AtomkraftwerkePlag Wiki
Advertisement

Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Südkorea

Atomkraftwerke als "Muss" und Exportschlager

Seoul sykline

Seoul (Südkorea)

Südkorea ist einer der wenigen Staaten weltweit, in denen der Bestand an Atomkraftwerken ungeachtet der Fukushima-Katastrophe nennenswert erweitert wird.

Der ostasiatische Staat war 1957 ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO)[1] und verabschiedete ein Jahr später ein Atomgesetz. In den 1970er Jahren setzte Südkorea ein ambitioniertes Atomprogramm auf. Während das Land anfangs schlüsselfertige Reaktoren erwarb, entwickelte es später eigene Reaktortypen, wie den OPR-1000 und den APR-1000.[2]

Derzeit sind nach der Abschaltung von Kori-1[3] noch 24 Reaktoren an sieben Standorten am Netz, zwei weitere aus südkoreanischer Produktion werden am Standort Shin-Hanul gebaut. Eine neue Anlage ist in Cheonji geplant.[4] 2012 verkündete Präsident Lee Myung-bak bei der Grundsteinlegung in Shin-Hanul stolz: "Kernenergie ist nicht eine Option, sondern ein Muss."[5] Atomkraftgegner hingegen warnen vor Naturkatastrophen, menschlichem Versagen und möglicher Bombardierungen durch Nordkorea.[6]

Bis 2030 soll der Anteil der Atomkraft an der Energieerzeugung auf über 40 % gesteigert werden. Die koreanische Regierung vermarktet Atomenergie international über die Korea Electric Power Company (KEPCO) als "sauber" und "grün".[7] So baut KEPCO ein AKW mit vier Reaktoren in Barakah (Vereinigte Arabische Emirate).

Südkorea besitzt außerdem zwei Forschungsreaktoren mit der Bezeichnung AGN-201K und Hanaro, die 1982 und 1995 in Betrieb gegangen sind (Stand: 4. April 2014). Ein weiterer Versuchsreaktor mit der Bezeichnung KJRR und 50 MW Leistung ist geplant.[8]

Informationen zu den Standorten mit kommerziellen Reaktoren auf den Seiten:
Hanbit
Hanul
Shin-Hanul (im Bau)
Kori
Shin-Kori
Wolsong
Shin-Wolsong

Geplanter Standort:
Cheonji

 



Die Karte wird geladen …

Interaktive Karte
Bei Fehlern in der Kartendarstellung Cache leeren.

Im Oktober 2015 kündigte die südkoreanische Regierung an, umgerechnet 523 Mio. US-Dollar in den Industriezweig für den AKW-Bau investieren zu wollen. Die Technologien sollen weiterentwickelt, ein Forschungszentrum gegründet werden.[18]

Gefälschte Zertifikate und skeptische Bevölkerung

Sicherheitsmängel_Südkorea_schaltet_Atomkraftwerke_ab

Sicherheitsmängel Südkorea schaltet Atomkraftwerke ab

Veröffentlicht am 5. November 2012 auf YouTube

In den Jahren 2012 und 2013 wurde das Vertrauen in die Atomindustrie durch Skandale um gefälschte Sicherheitspapiere erschüttert. Mehrere Reaktoren mussten abgeschaltet und hohe Haftstrafen ausgesprochen werden. In Umfragen zeigt sich, dass ein steigender Anteil der Bevölkerung der Atomkraft kritische gegenübersteht. Während 2010 noch 71 % und 2012 noch 40 % diese befürworteten, waren es nach Umfragen vom Mai 2013 nur noch 35 %.[19][20] In der "Korea Times" erschien 2013 ein ausführlicher Artikel dazu.[21]

Im Mai 2013 wurden zwei AKW auf Ersuchen lokaler Fischer, die wegen sinkender Verkaufszahlen eine Petition einreichten, umbenannt: Yonggwan in Hanbit, Ulchin in Hanul.[22]

Proteste in Samcheok

Die Stadt Samcheok in der Gangwon-Provinz,180 Kilometer östlich der Hauptstadt Seoul, wurde als Standort für ein neues Atomkraftwerk erwogen.[23]

2014 hat sich Samcheok jedoch zu einer "Speerspitze der Anti-Atomkraft-Bewegung" in Südkorea entwickelt. Die Bürger protestierten mit Transparenten gegen einen AKW-Neubau, und in einem juristisch nicht bindendem Referendum sprachen sich 85,4 % der Befragten in der Stadt dagegen aus (Wahlbeteiligung: 68 %). Samcheok hatte 1998 schon einmal den Bau eines AKW verhindert.[24]


(Letzte Änderung: 25.06.2017)

Einzelnachweise

  1. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  2. IAEO: Country Nuclear Power Profiles/Republic of Korea abgerufen am 14. Februar 2015
  3. The Korea Times: Nation's first nuke reactor Kori 1 shuts down vom 18. Juni 2017
  4. IAEA PRIS: Country Details/Korea, Republic of
  5. www.nuklearforum.ch: Südkorea: Grundsteinlegung für Shin-Ulchin-1 und -2 vom 8. Mai 2012
  6. Süddeutsche.de: Südkorea setzt trotz neuer Störfälle weiter auf Atomkraft vom 2. Oktober 2012
  7. Zeit Online: "Grünes Wachstum" durch Kernkraft vom 30. Juni 2011
  8. IAEO: Research Reactors/Countries: Korea, Republic of abgerufen am 4. April 2014
  9. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  10. IAEO: Country Nuclear Power Profiles/Republic of Korea abgerufen am 14. Februar 2015
  11. The Korea Times: Nation's first nuke reactor Kori 1 shuts down vom 18. Juni 2017
  12. IAEA PRIS: Country Details/Korea, Republic of
  13. www.nuklearforum.ch: Südkorea: Grundsteinlegung für Shin-Ulchin-1 und -2 vom 8. Mai 2012
  14. Süddeutsche.de: Südkorea setzt trotz neuer Störfälle weiter auf Atomkraft vom 2. Oktober 2012
  15. Zeit Online: "Grünes Wachstum" durch Kernkraft vom 30. Juni 2011
  16. Die Presse: Südkorea und Indien unterzeichnen Atomabkommen vom 25. Juli 2011
  17. IAEO: Research Reactors/Countries: Korea, Republic of abgerufen am 4. April 2014
  18. KBS World Radio: Regierung will massiv in Technologie für AKW-Rückbau investieren vom 6. Oktober 2015
  19. FAZ.net: Gefälschte Sicherheitsdokumente - Südkorea nimmt Atomkraftwerke vom Netz vom 28. Mai 2013
  20. n-tv.de: Erneut gefälschte Zertifikate aufgetaucht vom 5. Juni 2013
  21. The Korea Times: Endless scandals hit nuclear power supplier vom 1. September 2013 (via WayBack)
  22. nuklearforum.ch: Südkorea: Namenswechsel für zwei Kernkraftwerke vom 28. Mai 2013
  23. WNA: Nuclear Power in South Korea abgerufen am 9. Oktober 2016
  24. nzz.ch: Atomkraft in Südkorea - Der Fukushima-Faktor vom 19. Oktober 2014
Advertisement