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Version vom 23. Oktober 2014, 13:41 Uhr

Reaktoren außer Betrieb > Stendal (Sachsen-Anhalt)
Unvollendete Anlagen > Stendal (Sachsen-Anhalt)

Baubeginn: 1. Dezember 1982 (Stendal-1) und 1. Dezember 1984 (Stendal-2) •
Ende Bauarbeiten: 1. März 1991[1] • Ende Rückbau: offen

Unvollendetes drittes AKW

Kernkraftwerk Stendal 2012 Pano

AKW Stendal

Das nach Rheinsberg und Greifswald/Lubmin dritte AKW Stendal in der ehemaligen DDR wäre mit seinen vier geplanten Reaktoren zu je 1.000 MW Leistung das größte Atomkraftwerk auf deutschem Boden geworden. Die Anlage auf dem Gebiet des abgerissenen Ortes Niedergörne, 15 Kilometer nordöstlich von Stendal in Sachsen-Anhalt am linken Elbufer gelegen,[2] wurde jedoch nie fertiggestellt und stellt eine der größten Investitionsruinen Deutschlands dar.

Geplante Leistungserhöhung von 440 auf 1.000 MW

Über den Bau eines dritten Atomkraftwerks hatte Willi Stoph bereits am 22. März 1965 mit einer sowjetischen Delegation verhandelt, und am 29. März brachte er im Politbüro eine Vorlage dazu ein. Das Konzept ließ man bewusst offen, plante aber eine Errichtung in den Jahren 1979/1980.[3]

Konkret ist das Stendal-Projekt auf einen Beschluss des Präsidiums des Ministerrats der DDR am 16. April 1970 begründet, ein drittes Atomkraftwerk nördlich von Magdeburg zu bauen. Wegen der dichten Besiedelung der Gegend war der Beschluss schon zu Beginn umstritten. Bei der Wahl des zu wählenden Reaktortyps herrschte zunächst große Unsicherheit. Waren 1970 zunächst zwei, danach vier Reaktoren mit je 1.000 MW Leistung geplant, beschloss der Ministerrat 1973 aufgrund von Lieferschwierigkeiten den Bau von vier Reaktoren mit je 440 MW Leistung. 1976 wurde das ursprüngliche Konzept mit den leistungsstärkeren Reaktoren wiederaufgenommen – auf Anraten der Sowjetunion, die auch den größten Teil der Ausrüstung bereitstellte. Nach dem Kernenergieprogramm von 1983 sollten die Reaktoren 1991, 1993, 1995 und 1997 in Betrieb gehen.[4]

1971 wurde der "Aufbaustab des KKW III" gegründet, 1974 die Baustelle bei Niedergörne eröffnet. Eine erste offizielle Meldung erschien in der Magdeburger "Volksstimme" vom 1. August 1974.[5] Wegen der Bauarbeiten wurde Niedergörne abgerissen, die Einwohner wurden umgesiedelt.[6]

→ ycdt.de: Das Dorf Niedergörne und das DDR KKW Stendal  (Bilder und Dokumente zu Niedergörne)

Hersteller der Reaktoren 1 und 2 mit je 1.000 MW Leistung war der VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[7] Die Bauarbeiten begannen laut IAEO am 1. Dezember 1982 und am 1. Dezember 1984.[1]

Verzögerungen und explodierende Kosten

Ab 1986, nach der Tschernobyl-Katastrophe, kam es zu Protesten von Umweltgruppen gegen das Atomkraftwerk. Der Bau kam nur langsam und unter großen Schwierigkeiten voran. "In den Fundamenten bildeten sich 1987 Risse, der Bau des Maschinenhauses schritt nicht voran, die Schweißtechnologie genügte nicht den Qualitätsanforderungen für das Containment. 1989 fand die Inspektion des Ministeriums die Baustelle in einem völlig verwahrlosten Zustand vor."[8]

Die Kosten für die erste Baustufe (zwei Reaktoren) explodierten: Während diese im Kennziffernkatalog von 1984 mit 11.140 Mrd. Mark angegeben wurden[9], stiegen sie in der Grundsatzentscheidung von 1985/86 auf 15.157 Mrd. Mark und der Grundsatzentscheidung 1989 auf 20.226 Mrd. Mark.[10]

1989 war eine Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik im Rahmen einer Rekonstruktion geplant.[11]

Noch 1990 wurde am Atomkraftwerk im Auftrag der Treuhandanstalt weitergebaut, es arbeiteten 7.000 Menschen auf der Baustelle. Siemens plante eine Fortführung des Baus. Dass Block A, wie im Artikel behauptet wird, zu 90 bis 95 % fertiggestellt war, dürfte nicht auf Tatsachen beruhen.[12] So werden in einem Dokument aus dem Archiv des AKW folgende Realisierungsgrade der Bauleistungen genannt: 75 % für Block 1, 30 % für Block 2, 55 % für Nebenanlagen (Stand 1. Juli 1990).[13] Der "Spiegel" kritisierte den Weiterbau im Dezember 1990 als Geldverschwendung.[14]

Anbei einige Bilder aus dem Jahre 1990:

→ Reaktorgebäude A mit Betriebsgebäude am Block A: http://www.ycdt.de/kkw-stendal/kkw1990-12.jpg
→ Kühltürme A1, A2 und B1: http://www.ycdt.de/kkw-stendal/kkw1990-15.jpg
→ Inaktive Werkstatt, Zentrale Baustelleneinrichtungen: http://www.ycdt.de/kkw-stendal/kkw1990-10.jpg

Baustopp und Abriss

Wegen zunehmender Proteste, aufgrund von Sicherheitsdefiziten und aus ökonomischen Gründen wurde das AKW nach der Wiedervereinigung nicht mehr realisiert.[15] Nach Schätzungen von 1990 wären für die Fertigstellung der ersten beiden Reaktoren weitere sieben bis acht Mrd. Deutsche Mark erforderlich gewesen.[16]

Nachdem bereits im September 1990 ein vorläufiger Baustopp ausgesprochen worden war[17], wurden die Baumaßnahmen am 1. März 1991 offiziell beendet.[1] Da noch keine Brennstäbe installiert wurden, gab es keine Kontamination, und der Abriss konnte konventionell erfolgen.[18] Der erste der 150 Meter hohen Kühltürme wurde 1994, die beiden letzteren wurden 1999 von PreussenElektra gesprengt.[19]

Derzeit werden die Archive des Atomkraftwerks Stendal gesichtet und Originaldokumente im Internet veröffentlicht. Hier findet man auch Fotografien und Bilder vom Rückbau seit 1992.[20]
(Status: 12. Juli 2013)

Fernsehbeiträge

Der_Koloss_von_Stendal_-_die_teuerste_Baustelle_der_DDR_DOKU_(mdr_2o13)

Der Koloss von Stendal - die teuerste Baustelle der DDR DOKU (mdr 2o13)

mdr 2013

Mdr_aktuell_1994_Sprengung_des_ersten_Kühlturms,_KKW_Stendal

Mdr aktuell 1994 Sprengung des ersten Kühlturms, KKW Stendal

mdr aktuell 1994

Links

→ AtomkraftwerkePlag: Atompolitik in der ehemaligen DDR
→ ycdt.de: Kernkraftwerk Stendal - gestern - heute – morgen. Sichtung der Archive des AKW Stendal
→ robotrontechnik.de: Nur unsere Gesichter strahlten: Kernkraftwerk Stendal vom 15. Juli 2012
→ Wikipedia: Kernkraftwerk Stendal

(Letzte Änderung: 23.10.2014)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 IAEO: Country Nuclear Power Profiles 2013 - Germany abgerufen am 27. Mai 2014
  2. Wikipedia: Kernkraftwerk Stendal abgerufen am 15. September 2014
  3. Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945–1965 (Diss.) vom Oktober 2011. S. 602.
  4. Johannes Abele: Kernkraft in DDR - Zwischen nationaler Industriepolitik und sozialistischer Zusammenarbeit, in: TU Dresden/Hannah-Arendt-Institut, Berichte und Studien Nr. 26, Dresden 2000. S. 45, 60, 62f.
  5. ycdt.de: KKW Kernkraftwerk Stendal - Anfang der Baustelle und Baustellenchronik abgerufen am 30. Dezember 2012
  6. jugendstiftung.org: Ein Dorf musste verschwinden abgerufen am 27. Juni 2013
  7. BfS: Kernkraftwerke in Deutschland abgerufen am 12. August 2014 (via Wayback)
  8. Johannes Abele: Kernkraft in DDR - Zwischen nationaler Industriepolitik und sozialistischer Zusammenarbeit, in: TU Dresden/Hannah-Arendt-Institut, Berichte und Studien Nr. 26, Dresden 2000. S. 65f. und 101
  9. ycdt.de: Kennziffernkatalog vom November 1984
  10. ycdt.de: Grundsatzentscheidung VEB KKW Stendal 1. Baustufe vom 15. Dezember 1989
  11. Johannes Abele: Kernkraft in DDR - Zwischen nationaler Industriepolitik und sozialistischer Zusammenarbeit, in: TU Dresden/Hannah-Arendt-Institut, Berichte und Studien Nr. 26, Dresden 2000. S. 71.
  12. mdr.de: Das unvollendete Kernkraftwerk vom 14. Juli 2010
  13. ycdt.de: Lagebericht und vorläufige Konzeption der Geschäftstätigkeit vom 20. Juli 1990
  14. DER SPIEGEL 52/1990: Absurdes Schauspiel vom 24. Dezember 1990
  15. dipbt.bundestag.de: Unterrichtung durch die Bundesregierung, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/3650, Seite 8 vom 18. August 2004
  16. ycdt.de: Grundstrategie für die Weiterführung des Investitionsvorhabens abgerufen am 27. Juni 2013
  17. ycdt.de: KKW Stendal - Vorläufiger Baustop vom 17. September 1990
  18. BfS: Übereinkommen über nukleare Sicherheit vom Juli 1998
  19. Spiegel Online: Stendal: AKW-Kühltürme gesprengt vom 29. Oktober 1999
  20. ycdt.de: Kernkraftwerk Stendal - gestern - heute – morgen abgerufen am 30. Dezember 2012