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Die Lobbyisten > Moore, Patrick

Vom Greenpeace-Aktivisten zum Atomlobbyisten

Mit Patrick Moore hat die Atomindustrie wohl einen ihr größten Triumphe bei der Rekrutierung von Lobbyisten zu verzeichnen. Moore, der in den 1970er Jahren Greenpeace-Aktivist war, verließ die Umweltschutzorganisation 1986 und propagierte danach die Nutzung der Atomenergie. Wobei offen bleibt, ob Moore von Anfang an bei Greenpeace eingeschleust wurde oder sein Gesinnungswandel erst später erfolgte.

Patrick Moore bezeichnete sich 2008 als einen der Mitbegründer von Greenpeace und hob hervor, dass er die Organisation 15 Jahre geleitet habe und 1981 als Präsident von Greenpeace International die Gründungsurkunde von Greenpeace Deutschland unterzeichnete.[1] Bei Greenpeace wird er allerdings nicht bei den Gründern der frühen 1970er Jahre aufgeführt.[2] Laut "The Washington Times" wurde die Gruppe, die später Greenpeace hieß, 1970 gegründet. Moore stieß erst ein Jahr später dazu und errang schnell eine Führungsposition.[3]

Nachdem Moore im Frühjahr 1986, zur Zeit der Tschernobyl-Katastrophe, Greenpeace verlassen hatte,[4] trat er in der Clean and Safe Energy Coalition öffentlich für die Nutzung der Atomkraft ein. Er wurde als Lobbyist für Atomenergie bezeichnet, was er bis heute bestreitet: Er sei zwar von der Atomindustrie bezahlt worden, aber nicht für Lobbyarbeit.[3]

1991 gründete Moore Beratungsunternehmen "Greenspirit", in dem er sich für Aufforstung und für den Ausbau der Atomkraft gleichermaßen einsetzte.[5]Greenspirit Strategies Ltd.

Der "Spiegel" führte Moore 1995 als Beispiel für die Unterwanderung der Umweltbewegung durch die Industrie im Rahmen des sogenannten "Greenwashing" auf. Das Unternehmen "British Columbia Forest Alliance" nahm danach "gezielt kleine lokale Bürgerinitiativen auf und warb mit viel Geld den prominenten Greenpeace-Veteranen Patrick Moore ab, der den Umweltverband in Kanada mitbegründet hatte. So kann die Holzlobby die Rodung nordamerikanischer Wälder als ökologische Wohltat verkaufen." Der Verein und Moore diffamierten in der Folge die Umweltbewegung.[6]

2005-2010: Propagierung der "Atomrenaissance" und der Laufzeitverlängerung

Als sich die Atomindustrie von der Tschernobyl-Katastrophe zu erholen begann und ab 2005 international eine Renaissance der Atomkraft einleitete, unterstützte Patrick Moore deren Kampagnen in den Medien.

Wie die Lobbyorganisation "Nuklearforum Schweiz“ berichtete, warb Moore am 28. April 2005 vor dem amerikanischen Kongress für eine "Revitalisierung der Kernenergie" als Alternative für Kohle, Erdöl und Erdgas.[7]

Die deutsche Lobbyorganisation Kerntechnische Gesellschaft (KTG) konnte Moore für einen Vortrag auf der Jahrestagung Kerntechnik im Mai 2006 gewinnen, auf der er den Nutzen der Atomkraft für die Klimavorsorge hervorhob.[8]

In der Zeitschrift des Atomkraftwerks Gundremmingen von RWE wurde Moore 2007 als Greenpeace-Gründer aufgeführt und mit den Worten zitiert: "Kernenergie ist der Schlüssel für die zukünftige Sicherung einer gesunden Umwelt bei wachsender Weltbevölkerung!"[5]

Am 1. August 2008 griff Moore in einem Essay, das er für die atomkraftfreundliche "Welt" verfasste, direkt in die Debatte um die Atomkraft in Deutschland ein. Er wandte sich gegen den Atomausstieg und argumentierte mit Gemeinplätzen, die wir von der Atomindustrie und ihrer Lobby kennen: Atomkraft sei sicher, sauber und werde zu Unrecht dämonisiert. Deutschlands Status als Energienation werde durch den Ausstieg ruiniert. Die erneuerbaren Energien könnten keine sichere Energieversorgung gewährleisten, weswegen der CO2-Ausstoß steigen werde. Deutschland soll sich an den Vorbildern Frankreich und Schweden orientieren. Von seiner Greenpeace-Vergangenheit distanzierte er sich wie folgt: "Wir haben den Fehler gemacht, Atomwaffen und Atomenergie in einen Topf zu werfen, so, als wäre alles, was atomar ist, böse." Von den Gefahren der Atomkraft, die aus Uranabbau, Radioaktivität und dem ungelösten Problem Endlagerung resultieren, findet sich in diesem Essay kein Wort.[1]

Eine Woche später wies Roland Hipp, Kampagnen-Geschäftsführer von Greenpeace, die Thesen von Moore in einer Antwort argumentativ zurück.[4]

In einem 7-Punkte-Plan Moores zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes, der im "Focus" erschien, forderte der Lobbyist u. a. einen aggressiven Ausbau der Atomkraft. Die Uranressourcen könnten mit Hilfe der Wiederaufarbeitung 1.000 Jahre ausreichen. Greenpeace warf Moore vor, die Gefahren der Atomenergie zu vernachlässigen.[9]

2009 war Moore Ko-Vorsitzender der Clean and Safe Energy Coalition, briefte Politiker und hob in Reden die vitale Rolle der Atomkraft im US-amerikanischen Energiemix hervor. In einem Interview mit der Lobbyorganisation Nuclear Energy Institute (NEI) bezeichnete er im September 2009 die Atomkraft als saubere und CO2-freie Energie.[10]

Im September 2010, als der Beschluss zu Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke kurz bevorstand, unterstützte Moore die Politik der schwarz-gelben Koalition, polemisierte gegen Greenpeace und andere Atomkraftgegner und forderte einen Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland. Er behauptete, Atomkraft sei die sicherste Technologie, Tschernobyl eine Ausnahme gewesen. Es gebe keinen Atommüll, sondern nur wiederverwertbare Brennstoffe.[11]

Verharmlosung von Tschernobyl und Fukushima

Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima kamen dem Lobbyisten äußerst ungelegen, weswegen er sie herunterzuspielen versuchte.

2008 schloss sich Moore der Behauptung der WHO an, dass auf die Tschernobyl-Katastrophe unmittelbar nur 56 Todesopfer zurückzuführen seien.[1] [Anmerkung: Hier fehlt der Verweis auf die WHO-Studie aus 2005, in der von 9000 Toten gesprochen wird. Auch bei WHO nachtragen.] WHO-Generaldirektorin Margaret Chan distanzierte sich nach der Fukuhsima-Katastrophe 2011 von den Aussagen ihrer Organisation zu den Folgen von Tschernobyl. Siehe dazu → WHO. Dies hinderte Moore nicht daran, im Juli 2014 über Twitter weiterhin die Zahl von 56 Todesopfern in Tschernobyl zu verbreiten.[12]

Nach dem Fukushima-GAU 2011 versuchte die US-amerikanische Atomlobby mit der Organisation "Nuclear Energy Institute (NEI)" mit Wahlkampfspenden und Werbekampagnen dem drohenden Niedergang der Atomindustrie abzuwenden. Als eines ihrer Aushängeschilder fungierte Patrick Moore.[13]

Im Oktober 2011 kritisierte Moore auf der Plattform "EIKE" Greenpeace für dessen Äußerungen, dass Deutschland seine Atomkraftwerke durch erneuerbare Energien ersetzen werde; in Wirklichkeit würden nur neue Kohlekraftwerke gebaut.[14]Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE)

Als im März 2012 in den Medien bilanziert wurde, dass der Neubau von Atomkraftwerken wegen der Fukushima-Katastrophe deutlich zurückgegangen war, leugnete Moore, der mittlerweile Ehrenvorsitzender der "Environmentalists for Nuclear Energy Canada" war, dass von Fukushima irgendeine Gefahr ausgehe. "There is no good reason to be afraid of nuclear power. It is not harming anyone and it did not harm anyone in Fukushima."[15]

Zur dritten Auflage des 2012 erschienenen und von der Lobbyorganisation WNA vorgestellten Buches "Nuclear Energy in the 21st Century" von Ian Hore-Lacy schrieb Patrick Moore das Vorwort, in dem er der Atomkraft eine Neubewertung attestierte.[16]

2014: Wir brauchen mehr Kohlendioxid

Während dem Lobbyisten früher die Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch Atomkraft so sehr am Herzen lag, bestritt er im November 2014, dass der Mensch einen signifikanten Beitrag zur Erderwärmung leistet. Er behauptet zudem, dass wir mehr anstatt weniger Kohlendioxid benötigen. Kohlendioxid, so Moore im November 2014, verpeste nicht die Umwelt, es sei vielmehr ein nützlicher Nährstoff.[17][18]

Weitere Links

→ Wikipedia: Patrick Moore (Publizist)
→ Wikipedia: Patrick Moore (environmentalist)
→ Der Tagesspiegel: PORTRÄT PATRICK MOORE UMWELTAKTIVIST: "Greenpeace sind jetzt die Bösen" vom 18. Januar 2014

Videobeiträge

CASEnergy_Coalition_Dr._Patrick_Moore_Talks_Importance_of_Nuclear_Energy

CASEnergy Coalition Dr. Patrick Moore Talks Importance of Nuclear Energy

Veröffentlicht am 23. Mai 2012 auf YouTube

"Dr. Patrick Moore, Ph.D., Co-Founder, Former Leader of Greenpeace and current Co-Chair, CASEnergy Coalition, takes time to chat with Politic365 about nuclear energy. Dr. Moore talks nuclear stats." Quelle: YouTube







(Letzte Änderung: 26.11.2014)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Die Welt: Die Atomenergie ist sicher vom 1. August 2008
  2. Greenpeace: Die Gründer abgerufen am 26. November 2014
  3. 3,0 3,1 The Washington Times: Ex-Greenpeacer Patrick Moore questions climate change, challenges liberals vom 4. März 2014
  4. 4,0 4,1 Greenpeace: Eine Antwort auf den Essay von Patrick Moore in Die Welt am 1. August 2008 vom 7. August 2008
  5. 5,0 5,1 RWE: Die Zeitschrift mit News und Infos aus dem Kernkraftwerk Gundremmingen vom Juli 2007
  6. DER SPIEGEL 35/1995: Konzerne - Glaubt den Narren nicht vom 28. August 1995
  7. nuklearforum.ch: Prominenter Umweltaktivist: lieber Kernenergie vom 27. April 2005
  8. KTG: Kerntechnische Gesellschaft e.V. Tätigkeitsbericht 2006 vom 21. Mai 2007
  9. Focus Online: Klimaziele - "Atomenergie aggressiv ausbauen" vom 4. Dezember 2008
  10. NEI: Q&A With Patrick Moore, CASEnergy Coalition Co-Chair vom September 2009
  11. Zeit Online: Atomenergie - "Deutschland sollte weitere Atomkraftwerke bauen" vom 22. September 2010
  12. Twitter: 56 deaths from Chernobyl vom 6. Juli 2014
  13. Spiegel Online: Pro-Atom-Kurs in den USA: Lobby-Millionen für die Kernkraft vom 19. März 2011
  14. EIKE: Greenpeace Gründer Patrick Moore: "Eine einfache Frage an Greenpeace" vom 12. Oktober 2011
  15. theguardian.com: Dramatic fall in new nuclear power stations after Fukushima vom 8. März 2012
  16. world-nuclear.org: The World Nuclear University Primer: Nuclear Energy in the 21st Century  und Amazon: Nuclear Energy in the 21st Century: World Nuclear University Primer abgerufen am 26. November 2014
  17. theland.com.au CO2 a nutrient, not pollutant: Moore vom 12. November 2014
  18. theaustralian.com.au We need more carbon dioxide, not less vom 24. November 2014
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