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Weitere Atomunfälle und Störfälle > Palomares, Spanien 1966

17. Januar 1966 • Absturz eines B52-Langstreckenbombers mit vier H-Bomben •
Bodenkontamination durch Plutonium


Palomares Bomb Casings

Entschärfte Atombomben von Palomares

Datei:Palomares barrels.jpg

Fässer mit verstrahlter Erde, vorbereitet für den Transport in die USA, 1966

Der Atomunfall von Palomares hatte zwar einen miliärischen Hintergrund, verdeutlicht aber das Gefahrenpotenzial von Flugzeugen, ein Faktor, der bei der Sicherheit von Atomkraftwerken oft verschwiegen wird.

Am 17. Januar 1966 kollidierte über Palomares in der spanischen Provinz Almeria ein US-amerikanischer Langstreckenbomber vom Typ B-52 beim Auftanken in der Luft mit dem Tankflugzeug und stürzte mit vier Wasserstoffbomben ab, wovon zwei zerplatzten und Plutonium freisetzten. Die Diktatur unter Franco spielte das Ausmaß des Unfalls herunter. Das US-Militär transportierte 1.600 Tonnen kontaminierte Erde in die US ab und bot den Bewohnern der Region an, sich regelmäßig kostenlos von Ärzten untersuchen zu lassen.[1]

Die erste Säuberung des Bodens durch die USA wurde anscheinend nur oberflächlich durchgeführt, denn zwischen 1977 und 1980 maß die spanische Atomenergie-Kommission bei der Rodung von Brachland doppelt so hohe Plutoniumwerte wie zuvor. Die Erde enthielt also immer noch Plutoniumstaub. Diese Untersuchungen und die Diagnosen der Ärzte wurden lange vor den Anwohnern geheim gehalten. "Immer wurde ihnen mitgeteilt: "Sie sind völlig in Ordnung." (…) Erst nach den massiven Protesten im Herbst [1985] händigte die Atomenergie-Kommission Anfang November den Betroffenen Kurzfassungen der Untersuchungsberichte aus. Da war es allerdings schon zu spät, um die Gutachten noch vor Ablauf der Entschädigungsfrist von unabhängigen Ärzten beurteilen zu lassen."[2]

Die Vereinigten Staaten beteiligten sich lange an Kosten und Entschädigungszahlungen, kündigten 2010 aber eine Beendigung der finanziellen Leistungen an.[3]

Bis heute werden immer wieder neue radioaktiv verseuchte Gebiete gefunden, und in der Provinz Almeria erkranken überdurchschnittlich viele Menschen an Krebs, was (wen wundert es) nach Aussage von Wissenschaftlern angeblich nicht auf den Atomunfall zurückzuführen sei. Aber: "Im Arzneimittelwerk in Palomares wird über verunreinigte Luftfilter, in denen sich regelmäßig Americium verfängt, geklagt. Vor drei Jahren ließ die Energiebehörde in Palomares eine Herde Schafe notschlachten, die auf kontaminierten Wiesen graste. Physiker aus Barcelona fischten radioaktives Plankton vor Palomares aus dem Meer. Als 2006 auch noch strahlende Schnecken eingesammelt wurden, ließ die Regierung Land enteignen und einzäunen." Die radioaktive Belastung ist weitflächiger als gedacht, weshalb von der Region 2011 eine erneute Dekontaminierung gefordert wurde.[4]

Auf dem Gelände stehen mittlerweile Ferienwohnungen, und es wird vermutet, dass unter der Erde noch ein halbes Kilo Plutonium liegt. Die USA haben Spanien bislang nicht bei dessen Bergung unterstützt.[1]

Dazu gab es im Januar 2011 eine Anfrage an die Europäische Kommission. "Laut einem Bericht der spanischen Tageszeitung El País vom 10. Dezember 2010 zeigen von WikiLeaks veröffentlichte Depeschen, dass sich die USA an der Dekontamination von Palomares nicht beteiligen werden, obwohl dort nach wie vor 0,5 kg Plutonium lagern und ungefähr 50 000 m³ Boden kontaminiert sind."[5] In seiner Antwort lehnte EU-Kommissar Günther Oettinger eine Kommentierung von Wiki-Leaks-Depeschen ab.[6]

Videobeiträge

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→ Wikipedia: Palomares
→ AtomkraftwerkePlag: Spanien

(Letzte Änderung: 19.06.2014)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Schweizer Fernsehen: US-Atomunfall: Plutonium in Spaniens Erde vom 1. März 2011
  2. DER SPIEGEL 4/1986: Wie Versuchskaninchen vom 20. Januar 1986
  3. heise.de: USA zahlen nicht mehr für Atomwaffenunfall vom 29. August 2010
  4. Welt Online: Als vier US-Bomben Palomares radioaktiv verseuchten vom 16. Januar 2011
  5. Europäisches Parlament: Betrifft: Dekontamination von Palomares und WikiLeaks vom 24. Januar 2011
  6. Europäisches Parlament: Answer given by Mr Oettinger on behalf of the Commission vom 1. März 2011
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