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Atomenergie in Europa > Frankreich > Saint-Laurent (Frankreich)
Weitere Atomunfälle und Störfälle > Saint-Laurent (Frankreich)

2 gasgekühlte Reaktoren, 2 Druckwasserreaktoren •
Leistung: 500 MW/530 MW/956 MW/956 MW • Typ: UNGG/UNGG/CP2/CP2 •
Hersteller: Groupment Industriel Francais (Saint-Laurent A-1/-2); Framatome (Saint-Laurent B-1/-2) •
Baubeginn: 1963/1966 (St. Laurent A-1 und -2), 1976 (St. Laurent B-1 und -2) •
Inbetriebnahme: 1969/1971 (St. Laurent A-1 und -2), 1981 (St. Laurent B-1 und -2) • [1][2]
Abschaltung: 1990/1992 (St. Laurent A-1 und -2)/offen (St. Laurent B-1 und -2)


Atomkraftwerk bei Orléans

Saint-Laurent des Eaux Centrale (1)

AKW Saint-Laurent (Frankreich)

Am Standort Saint-Laurent ereigneten sich zwei atomare Unfälle, aus denen partielle Kernschmelzen resultierten. Saint-Laurent befindet sich im Département Loir-et-Cher am linken Ufer der Loire, lediglich 30 km südöstlich der Großstadt Orleans.[3]

Die Unfälle fanden in Saint-Laurent A-1 und A-2 statt, zwei UNGG-Reaktoren, die zu den ersten gehörten, die in Frankreich gebaut wurden (UNGG = Uranium Naturel Graphite Gaz / Natururan-Graphit-Gas-Reaktoren).[4] Sie wurden 1969/1971 in Betrieb genommen und 1990/1992 abgeschaltet.[1] Am selben Standort wurden ab 1976 zwei Druckwasserreaktoren mit je 956 MW Leistung errichtet und 1981 in Betrieb genommen (Saint-Laurent B-1 und B-2). Eigentümer und Betreiber der Anlage Saint-Laurent ist die Électricité de France.[1] Hersteller von Saint-Laurent A-1 und -2 war Groupment Industriel Francais, von Saint-Laurent B-1 und -2 Framatome (heute AREVA)). Ein dritter und ein vierter Siedewasserreaktor mit je 1.003 MW waren geplant, wurden aber im Juni 1975 verworfen.[2]

1969: Partielle Kernschmelze in Reaktor A-1

A1 A2 saint laurent FK

AKW Saint-Laurent, Reaktoren A-1 und A-2

Der erste Unfall im Reaktor A-1 am 17. Oktober 1969 wurde aufgrund menschlichen Versagens und eines technischen Fehlers verursacht. Beim Beladen von vier Brennstoffkammern stoppte die Maschine mehrmals Kommandos, der Mitarbeiter widerrief jedoch die Stopps und lud weiter. Wegen Überhitzung und eines Anstiegs der Radioaktivität wurde Alarm ausgelöst, die Notabschaltung in Gang gesetzt. Einige gerade geladene Brennelemente schmolzen. Da die Kühlung noch mit einem Viertel des Normalwertes funktionierte, blieb eine größere Katastrophe aus. Nur geringe Mengen an Radioaktivität traten aus dem Gebäude aus. Die Reinigung des Gebäudes dauert ein Jahr, danach wurde der Reaktor wieder in Betrieb genommen.[5][6][7][8]

Das Ereignis wurde als Unfall der INES-Stufe 4 klassifiziert.[9]

1980: Partielle Kernschmelze in Reaktor A-2

Der zweite Unfall in Saint-Laurent, der als schwerster in der französischen Geschichte bezeichnet wird, ereignete sich im Reaktor A-2 am 13. März 1980. Eine Metallplatte hatte sich gelöst und verstopfte Dutzende von Kühlrohren, woraufhin das Kühlsystem teilweise ausfiel. Zwei Brennelemente schmolzen, die radioaktive Belastung des Kühlgases stieg massiv an. Glücklicherweise funktionierte die Notabschaltung, und der Reaktor wurde automatisch deaktiviert. Die Aufräumarbeiten waren 2011 noch nicht abgeschlossen.[10] Trotz erhöhter Strahlung des Reaktorgebäudes wurde der Reaktor noch weiterbetrieben.[11]

Das Ereignis wurde als Unfall der INES-Stufe 4 klassifiziert.[9]

Die Stilllgegung der 1990/1992 abgeschalteten UNGG-Reaktoren läuft in zwei Phasen ab: einem teilweisen Rückbau nach der Abschaltung und einem endgültigen Abriss nach 50 Jahren.[12]

Saint-Laurent B

Am 27. Oktober 2002 wurde gemeldet, dass bei den Atomkraftwerken Dampierre und Saint-Laurent Auslegungslücken bei Flutbehältern und Hilfsspeisewassertanks entdeckt wurden, was die Widerstandsfähigkeit dieser Komponenten gegen Erdbeben beeinträchtigen könnte.[13]

(Letzte Änderung: 11.11.2021)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 IAEO: PRIS - Country Statistics/France abgerufen am 11. November 2021
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. WNA: St. Laurent B1, France abgerufen am 11. November 2021
  4. WNA: Nuclear Power in France abgerufen am 6. November 2021
  5. google.books.de: Descriptions of selected accidents that have occurred at nuclear reactor facilities (Seite 35) von April 1980
  6. green.blogs.nytimes.com: Keeping Score on NuclearAccidents vom 12. April 2011 (via WayBack)
  7. books.google.de: Nuclear Energy Encyclopedia: Science, Technology, and Applications (Kapitel 15.2) von 2010
  8. jaif.or.jp: Lessons learned WANO action to improve Nuclear Safety vom 17. August 2012
  9. 9,0 9,1 world-nuclear.org: Safety of Nuclear Power Reactors/Reporting nuclear incidents abgerufen am 11. November 2021
  10. SWR: Nukleare Ereignisse vom 17. März 2011 (via WayBack)
  11. tagesschau.sf.tv: Die schwersten Atomkatastrophen vom 12. März 2011 (via WayBack)
  12. eoearth.org: Decommissioning nuclear facilities vom 30. Dezember 2009
  13. nulearforum.ch: Frankreich: Erdbebensicherheit von Kernkraftwerkskomponenten untersucht vom 27. Oktober 2002
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