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Inbetriebnahme: 2000/2002 • Leistung: 2 x 1.013 MW[1]


Kernkraftwerk Temelín 2011-15

AKW Temelin, Tschechien

Das Atomkraftwerk Temelin besteht aus zwei Druckwasserreaktoren des sowjetischen Typs WWER-1000/320, die am 11. Oktober 2000 bzw. am 31. Mai 2002 in Betrieb genommen wurden.[1] Betreiber ist die tschechische CEZ Gruppe.[2]

Nach einem Beschluss der kommunistischen Führung 1983 sollten ursprünglich vier Reaktoren in Temelin gebaut werden.[3] Die Bauarbeiten stießen auf Proteste in Tschechien, beispielsweise durch die Bürgerinitiative "Anti-Atom" nach Tschernobyl.[4]

Beim Bau der ersten beiden Reaktoren kam es zu massiven Kostensteigerungen, da das sowjetische Steuerungssystem durch ein westliches ersetzt werden musste.[5] 1993 entschied man sich deshalb dafür, die Reaktoren 3 und 4 nicht mehr zu bauen. Die Inbetriebnahme des Blocks 1 im Jahr 2000 wurde von massiven Protesten bayerischer und österreichischer Bürgerinitiativen begleitet.[3] Temelin ist nur 40 km von der österreichischen Grenze entfernt, 70 km von der deutschen Grenze, 100 km von Linz und 230 km von München. Da das AKW als sehr störanfällig gilt, stößt sein Betrieb in Deutschland und Österreich seit Jahren auf Kritik. Umweltschützer dokumentierten über 90 Störfälle von der Inbetriebnahme 2000 bis zum Jahr 2007.[6][7]

Schon 2001, ein Jahr nach Inbetriebnahme des Reaktors 1, kam es zu einer ganzen Serie von Pannen, woraufhin RWE und E.ON die Verträge für ihre Stromimporte aus Temelin absagten.[8]

Drei größere Störfalle sind bekannt geworden, die alle auf Lecks in den Reaktoren zurückzuführen waren. Am 7. Juni 2004 traten 3.000 Liter radioaktive Kühlflüssigkeit aus dem Primärkreislauf des Reaktors 2 aus.[9] Nach mehreren Zwischenfällen aufgrund undichter Ölleitungen und Störungen an Turbinen flossen am 4. August 2006 im Reaktor 2 mehrere Tausend Liter kontaminiertes Wasser wegen einer halb offenen Armatur aus und wurden in ein Becken zur Reinigung geleitet.[10][11] In Österreich wurden Vorwürfe laut, dass der Betreiber von Temelin die Vorfälle herunterspiele.[12] Ende Februar 2007 liefen 2.000 Liter radioaktives Wasser aufgrund eines Lecks an einem Ventil aus, die in einem Becken aufgefangen wurden.[6]

Mehrere tschechische Regierungen planten trotz der Fukushima-Katastrophe einen Ausbau des AKW Temelin um zwei zusätzliche Blöcke. Da aber private Investoren fehlen und Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Projekts gewachsen sind, wurde der Ausbau verschoben. → Tschechien

2013 sind neue Zweifel an der Zuverlässigkeit von Temelin aufgetaucht: In einem Gutachten des ehemaligen Abteilungsleiters Dieter Majer im Berliner Umweltministerium wurden Schweißnähte zwischen dem Reaktordruckbehälter und dem Primärkreislauf als mangelhaft angesehen. Der ehemalige Umweltminister Altmaier lehnte es ab, auf neue Untersuchungen am tschechischen AKW zu drängen.[13]

CEZ Gruppe (Homepage des Betreibers)

(Letzte Änderung: 28.12.2013)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics - Czeck Republic abgerufen am 24. Dezember 2013
  2. CEZ Gruppe (Homepage)
  3. 3,0 3,1 Verivox: Hintergrund: AKW Temelin nach fünf Jahren Laufzeit weiter umstritten vom 7. Oktober 2010
  4. SPIEGEL 23/1986: Eins vor zwölf vom 2. Juni 1986
  5. DER SPIEGEL 30/1990: Ohne Megawatt keine Prämie vom 23. Juli 1990
  6. 6,0 6,1 Spiegel Online: Störfall: Strahlendes Wasser aus Atomkraftwerk Temelin ausgetreten vom 1. März 2007
  7. Spiegel Online: AKW in Nachbarländern: Direkt hinter der Grenze lauert die Gefahr vom 27. März 2011
  8. DER SPIEGEL 25/2001: Absage nach Pannenserie vom 18. Juni 2001
  9. Spiegel Online: Pannen-Meiler Temelin: Tschechisches AKW leckt vom 7. Juni 2004
  10. Vienna Online: Tausende Liter verstrahltes Wasser vom 4. August 2006
  11. Deutsche Welle: Zweites Tschernobyl verhindert vom 4. August 2006
  12. Land Oberösterreich: Landeskorrespondenz Nr. 179 vom 4. August 2006
  13. DER SPIEGEL 37/2013: Neue Zweifel an Reaktorsicherheit vom 9. September 2013
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