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Druckwasserreaktor • Typ: ? • Leistung: 1.300 MW •<br />
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Druckwasserreaktor • Leistung: 1.300 MW • Hersteller: BBC-BBR/Hochtief •<br />
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In seinem Bestreben, in die Atomkraft einzusteigen, plante Luxemburg in den 1970er Jahren ein Atomkraftwerk bei Remerschen, das jedoch nie realisiert wurde.
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In seinem Bestreben, in die Atomkraft einzusteigen, plante Luxemburg in den 1970er Jahren ein Atomkraftwerk bei der Gemeinde Remerschen, das jedoch nie realisiert wurde.
   
Dazu wurde eigens von [[RWE]] die "Société Luxembourgeoise d’Énergie Nucléaire" gegründet, die auch Betreibergesellschaft des deutschen AKW [[Mülheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz)]] war.<ref>tageblatt.lu: [http://www.tageblatt.lu/nachrichten/europa/story/30868206 Atomkraftwerke in Europa] vom 14. März 2011</ref>
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Dazu wurde eigens von [[RWE]] die "Société Luxembourgeoise d’Énergie Nucléaire" gegründet, die auch Betreibergesellschaft des deutschen AKWs [[Mülheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz)]] war.<ref>tageblatt.lu: [https://web.archive.org/web/20141116120620/http://www.tageblatt.lu/nachrichten/europa/story/30868206 Atomkraftwerke in Europa] vom 16. Dezember 2011 (via WayBack)</ref> Diese Gesellschaft unterzeichnete nach einer internationalen Ausschreibung am 17. Juni 1973 eine Kaufabsichtserklärung mit dem Konsortium BBC-BBR und Hochtief für einen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1.300 MW. Die Inbetriebnahme war für 1981 vorgesehen.<ref name="IAEA INIS"/>
   
Diese Gesellschaft unterzeichnete am 17. Juni 1973 eine Kaufabsichtserklärung für einen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1.300 MW. Die luxemburgische und die deutsche Regierung unterstützten das Projekt. Der Standort Remerschen im Südosten Luxemburgs war aufgrund seiner Lage im Dreiländereck und geringer Bevölkerungsdichte vorgeschlagen worden. RWE informierte die deutsche Bundesregierung im November 1973 über die Einigung mit der luxemburgischen Regierung zum Bau des AKW, dessen Auftragswert mit 1,5 Mrd. Deutsche Mark angegeben wurde. 50 % des erzeugten Stroms sollte nach Deutschland geliefert werden. Deutschland sah sich im wirtschaftlichen Wettbewerb mit Frankreich und argumentierte deshalb für Remerschen und gegen das AKW [[Cattenom (Frankreich)]], mit dessen Planung zur gleichen Zeit begonnen worden war.<ref name="forum.lu_2013">forum.lu: [http://www.forum.lu/pdf/artikel/7600_327_Tauer.pdf Kampfplatz Remerschen - Das Projekt eines Atomkraftwerks in Luxemburg aus Sicht deutscher und französischer Archive] vom März 2013</ref>
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Die luxemburgische und die deutsche Regierung unterstützten das Projekt. Der Standort Remerschen im Südosten Luxemburgs war aufgrund seiner Lage im Dreiländereck und geringer Bevölkerungsdichte vorgeschlagen worden. RWE informierte die deutsche Bundesregierung im November 1973 über die Einigung mit der luxemburgischen Regierung zum Bau des AKW, dessen Auftragswert mit 1,5 Mrd. Deutsche Mark angegeben wurde. 50 % des erzeugten Stroms sollte nach Deutschland geliefert werden. Deutschland sah sich im wirtschaftlichen Wettbewerb mit Frankreich und argumentierte deshalb für Remerschen und gegen das AKW [[Cattenom (Frankreich)]], mit dessen Planung zur gleichen Zeit begonnen worden war.<ref name="forum.lu_2013">forum.lu: [http://www.forum.lu/pdf/artikel/7600_327_Tauer.pdf Kampfplatz Remerschen - Das Projekt eines Atomkraftwerks in Luxemburg aus Sicht deutscher und französischer Archive] vom März 2013</ref>
   
Jedoch verlor das Projekt Remerschen in den folgenden Jahren immer mehr an Rückhalt in Luxemburg. Schon im Herbst 1973 wurde die erste Bürgerinitiative Museldall gegründet, die den Widerstand der Atomkraftgegner gegen das AKW Remerschen einleitete. Der Unfall im AKW [[Gundremmingen A (Bayern)]] von 1975 (Austritt radioaktiven Wassers) fachte den Widerstand weiter an, 1976 begann eine kontroverse Debatte in Luxemburg.<ref name="oeko.lu_1993">oeko.lu: [http://www.oeko.lu/forcedownloadfile.php?file=20060412112822_meenung_nr_07.pdf 20 Jahre Kampf gegen die Atomenergie in Luxemburg] von 1993 ''[Seite nicht mehr verfügbar]''</ref> Im Januar 1976 sprach sich der Gemeinderat von Remerschen gegen den Bau aus.<ref name="forum.lu_2013"/> Am 11. Dezember 1977 stimmte die sozialistische Partei LSAP mit knapper Mehrheit für ein Moratorium.<ref name="oeko.lu_1993"/> Im Dezember 1978 erhielt die luxemburgische Regierung keine Mehrheit im Parlament und suchte nach Alternativen für das Projekt.<ref name="forum.lu_2013"/><br /><br />
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Jedoch verlor das Projekt Remerschen in den folgenden Jahren immer mehr an Rückhalt in Luxemburg. Schon im Herbst 1973 wurde die erste Bürgerinitiative Museldall gegründet, die den Widerstand der Atomkraftgegner gegen das AKW Remerschen einleitete. Der Unfall im AKW [[Gundremmingen A (Bayern)]] von 1975 (Austritt radioaktiven Wassers) fachte den Widerstand weiter an, 1976 begann eine kontroverse Debatte in Luxemburg.<ref name="meko.lu_1993">meko.lu: [http://www.meco.lu/wp-content/uploads/2013/12/20060412112822_meenung_nr_07.pdf 20 Jahre Kampf gegen die Atomenergie in Luxemburg] von 1993</ref> Im Januar 1976 sprach sich der Gemeinderat von Remerschen gegen den Bau aus.<ref name="forum.lu_2013"/> Am 11. Dezember 1977 stimmte die sozialistische Partei LSAP mit knapper Mehrheit für ein Moratorium.<ref name="meko.lu_1993"/> Im Dezember 1978 erhielt die luxemburgische Regierung keine Mehrheit im Parlament und suchte nach Alternativen.<ref name="forum.lu_2013"/>
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Nachdem sich im März 1979 auch noch der Atomunfall von [[Harrisburg/Three Mile Island (USA)]] ereignet hatte, verwarf die luxemburgische Regierung das AKW-Projekt endgültig zugunsten eines Kohlekraftwerks.<ref>books.google.de: [https://books.google.de/books?id=NwxmmTos240C&pg=PA262&lpg=PA262&dq=remerschen+nuclear+power+plant&source=bl&ots=20p1Ods3bw&sig=qg6YQ7f1z1wDcn8M8h3U_NSrrKQ&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjT1tOzuYTMAhUCXSwKHXFKDHkQ6AEIMjAC#v=onepage&q=remerschen%20nuclear%20power%20plant&f=false Protest and Opportunities: The Political Outcomes of Social Movements] von 2007</ref><br /><br />
   
 
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==Einzelnachweise==
 
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[[Kategorie:Europa]]
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[[Kategorie:Luxemburg]]
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[[Kategorie:Atomanlagen (verworfen)]]

Version vom 8. März 2020, 12:41 Uhr

Atomenergie in Europa > Luxemburg > Remerschen (Luxemburg)

Druckwasserreaktor • Leistung: 1.300 MW • Hersteller: BBC-BBR/Hochtief •
Planungsbeginn: 1973 • Geplante Inbetriebnahme: 1981 •[1] Projektende: 1979


Vue op Remerschen

Gemeinde Remerschen (Luxemburg)

In seinem Bestreben, in die Atomkraft einzusteigen, plante Luxemburg in den 1970er Jahren ein Atomkraftwerk bei der Gemeinde Remerschen, das jedoch nie realisiert wurde.

Dazu wurde eigens von RWE die "Société Luxembourgeoise d’Énergie Nucléaire" gegründet, die auch Betreibergesellschaft des deutschen AKWs Mülheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz) war.[2] Diese Gesellschaft unterzeichnete nach einer internationalen Ausschreibung am 17. Juni 1973 eine Kaufabsichtserklärung mit dem Konsortium BBC-BBR und Hochtief für einen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1.300 MW. Die Inbetriebnahme war für 1981 vorgesehen.[1]

Die luxemburgische und die deutsche Regierung unterstützten das Projekt. Der Standort Remerschen im Südosten Luxemburgs war aufgrund seiner Lage im Dreiländereck und geringer Bevölkerungsdichte vorgeschlagen worden. RWE informierte die deutsche Bundesregierung im November 1973 über die Einigung mit der luxemburgischen Regierung zum Bau des AKW, dessen Auftragswert mit 1,5 Mrd. Deutsche Mark angegeben wurde. 50 % des erzeugten Stroms sollte nach Deutschland geliefert werden. Deutschland sah sich im wirtschaftlichen Wettbewerb mit Frankreich und argumentierte deshalb für Remerschen und gegen das AKW Cattenom (Frankreich), mit dessen Planung zur gleichen Zeit begonnen worden war.[3]

Jedoch verlor das Projekt Remerschen in den folgenden Jahren immer mehr an Rückhalt in Luxemburg. Schon im Herbst 1973 wurde die erste Bürgerinitiative Museldall gegründet, die den Widerstand der Atomkraftgegner gegen das AKW Remerschen einleitete. Der Unfall im AKW Gundremmingen A (Bayern) von 1975 (Austritt radioaktiven Wassers) fachte den Widerstand weiter an, 1976 begann eine kontroverse Debatte in Luxemburg.[4] Im Januar 1976 sprach sich der Gemeinderat von Remerschen gegen den Bau aus.[3] Am 11. Dezember 1977 stimmte die sozialistische Partei LSAP mit knapper Mehrheit für ein Moratorium.[4] Im Dezember 1978 erhielt die luxemburgische Regierung keine Mehrheit im Parlament und suchte nach Alternativen.[3]

Nachdem sich im März 1979 auch noch der Atomunfall von Harrisburg/Three Mile Island (USA) ereignet hatte, verwarf die luxemburgische Regierung das AKW-Projekt endgültig zugunsten eines Kohlekraftwerks.[5]

(Letzte Änderung: 08.03.2020)

Einzelnachweise