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Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Nordkorea

Nukleares Forschungzentrum Yongbyon

0322 Pyongyang Turm der Juche Idee Aussicht

Pjöngjang (Nordkorea)

In Nordkorea sind Bau und Betrieb von Atomkraftwerken eng verbunden mit der militärischen Nutzung der Atomenergie und dem Status der internationalen politischen Beziehungen.

Nordkorea begann in den frühen 1950er Jahren schrittweise mit der Entwicklung seines Atomprogramms.[1] 1957 war der ostasiatische Staat Gründungsmitglied der IAEO, aus der er 1994 wieder austrat.[2]

1961 begannen mit sowjetischer Unterstützung die Bauarbeiten am nuklearen Forschungszentrum in Yongbyon nördlich der Hauptstadt Pjöngjang, welches 1964 fertiggestellt wurde.[3] Am 15. August 1965 wurde dort zunächst der Forschungsreaktor IRT-DPRK mit einer Leistung von 8.000 KW in Betrieb genommen. Ob dieser Reaktor noch läuft, ist unklar.[4]

Politisch bedeutsam wurde ein graphitmoderierter, 1986 fertiggestellter 5-MW-Reaktor in Yongbyon, da schon bald der Verdacht aufkam, dass dieser zur Herstellung von Plutonium für Atomwaffen genutzt wurde, und nicht zur Energieerzeugung, wie Nordkorea versicherte.[5]

→ Yongbyon 5-MW-Reaktor

Verworfene Reaktoren in Kŭmho, Yongbyon und Taechon

In den 1980er Jahren plante die Sowjetunion den Bau von Leichtwasserreaktoren bei Kŭmho. Damit sollte Nordkorea überzeugt werden, dem Nuclear Non-Proliferation Treaty (NPT) beizutreten. Das Projekt scheiterte jedoch u.a. deswegen, weil die IAEO Druck auf Nordkorea ausübte.[6]

1990 beauftragte Nordkorea zwei graphitmoderierte und gasgekühlte Reaktoren, von denen der eine mit 50 MW Leistung in Yongbyon, der andere mit 250 MW Leistung in Taechon errichtet werden sollte. Die Bauarbeiten an den beiden Einheiten, die Plutonium für militärische Zwecke produzieren sollten, wurden noch im gleichen Jahr eingeleitet, aber 1994 gestoppt und, soweit bekannt, nicht wieder aufgenommen.[7][8]

→ Yongbyon 50-MW-Reaktor
→ Taechon

Hintergrund für die Baustopps war ein im selben Jahr zwischen den USA und Nordkorea unterzeichnetes Abkommen, laut dem Nordkorea sein militärisches Atomprogramm einfrieren und im Gegenzug zwei Leichtwasserreaktoren mit je 1.042 MW in Kŭmho erhalten sollte. Da der ostasiatische Staat aber seine Verpflichtungen nicht erfüllte, wurde der Bau in Kŭmho 2003 ebenfalls gestoppt.[6]

Kŭmho (Nordkorea)

Entwicklung seit 2007

2007 schloss Nordkorea nach internationalen Verhandlungen den 5-MW-Reaktor in Yongbyon 2007.[9]

2010 gab es Anzeichen, dass Nordkorea einen weiteren Reaktor bauen wollte. Es sollte sich um einen experimentellen Leichtwasserreaktor handeln.[10] Am 17. Mai 2012 wurde aufgrund von Satellitenbildern festgestellt, dass die Bauarbeiten für diesen Reaktor fortgesetzt wurden, möglicherweise auch zur Produktion von waffenfähigem Plutonium.[11] Die Reaktorkuppel war laut Satellitenaufnahmen bereits aufgesetzt worden; es gab unterschiedliche Vermutungen, wann der Reaktor fertiggestellt sein könnte.[12]

Am 2. April 2013 kündigte Nordkorea die Reaktivierung der Anlagen in Yongbyon zur Plutoniumproduktion an[9] und gab am 15. September 2015 deren Wiederinbetriebnahme offiziell bekannt.[13] Satellitenbilder bestätigten Aktivitäten des 5-MW-Reaktors und einer Anreicherungsanlage.[14]

Eine Anlage in Yongbyon, die wahrscheinlich zur Produktion von Isotopen und Tritium (letzteres auch für Atomwaffen) dient, war nach Beobachtungen im Sommer 2017 nicht in Betrieb.[15][16]

Schätzungen zufolge verfügt das Land über einen Bestand von 10 bis 20 nuklearen Sprengköpfen. [17]

→ nti.org: North Korea Nuclear Chronology

(Letzte Änderung: 18.11.2018)

Einzelnachweise

  1. NTI: North Korea/Nuclear abgerufen am 16. Dezember 2015
  2. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  3. NTI: Yongbyon Nuclear Research Center abgerufen am 12. März 2017
  4. IAEO: Research Reactors/Dem. P.R. of Korea/IRT-DPRK abgerufen am 4. April 2014
  5. nti.org: Yongbyon 5MWe Reactor abgerufen am 23. Oktober 2014
  6. 6,0 6,1 globalsecurity.org: Sinpo – Kumho vom 24. Juli 2011
  7. IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE (S. 65) von 1997
  8. globalsecurity.org: Taechon abgerufen am 11. Juli 2016
  9. 9,0 9,1 Focus Online: Selbst China verurteilt Nordkoreas Atomreaktor-Pläne vom 2. April 2013
  10. nti.org: Experimental 25-30 MWe Light Water Reactor abgerufen am 23. Oktober 2014
  11. n-tv.de: Nordkorea baut an Atomreaktor vom 17. Mai 2012
  12. Focus Online: Fortschritt beim Atomprogramm - Nordkorea werkelt fleißig am Reaktor vom 23. August 2012
  13. Focus Online: Pjöngjang droht den USA - Nordkorea fährt Atomanlagen wieder hoch vom 15. September 2015
  14. The Japan Times: North Korea nuclear reactor not fully operational: U.S. think tank vom 14. Januar 2016
  15. dw.com: North Korea accelerates nuclear fuel processing, satellite images suggest vom 15. Juli 2017
  16. Institute for Science and International Security: North Korea’s Lithium 6 Production for Nuclear Weapons vom 17. März 2017
  17. FAS: Status of World Nuclear Forces abgerufen am 18. November 2018
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