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Atomenergie in Europa > Serbien und ehemaliges Jugoslawien

Einstieg in die Atomkraft geplant

Panorama Belgrad

Belgrad (Serbien)

Serbien besitzt laut IAEO einen Forschungsreaktor im Vinča-Institut in Belgrad mit der Bezeichnung RB, der am 29. April 1958 im ehemaligen Jugoslawien in Betrieb genommen wurde. Ein weiterer Forschungsreaktor RA mit 6500 KW wurde am 1. August 1984 abgeschaltet.[1]

2001 wurde Serbien Mitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO).[2]

Nach Informationen der World Nuclear Association (WNA) führte die serbische Regierung 2009 Verhandlungen mit Russland über die gemeinsame Errichtung eines Atomkraftwerks zur Energieerzeugung in Serbien und erwog eine Beteiligung am AKW-Projekt Belene in Bulgarien.[3]

Mittlerweile hat Serbien jedoch erklärt, aus "grundsätzlichen Gründen" nicht in die Atomkraft einsteigen zu wollen und im Juli 2011 zusammen mit Österreich bei der OSZE einen Antrag auf Atomausstieg für alle europäischen Länder gestellt.[4]

Am 21. Oktober 2019 unterzeichneten Serbien und der russische Konzern ROSATOM ein Abkommen zur Errichtung eines "Centre for Nuclear Science, Technology and Innovation" in Serbien. Dieses soll einen wassergekühlten Mehrzweck-Forschungsreaktor mit 20 MW Leistung sowie mehrere Laboratorien umfassen und u.a. der Produktion von Radioisotopen dienen.[5]

Am 21. März 2024 erklärte Präsident Vučić, dass Serbien vier Kleinreaktoren mit einer Kapazität von je 250 MW errichten wolle. Für die Finanzierung werde jedoch die Unterstützung von "führenden EU-Staaten" benötigt.[6]

Ehemaliges Jugoslawien: Titos Atomprogramm

Im ehemaligen Jugoslawien hatte Präsident Tito in den späten 1940er Jahren ein eigenes Atomprogramm aufgesetzt, mit dem (neben der Entwicklung der Atombombe) auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes vorangetrieben werden sollte. In diesem Rahmen wurden mehrere Atomforschungszentren gegründet: Vinča (Belgrad, 1947), das Jozef Stefan Institut (Ljubljana, 1949) und das Rudjer Boskovic Institut (Zagreb, 1950).[7]

1957 war Jugoslawien ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO).[8]

1981 wurde der erste kommerzielle Reaktor Krško in Betrieb genommen, der bis heute Strom erzeugt. → Krško (Slowenien)

Nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 wuchs jedoch der Zweifel an der Zuverlässigkeit der Atomkraft, weswegen am 7. Juli 1987 zunächst der militärische und kurz danach der zivile Teil des Atomprogramms beendet wurden. Pläne für ein zweites Atomkraftwerk in Prevlaka (heutiges Kroatien) wurden aufgegeben.[7]

Weitere Informationen unter → Prevlaka (Kroatien)

Im Institut Vinča war ein Forschungsreaktor in Betrieb, der 1948 von Russland geliefert worden war. 1953 war im serbischen Kalna ein Uranbergwerk eröffnet worden, das später aus Rentabilitätsgründen wieder aufgegeben wurde.[9] Der Forschungsreaktor wurde 1984 geschlossen, die Brennstäbe blieben aber zunächst noch dort. 2002 wurden die Brennstäbe aus Angst vor Terrorismus von Belgrad nach Russland ausgeflogen; finanziert wurde die Aktion von einer privaten US-Organisation.[10] Im Dezember 2010 wurde der letzte radioaktive Brennstoff aus dem Forschungsreaktor ins russische Majak abtransportiert.[11]

(Letzte Änderung: 21.03.2024)

Einzelnachweise

  1. IAEO: Research Reactors Database abgerufen am 22. August 2022 (in der Suche "Serbia" eingeben)
  2. IAEO: Member States abgerufen am 22. August 2022
  3. WNA: Emerging Nuclear Energy Countries abgerufen am 9. Februar 2014 (via WayBack)
  4. Kleine Zeitung: OSZE-Versammlung behandelt Antrag zu Atom-Ausstieg vom 7. Juli 2011 (via WayBack)
  5. world nuclear news: Russia, Serbia to build nuclear research centre vom 21. Oktober 2019
  6. kurier.at: Vučić: Serbien will vier Atomreaktoren bauen vom 21. März 2024
  7. 7,0 7,1 nti.org: Former Yugoslavia abgerufen am 22. August 2022
  8. IAEO: List of Member States abgerufen am 2. November 2016 (via WayBack)
  9. DER SPIEGEL 24/1974: Jugoslawien - 30 Jahre nachgedacht vom 9. Juni 1974
  10. taz.de: Uran aus Terrorangst ausgeflogen vom 24. August 2002
  11. euronews: Atommüll aus Serbien in Russland angekommen vom 23. Dezember 2010 (via WayBack)
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