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Atomenergie in Europa > Schweden > Ringhals (Schweden)

2 aktive Druckwasserreaktoren • Leistung: 1.117 MW/1.171 MW • Typ: 2 x WH 3LP • Hersteller: Westinghouse •
Baubeginn: 1. September 1972/1. November 1973 • Inbetriebnahme: 29. Juli 1980/19. Mai 1982 •[1][2]
Abschaltung: offen


Zwei aktive Reaktoren

Ringhals Vattenfall

AKW Ringhals (Schweden)

Das Atomkraftwerk Ringhals befindet sich an der schwedischen Westküste, 60 Kilometer südlich der Stadt Göteborg.[3]

Am Standort werden die zwei Druckwasserreaktoren Ringhals-3 und -4 betrieben, die seit 1980 und 1982 Strom liefern. Die älteren Einheiten Ringhals-2 und -1 wurden 2019 bzw. 2020 für immer abgeschaltet. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Ringhals AB.[1][4] Deren Anteile gehören zu 70,4 % Vattenfall und zu 29,6 % der E.ON Kärnkraft Sverige AB.[3] Hersteller waren ASEA ATOM (Ringhals-1) und Westinghouse (Ringhals-2 bis -4).[2]

Nach einer Meldung vom 2. Februar 2015 haben die Swedish Radiation Safety Authority (SSM) und Vattenfall ihre Vorbereitungen für den Bau eines neuen Atomkraftwerks am Standort Ringhals ausgesetzt. Hintergrund ist, dass die neue schwedische Regierung einen Stopp aller geplanten AKW-Neubauten beschlossen hat.[5]

Vorzeitige Schließung von Ringhals-1 und -2

2015 gab Vattenfall bekannt, die Altreaktoren Ringhals-1 und -2 wegen mangelnder Rentabilität 2018 und 2020 schließen zu wollen, und nicht wie zuvor geplant erst 2025. Die Einheiten 3 und 4 sollten hingegen einem Upgrade unterzogen und bis in die 2040er Jahre weiterbetrieben werden.[6]

Als weiterer Grund für die geplante Schließung von Ringhals-1 und -2 wurde das Überangebot an Strom aus erneuerbaren Energien genannt.[7]

Ringhals-2 ging am 31. Dezember 2019 für immer vom Netz,[1] Ringhals-1 am 31. Dezember 2020.[4]

Missstände und Zwischenfälle

Die Liste der Missstände im Vattenfall-AKW Ringhals ist, wie auch bei den deutschen AKW Krümmel (Schleswig-Holstein) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), lange. Anbei nur einige Beispiele für den leichtsinnigen Umgang des Konzern mit seinen Atommeilern.

Im Oktober 1994 funktionierten Sicherheitsventile für einen Generator bei Ringhals 2 nicht (Störfall der INES-Stufe 2).[8]

Im September 1997 wurde eine Ventilstörung bei Ringhals 4 erst nach 19 Stunden entdeckt (Störfall der INES-Stufe 2).[8]

2006 ereignete sich eine Explosion in Ringhals-3.[9] Am 14. November 2006 brannte ein Transformatorenhaus in der Nähe eines Reaktors, der automatisch heruntergefahren wurde.[10] 2007 fasste man mehrere betrunkene Arbeiter auf dem Kraftwerksgelände. "Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 wurden 60 Zwischenfälle auf dem Werksgelände gemeldet, unter ihnen zwei der höchsten Gefahrenkategorie".[9] Die schwedische Aufsichtsbehörde stellte das AKW 2009 unter verschärfte Aufsicht, da Sicherheitsmängel nicht behoben wurden.[11]

Im Frühjahr 2011 brach in Ringhals-2 ein Feuer wegen eines Staubsaugers aus, nachdem dieser einen Kurzschluss ausgelöst hatte. Vattenfall und E.ON kostete der Schaden fast 200 Mio. Euro.[12]

Im September 2011 mussten alle Ringhals-Reaktoren wegen Schlampereien abgeschaltet werden. Man hatte in Rohren des Notkühlsystems Hinterlassenschaften von Schweißarbeiten aus den 1980er Jahren gefunden. "Bei einem Ausfall des normalen Kühlsystem hätte dieser Müll Rohrteile oder Filter verstopfen und die Funktion des Notkühlsystems entscheidend beeinträchtigen können."[13]

Im Juni 2012 wurde wenige Tage nach einer Störung "ziviler Sprengstoff" auf dem Gelände des Ringhals-Reaktors gefunden – angeblich bestand keinerlei Explosionsgefahr.[14]

Im Oktober 2012 drangen Greenpeace-Aktivisten in das AKW ein und wurden erst 27 Stunden später entdeckt, nachdem sie sich selbst beim Schwedischen Rundfunk gemeldet hatten. "Die Aktion zeigt nach Ansicht der Umweltschützer, wie schlecht es um die Sicherheit bei den Atomreaktoren bestellt ist." Die schwedische Umweltministerin rief die Betreiber zum Rapport.[15]

Im Dezember 2012 drang Meerwasser in das Innere der Anlage ein, das AKW wurde abgeschaltet. Auch das war laut der schwedischen Atombehörde TT völlig gefahrlos.[16]

Im Juni 2013 brach in der Turbinenhalle des AKWs Feuer aus.[17]

Schon seit 2005 kämpfte der Betreiber mit undichten Stellen im Reaktor Ringhals-2. Derartige Vorfälle traten 2011 sowie zuletzt im September und Oktober 2014 auf.[18]

→ Vattenfall: Kernkraftwerk Ringhals (Informationen des Betreibers)

(Letzte Änderung: 15.03.2021)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 IAEO: PRIS - Country Statistics/Sweden abgerufen am 2. Januar 2021
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. 3,0 3,1 Vattenfall: Kernkraftwerk Ringhals abgerufen am 2. Januar 2021
  4. 4,0 4,1 world nuclear news: Sweden's Ringhals 1 closes for last time vom 31. Dezember 2020
  5. nuklearforum.ch: Ringhals-Ausbaupläne gestoppt vom 2. Februar 2015
  6. world nuclear news: Upgrade allows continued operation of Ringhals units vom 17. November 2017
  7. nzz.ch: Stromschwemme in Nordeuropa vom 30. Mai 2015
  8. 8,0 8,1 Stockholm News: List of Swedish nuclear incidents vom 15. März 2011 (via WayBack)
  9. 9,0 9,1 Zeit Online: "In einem Kernkraftwerk darf es keinen Sprengstoff geben" vom 21. Juni 2012
  10. Hamburger Abendblatt: Fünf Störfälle durch Brände in Kernkraftwerken vom 30. Juni 2007
  11. Spiegel Online: Behörde stellt Vattenfall-Atomkraftwerk unter schärfere Kontrolle vom 8. Juli 2009
  12. ORF: Kurzschluss im System ausgelöst vom 14. November 2011
  13. taz: AKW-Kontrollen in Schweden - 20 Jahre Schlamperei vom 19. September 2011
  14. Focus Online: Alarm in Atomkraftwerk - Sprengstoff in schwedischem AKW entdeckt vom 21. Juni 2012
  15. FR Online: Aktivisten gelangen unbemerkt in AKW vom 10. Oktober 2012 (via WayBack)
  16. Focus Online: Ringhals bei Göteborg - Meerwasser eingedrungen – Schweden schaltet Atomreaktor ab vom 21. Dezember 2012 (via WayBack)
  17. Radio Schweden: Schäden in schwer zugänglichem Bereich - Brand im AKW Ringhals vom 12. Juni 2013
  18. Radio Schweden: Leck im Atomkraftwerk Ringhals vom 8. Oktober 2014
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