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Atomenergie in Europa > Frankreich > Marcoule (Frankreich)

Baubeginn: 1. März 1955/1. März 1956 • Inbetriebnahme: 21. Juli 1958/11. Juni 1959 •
Leistung: 2 x 43 MW • Abschaltung: 2. Februar 1980/20. Juni 1984[1]


Atomzentrum an der Rhône

Der Standort Marcoule befindet sich in der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon am westlichen Ufer der Rhône, nördlich von Avignon und westlich von Orange.[2]

Der Standort wurde von der "Süddeutschen Zeitung" sehr trefflich als "Gemischtwarenladen für Atomtechnik" bezeichnet. Hier ging bereits 1955 eine MOX-Fabrik für Leichtwasserreaktoren mit Namen Melox in Betrieb, die 1999 von der französischen Regierung eine Genehmigung für eine Erweiterung erhielt.[3] 1956 wurde der Reaktor G-1 eröffnet, der vor allem zur Herstellung von Plutonium für Atombomben diente und 1968 stillgelegt wurde. Zum selben Zweck wurden zwei Celestin-Reaktoren errichtet, die zunächst Plutonium produzierten und später radioaktives Tritium. Der Standort umfasst außerdem eine Anlage zur Behandlung von Atommüll und Lager für radioaktive Abfälle.[4][5]

1958 wurde in Marcoule die erste Wiederaufarbeitungsanlage Frankreichs in Betrieb genommen, UP 1 genannt. UP 2 ist 1966 in La Hague eröffnet worden.[6]

Gasgekühlte Reaktoren und schnelle Brüter

In Marcoule betrieb die Cogema (Compagnie Générale des Matières Nucléaires) ab 1958 und 1959 zwei gasgekühlte Reaktoren mit der Bezeichnung GL-2 und GL-3 zur Stromerzeugung. Die beiden Einheiten wurden 1980 bzw. 1984 stillgelegt. Am Standort befindet sich auch der stillgelegte schnelle Brüter Phenix.[1]

Laut WNA ist Marcoule G-2 als einziger der in Frankreich stillgelegten Reaktoren bislang komplett rückgebaut worden.[7]

Im Mai 2014 wurde Marcoule als Standort für die Errichtung eines künftigen schnellen Brüters diskutiert, des natriumgekühlten Demonstrationsreaktors Astrid (Advanced Sodium Technological Reactor for Industrial Demonstration) mit 600 MW Leistung. Sofern die französische Regierung zustimmt, soll ab 2020 mit dem Bau begonnen werden. Obwohl die beiden älteren Brüter in Frankreich, Phenix und Superphénix beide gescheitert sind, möchte Frankreich wieder schnelle Brüter bauen, um die immer weitere wachsenden Vorräte an Plutonium zu reduzieren.[8]

Störfälle

Im März 2009 ereignete sich ein Störfall, als mehr spaltbares Material als erlaubt nach Marcoule geliefert wurde. Dadurch bestand die Gefahr einer nuklearen Kettenreaktion. [5]

Im September 2011 kam es zu einer Explosion: "Der Schmelzofen des Zentrums für atomare Verbrennung und Aufbereitung (Centraco) flog regelrecht in die Luft. Ein Arbeiter kam ums Leben, vier wurden verletzt." Die EDF teilte beschwichtigend mit, es habe sich um einen Industrieunfall, nicht aber um einen nuklearen Unfall gehandelt. Angeblich soll keine Radioaktivität ausgetreten sein.[9]

Der Vorfall dürfte, neben Fukushima, Einfluss auf die Atomdebatte in Frankreich gehabt haben. So haben sich die Grünen und die Sozialisten im November 2011 auf eine Reduzierung des Atomstroms auf 50 % geeinigt.[10]

(Letzte Änderung: 11.02.2015)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/France abgerufen am 11. Februar 2015
  2. WNA Reactor Database: G-2 (Marcoule), France abgerufen am 11. Februar 2015
  3. nuklearforum.ch: Französische Regierung genehmigt Melox-Ausbau vom 3. August 1999
  4. AREVA: History The plant of Marcoule abgerufen am 11. Februar 2015
  5. 5,0 5,1 Süddeutsche.de: Gemischtwarenladen für Atomtechnik vom 12. September 2011
  6. DER SPIEGEL 16/1989: Angst mit zehn Jahren Rückstand - Nach La Hague kommt Atommüll aus aller Welt vom 17. April 1989
  7. WNA: Nuclear Power in France abgerufen am 11. Februar 2015
  8. nucklearforum.ch: Frankreich: Inbetriebnahme kommerzieller Schneller Brüter 2040 vom 27. Mai 2014
  9. Spiegel Online: Abwiegeln, beschwichtigen, weitermachen vom 13. September 2011
  10. Spiegel Online: Reaktorsicherheit: Grande Atom-Nation in der Bredouille vom 17. November 2011
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