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Version vom 26. Juni 2016, 23:51 Uhr

Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Türkei

Einstiegspläne seit 1970

Datei:Ankara.jpg

Ankara (Türkei)

Die Türkei war 1957 ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO).[1]

Nachdem die Türkei ab 1965 diverse Studien zum Einstieg in die Atomkraft gestartet hatte, wurden 1970, 1973 und 1980 mehrere Anläufe unternommen, mit dem Bau von kommerziellen Atomkraftwerken zu beginnen, die aber allesamt scheiterten.[2]

1976 wurden Akkuyu an der Mittelmeerküste und 2006 Sinop am Schwarzen Meer als Standorte für Atomkraftwerke vorgeschlagen.[3]

2006 kündigte die türkische Regierung unter Ministerpräsident Erdoğan an, sie wolle drei Reaktoren mit 5.000 MW bis 2013 bauen lassen, ohne diese auf Machbarkeit prüfen zu lassen. Bei einer Ausschreibung 2008 ging nur ein einziges Angebot eines russisch geführten Konsortiums ein, das wegen schlechter Konditionen vom höchsten Gericht abgelehnt wurde.[4]

2010 schaffte die Regierung Erdoğan die gesetzlichen Grundlagen für einen Einstieg in die Atomkraft und ließ sich auch durch die Katastrophe von Fukushima nicht von ihrem Kurs abbringen. Umweltschützer sieht Erdoğan als "Fortschrittsverhinderer" an oder setzt sie mit Terroristen gleich.[5]

Bis 2030 sollen 10 % des Energiebedarfs durch AKW gedeckt werden.[6]

Die Türkei besitzt bereits einen TRIGA-Forschungsreaktor mit der Bezeichnung ITU-TRR und einer Leistung von 250 KW, der am 11. März 1979 in Betrieb genommen wurde. Zwei weitere Forschungsreaktoren sind außer Betrieb.[7]

Die Türkei ist stark bis sehr stark erdbebengefährdet.[8]

 


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Akkuyu

Als 1976 die Lizenz für den Standort Akkuyu erteilt wurde, hatte es Widerstand von Seiten einfacher Bauern in der Umgebung gegeben, die ihre Häuser räumen mussten. Die Baupläne wurden jedoch wegen der Konditionen ausländischer Kraftwerksbauer verworfen.[5]

Laut IAEO sind am Standort Akkuyu an der Südküste der Türkei südwestlich von Mersin vier russische WWER-Reaktoren mit je 1.200 MW Leistung geplant, bei denen 2016/2017/2018/2019 der Baubeginn erfolgen soll. Die vier Einheiten sollen 2020/2021/2022/2023 ans Netz gehen. Es sind Laufzeiten von 60 Jahren vorgesehen.[2]

Mit dem Bau der vier Reaktoren ist der russische Konzern Rosatom beauftragt worden. Die Kosten werden auf 20 Mrd. Euro geschätzt.[15] Offensichtlich ist aber die Finanzierung problematisch, denn Russland hat sich bereit erklärt, der Türkei 22 Mrd. Dollar für den Bau zu leihen.[16] Das Umwelt- und Stadtplanungsministerium lehnte einen Umweltverträglichkeitsbericht ab, der das Projekt verzögern könnte.[17] Gegen den Bau des AKW Akkuyu gibt es Proteste im benachbarten Zypern.

Im Januar 2014 warfen türkische Umweltschützer den Behörden vor, ohne Prüfung der Erdbebengefahr und der Umweltverträglichkeit mit den Bauarbeiten begonnen zu haben. Es seien Planierarbeiten und Sprengungen durchgeführt worden.[18] Im Februar 2014 wurde berichtet, dass sich das Projekt aufgrund unzureichender Informationen der russischen Agentur Rosatom zur Umweltverträglichkeit um mindestens ein Jahr verschieben könnte.[19]

Im April 2015 fand die Grundsteinlegung unter Protesten von Anwohnern und Umweltaktivisten statt. Die Region liegt direkt auf der Ecemis-Linie, bei der zwei tektonische Platten aneinander reiben und Erdbebenstärken von 7,9 auf der Richterskala erzeugt werden können. Wegen der Kühlung wird zudem ein starker Anstieg der Meereswassertemperaturen befürchtet.[20]

Im Dezember 2015 stoppte Rosatom die Bauarbeiten wegen diplomatischer Spannungen zwischen der Türkei und Russland. Die türkische Regierung sucht nach einem neuen Bauherrn.[21]

Türkei_Erdogan_setzt_auf_Kernkraft

Türkei Erdogan setzt auf Kernkraft

3sat, veröffentlicht auf YouTube am 28. Februar 2015

Türkei_will_erstes_Akw_bauen_-_in_Erdbebengebiet

Türkei will erstes Akw bauen - in Erdbebengebiet

afp, hochgeladen auf YouTube am 24. März 2011


Sinop

Am Standort Sinop an der Schwarzmeerküste nordwestlich von Samsun sollen nach Informationen der IAEO vier japanische ATMEA-1-Reaktoren mit je 1.120 MW errichtet werden. Mit deren Bau soll 2019/2020/2023/2024 begonnen werden, und die Einheiten sollen 2023/2024/2027/2028 ans Netz gehen. Wie in Akkuyu sind Laufzeiten von 60 Jahren geplant.[2] Die Kosten werden auf 22 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Auftrag zum Bau wurde im Mai 2013 an die japanische Mitsubishi Heavy Industries und die französische AREVA vergeben. Betreiber sollen die französische GDF Suez und ein türkischer Partner werden.[22]

Der Widerstand in der türkischen Bevölkerung hat zugenommen, weil man der Türkei das technische Know-how nicht zutraut und Sinop bereits schlechte Erfahrungen mit der Atomenergie gemacht hat. Nach der Tschernobyl-Katastrophe wurden Plantagen in dieser Region am Schwarzen Meer radioaktiv verstrahlt.[23]

Ein Bündnis türkischer Atomkraftgegner versucht weiterhin, den Bau zu verhindern. Die gleiche Menge an Strom ließe sich durch Windenergie nämlich kostengünstiger produzieren. Die konservative Regierung der Türkei halte jedoch am Neubau überteuerter Atomkraftwerke fest.[24]

Igneada

Ende Mai 2013 kündigte Energieminister Yıldız an, nach erfolgreichem Einsatz der ersten beiden AKW ein drittes Atomkraftwerk mit eigenen Ressourcen bauen zu wollen. Die Türkei solle so zur "Produktionsbasis" für ähnliche Pläne in Nachbarländern werden.[25]

Im Oktober 2015 wurde Igneada in der Provinz Kirklareli als Standort für ein drittes türkisches AKW benannt. Igneada liegt an der Küste des Schwarzen Meeres, ungefähr 10 Kilometer von der bulgarischen Grenze entfernt.[26]

→ AtomkraftwerkePlag: Uranabbau in der Türkei

(Letzte Änderung: 26.06.2016)

Einzelnachweise

  1. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 IAEO: Country Nuclear Power Profiles/Turkey abgerufen am 14. Februar 2015
  3. WNA: Emerging Nuclear Energy Countries abgerufen am 5. Januar 2013
  4. nti.org: Turkey abgerufen am 23. Oktober 2014
  5. 5,0 5,1 5,2 Spiegel Online: Die Unbeirrbaren vom Bosporus vom 15. März 2011
  6. DeutschTürkischeNachrichten: Erdoğan: Ab 2030 zehn Prozent der Elektrizität aus Atomenergie vom 28. März 2012
  7. IAEO: Research Reactors/Countries: Turkey abgerufen am 4. April 2014
  8. Süddeutsche.de: Die gefährlichsten AKW-Standorte der Welt vom 7. März 2012
  9. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  10. WNA: Emerging Nuclear Energy Countries abgerufen am 5. Januar 2013
  11. nti.org: Turkey abgerufen am 23. Oktober 2014
  12. DeutschTürkischeNachrichten: Erdoğan: Ab 2030 zehn Prozent der Elektrizität aus Atomenergie vom 28. März 2012
  13. IAEO: Research Reactors/Countries: Turkey abgerufen am 4. April 2014
  14. Süddeutsche.de: Die gefährlichsten AKW-Standorte der Welt vom 7. März 2012
  15. ORF.at: Türkei will 2019 erstes AKW ans Netz bringen vom 15. Februar 2013
  16. Focus Online: Wladimir Putins große Geste - Russland leiht Türkei Milliarden für Atomkraftwerk vom 4. Dezember 2012
  17. DeutschTürkischeNachrichten: Erstes AKW in der Türkei: Verzögert ein Umweltbericht das ganze Projekt? vom 29. Juli 2013
  18. taz.de: Atomkraftwerk in der Türkei - Erstmal losbauen vom 31. Januar 2014
  19. worldnuclearreport.org: Further Delay in Akkuyu Turkish Nuclear Power Project vom 13. Februar 2014
  20. Deutsche Welle: AKW-Bau ohne Rücksicht auf Verluste? vom 18. April 2015
  21. Spiegel Online: Diplomatische Spannungen: Russland stoppt Bau von türkischem AKW vom 9. Dezember 2015
  22. wirtschaftsblatt.at: Franzosen und Japaner bauen zweites AKW in der Türkei vom 6. Mai 2013
  23. Frankfurter Rundschau: Ankaras Atomeinstieg schürt Ängste vom 20. September 2008
  24. heise online: Türkei: Windkraft wäre günstiger vom 15. Februar 2013
  25. DeutschTürkischeNachrichten: Strikter Atomkurs: Türkei will drittes AKW selbst bauen vom 28. Mai 2013
  26. nuklearforum.ch: Türkei: Standort für drittes Kernkraftwerk benannt vom 20. Oktober 2015