau verwendetes radioaktives Haldenmaterial

Bundesarchiv Bild 183-1990-1109-004, Thüringen, Abraumhalten, Uranbergbau

Abraumhalden bei Ronneburg in Thüringen (vermutlich 1970)

Große Besorgnis herrscht in Sachsen und Thüringen wegen Millionen von Tonnen radioaktiven Haldenmaterials, das zu Zeiten der ehemaligen DDR für den Bau von Straßen, Wirtschaftswegen, Bahndämmen und Häusern verwendet wurde. In Crossen bei Zwickau sollen 5,6 Mio. Tonnen verbaut worden sein, in Waldsachsen an der Grenze zwischen Sachsen und Thüringen 5 Mio. Tonnen. Während die Behörden die Strahlung als harmlos bezeichnen, fordern Umweltschützer eine Entfernung des Materials, insbesondere bei schadhaften Straßen.[17] Sie werfen der Regierung vor, zu niedrige Zahlen anzugeben und das Problem zu verharmlosen.[18]

Bürgerinitiative strahlungsfreies Waldsachsen (Homepage)

→ AtomkraftwerkePlag: Uranabbau weltweit

Weitere Quellen

→ Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Uranerzbergbausanierung/Wismut
→ wismut.de: Sanierung - Die Aufgaben und Anforderungen
→ Statistik in Dresden: Langsame Fortschritte bei der Sanierung der Wismut-Gruben vom 13. Juli 2012

(Letzte Änderung: 08.03.2020)

Einzelnachweise

  1. Umweltbundesamt: Radioaktive Stoffe in der Umwelt als Folge des Bergbaus in den neuen Bundesländern abgerufen am 20. Oktober 2014 (via WayBack)
  2. Süddeutsche.de: Uranabbau in Ostdeutschland - Strahlende Landschaften vom 4. April 2015
  3. Wismut (Homepage der Wismut GmbH): Sanierung - Die Aufgaben und Anforderungen abgerufen am 13. Juli 2012
  4. Juraforum: BGR berät BMWi bei der Durchführung der Wismut-Sanierung vom 11. April 2012
  5. Deutscher Bundestag: Wismut verkauft 2011 50 Tonnen Uran vom 11. Juli 2011 (via WayBack)
  6. finanzen.net: Sanierung der Wismut-Gruben fast abgeschlossen vom 12. Juli 2012 (via WayBack)
  7. taz.de: Uran-Abraum in Sachsen und Thüringen - Für radioaktiven Müll gilt DDR-Recht vom 27. Dezember 2013
  8. OTZ: Ronneburg: Behörden erhöhen Grenzwerte - Kritik von Anwohnern vom 25. September 2012
  9. BMWi: Uranerzbergbausanierung/Wismut - Sanierungskonzepte und Sanierungsergebnisse abgerufen am 28. Februar 2017
  10. Thüringer Allgemeine: Wismut-Sanierung in Ostthüringen noch bis 2023 vom 28. Juni 2013
  11. in Südthüringen.de: Uranbergbau am Friedberg: Diskussion um Spätfolgen vom 12. Juni 2013
  12. in Südthüringen.de: Altlasten des Uranbergbaus droht das Vergessen vom 24. April 2014
  13. BMWi: Uranerzbergbausanierung/Wismut – Wismut Altstandorte abgerufen am 28. Februar 2017
  14. OTZ: Umweltministerium will Uran-Altstandorte neu bewerten vom 22. Juli 2013
  15. bild.de.: Uran-Tümpel bedroht Freital vom 5. November 2013
  16. Süddeutsche.de: Wasser muss noch Jahrhunderte aufbereitet werden vom 4. April 2015
  17. Freie Presse: Sachsen und Thüringer sorgen sich um Wismut-Altlast in Straßen vom 1. November 2013
  18. MDR: Baumaterial zu DDR-Zeiten - Kritik am Umgang mit Gestein von Wismut-Halden vom 9. Juni 2014 (via WayBack)
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