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Atomenergie in Europa > Schweden

Reaktoren in Betrieb: 6 • im Bau: - • stillgelegt: 7 [1]


Von 1947 bis zur Volksabstimmung 1980

Af Chapman 2009a

Stockholm (Schweden)

Grundlage für Schwedens Einstieg in die Atomkraft war ein Entwicklungsprogramm, das 1947 beschlossen wurde. 1954 wurde ein erster Forschungsreaktor R1 in Betrieb genommen. 1957 war Schweden ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). 1963 sollten die Schwerwasserreaktoren Ågesta und Marviken eine eigene Reaktorlinie in Schweden einleiten, welche jedoch aufgegeben wurde. 1972 lieferte als erster großer kommerzieller Reaktor Oskarshamn-1 Strom.[2][3]

Nachdem sich 1980 die schwedische Bevölkerung in einer Volksabstimmung gegen die Atomkraft ausgesprochen hatte, sollten 1995/1996 die ersten beiden Reaktoren vom Netz gehen und bis 2010 der Ausstieg aus der Atomenergie erfolgen. Aber bereits 1990 strichen Schwedens Sozialdemokraten das Stilllegungsdatum von 1995/96 wieder.[4]

Als Konsequenz aus der Volksabstimmung 1980 wurden lediglich die beiden Reaktoren Barsebäck-1 und -2 in den Jahren 1999 und 2005 abgeschaltet.[5]

Reaktoren

Trotz eines Zickzackkurses der Regierungen (vgl. folgender Abschnitt) hat sich die Anzahl der aktiven Reaktoren in den letzten Jahren weiter reduziert.Nach der Abschaltung von Oskarshamn-1 und -2 (2016 und 2017) und Ringhals-2 (2019) ist am 31.12.2020 auch Ringhals-1 für immer vom Netz gegangen.[1] Derzeit sind von ehemals 12 noch sechs Reaktoren an drei Standorten am Netz.

Forsmark
Oskarshamn
Ringhals

Ågesta (stillgelegt)
Barsebäck (stillgelegt)
Marviken (verworfen)

Equirectangular projection SW AKW-Standorte

Die vier schwedischen Forschungsreaktoren wurden außer Betrieb genommen bzw. stillgelegt.[6]

Unklarer Kurs

Ringhals Vattenfall

AKW Ringhals (Schweden)

Am 5. Februar 2009 hob die konservative Regierung unter Fredrik Reinfeldt das seit dem Referendum von 1980 bestehende Neubauverbot auf und beschloss, alle zehn schwedischen Reaktoren durch neue zu ersetzen. Im Juni 2010 bestätigte der schwedische Reichstag diesen Beschluss.[5][7]

Im Juli 2011 wurde bekannt, dass Vattenfall – aufgrund falscher kommerzieller Rahmenbedingungen und des Stromüberschusses – keinen Neubau in Schweden mehr anstrebt.[8]

Im Dezember 2012 stellte die konservative schwedische Regierung ihren "Energiefahrplan 2050" vor. Danach soll 2050 genauso viel Atomstrom produziert werden wie heute. Da sich keine Investoren für neue Reaktoren finden, hätte dies die Folge, dass Schweden, wenn es seinen Energiemix nicht ändern würde, seine Atomkraftwerke 70 bis 80 Jahre laufen lassen müsste.[9]

In den Jahren 2012 und 2013 sprach sich eine Mehrheit der Schweden für einen Ausstieg aus der Atomenergie aus. Auf einer Konferenz in Stockholm wurden die Risiken der Atomkraft kontrovers diskutiert.[10]

Die erste rot-grüne Regierung in Schweden kündigte bei ihrem Amtsantritt im Oktober 2014 an, in Schweden keine neuen Atomkraftwerke mehr bauen zu wollen. Alle Planungen für Neubauten sollten gestoppt werden, einen formalen Ausstiegsbeschluss gab es allerdings nicht. Die Atomwirtschaft sollte stärker an den Gesamtkosten beteiligt werden; zu diesem Zweck wurde die Atommüllabgabe erhöht.[11] Ziel der neuen Koalition war es, die schwedische Energieerzeugung zu 100 % auf erneuerbare Energien umzustellen.[12]

Am 10. Juni 2016 brach die rot-grüne Regierung ihr Wahlversprechen und hob den Ausstiegsbeschluss von 2014 wieder auf: Die Errichtung von zehn neuen Einheiten wurde an Standorten erlaubt, wo alte Einheiten stillgelegt werden. Die Steuer auf Atomstrom wurde für zwei Jahre ausgesetzt. Die Umstellung auf 100 % erneuerbare Energien bis 2040 wird zwar angestrebt, es wird aber kein Termin für den Ausstieg aus der Atomenergie genannt.[13][14]

Seit 2022: Ausbau geplant

Im Oktober 2022 kündigte die neue schwedische Regierung den Bau neuer Reaktoren an; außerdem soll geprüft werden, was zur Wiederinbetriebnahme der Reaktoren Ringhals 1 und 2 erforderlich wäre.[15]

Im November 2023 stellte die schwedische Regierung einen Fahrplan zum Ausbau der Atomenergie vor: Bis spätestens 2035 sollen AKW mit einer Gesamtleistung von mindestens 2.500 MW errichtet werden, bis 2045 bis zu zehn neue Großreaktoren. Das energiepolitische Ziel wird "von 100% erneuerbar auf 100% fossilfrei" geändert.[16]

(Letzte Änderung: 09.03.2024)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEA: PRIS - CountryStatistics/Sweden abgerufen am 15. März 2021
  2. IAEO: Country Nuclear Power Profiles/Sweden abgerufen am 15.März 2021
  3. IAEO: Member States abgerufen am 15. März 2021
  4. DER SPIEGEL 44/1991: Phönix aus der Asche vom 28. Oktober 1991
  5. 5,0 5,1 Spiegel Online: Wende in der Energiepolitik: Schweden baut wieder Atomkraftwerke vom 5. Februar 2009
  6. IAEO: Research Reactors/Countries: Sweden abgerufen am 15. März 2021
  7. Radio Schweden: Historischer Beschluss zur Kernkraft vom 17. Juni 2010 (via WayBack)
  8. taz.de AKW-Neubau in Schweden abgesagt - Vattenfall will nicht mehr vom 6. Juli 2011
  9. taz.de: Andauernde Sicherheitsmängel - Alte Schweden-AKWs vom 10. Dezember 2012
  10. Radio Schweden: Braucht Schweden die Atomkraft noch? vom 12. April 2013 (via WayBack)
  11. taz.de: Energieunternehmen in Schweden - Atomkonzerne unter Druck vom 6. Oktober 2014
  12. Der Tagesspiegel: Rot-Grün in Stockholm zieht Vattenfall den Stecker vom 3. Oktober 2014
  13. tagesschau.de: Rückzieher vom Atomausstieg - Schweden will doch wieder Kernenergie vom 10. Juni 2016 (via WayBack)
  14. world nuclear news: Sweden abolishes nuclear tax vom 10. Juni 2016
  15. nuklearforum.ch: Schweden: Neue Regierung will Kernkraft ausbauen vom 17. Oktober 2022
  16. world nuclear news: Sweden plans 'massive' expansion of nuclear energy vom 17. November 2023
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