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==Explosion nach Wiederinbetriebnahme==
 
==Explosion nach Wiederinbetriebnahme==
Mit dem Bau des Reaktors mit der Bezeichnung "Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL)"<ref name="TagesAnzeiger_2010_01_21">TagesAnzeiger: [http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/geschichte/-41-Jahren-Kernschmelze-in-Schweizer-Reaktor/story/10879035 ... 41 Jahren: Kernschmelze in Schweizer Reaktor] vom 21. Januar 2010</ref> war 1962 begonnen worden. 1966 fand zum ersten Mal eine Kettenreaktion statt, 1968 wurde zum ersten Mal Strom ins Netz eingespeist.<ref name="Berner_Zeitung_2011_01_15">Berner Zeitung [http://www.bernerzeitung.ch/region/Der-vergessene-Schweizer-GAU---/story/11500142 Der vergessene Schweizer GAU] vom 15. Januar 2011</ref>
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Mit dem Bau des Reaktors mit der Bezeichnung "Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL)"<ref name="TagesAnzeiger_2010_01_21">TagesAnzeiger: [http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/geschichte/-41-Jahren-Kernschmelze-in-Schweizer-Reaktor/story/10879035 ... 41 Jahren: Kernschmelze in Schweizer Reaktor] vom 21. Januar 2010</ref> war 1962 begonnen worden. 1966 fand zum ersten Mal eine Kettenreaktion statt, 1968 wurde zum ersten Mal Strom ins Netz eingespeist.
Schon 1969 wurde der Reaktor wieder abgeschaltet. Die Wiederinbetriebnahme am 21. Januar 1969 begann mit einem Schock: Ein Alarm und 38 Fehler-Signale wurden ausgelöst.<ref name="Berner_Zeitung_2011_01_15"/>
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Schon 1969 wurde der Reaktor wieder abgeschaltet. Die Wiederinbetriebnahme am 21. Januar 1969 begann mit einem Schock: Ein Alarm und 38 Fehler-Signale wurden ausgelöst.<ref name="Berner_Zeitung_2011_01_15">Berner Zeitung [http://www.bernerzeitung.ch/region/Der-vergessene-Schweizer-GAU---/story/11500142 Der vergessene Schweizer GAU] vom 15. Januar 2011</ref>
   
 
Was war geschehen? Während der Abschaltungsphase "lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und mehrere Brennstäbe schmolzen. Ein ganzes Bündel Brennstäbe geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Kohlendioxid (Kühlmittel) und schweres Wasser (Moderator) traten in die Reaktorkaverne aus." Im Reaktor wurden infolge der Explosion des Moderatortanks größere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, und radioaktive Gase entwichen ins Freie. Glücklicherweise konnte der Versuchsreaktor rechtzeitig evakuiert werden. Die Taverne mit radioaktivem Material wurde zunächst versiegelt. Die Aufräumarbeiten begannen erst Jahre später und dauerten bis 1973. Dabei wurden die Trümmer erst in versiegelten Behältern auf dem Gelände zwischengelagert und 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZWILAG) überführt.<ref name="TagesAnzeiger_2010_01_21"/>
 
Was war geschehen? Während der Abschaltungsphase "lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und mehrere Brennstäbe schmolzen. Ein ganzes Bündel Brennstäbe geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Kohlendioxid (Kühlmittel) und schweres Wasser (Moderator) traten in die Reaktorkaverne aus." Im Reaktor wurden infolge der Explosion des Moderatortanks größere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, und radioaktive Gase entwichen ins Freie. Glücklicherweise konnte der Versuchsreaktor rechtzeitig evakuiert werden. Die Taverne mit radioaktivem Material wurde zunächst versiegelt. Die Aufräumarbeiten begannen erst Jahre später und dauerten bis 1973. Dabei wurden die Trümmer erst in versiegelten Behältern auf dem Gelände zwischengelagert und 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZWILAG) überführt.<ref name="TagesAnzeiger_2010_01_21"/>

Version vom 1. Juli 2013, 15:47 Uhr

Weitere schwere Atomunfälle > Lucens, Schweiz 1969

21. Januar 1969 • Überhitzung, teilweise Kernschmelze,
Freisetzung radioaktiver Substanzen und Gase • INES-Stufe 5 (Ernster Unfall)[1]


Unterirdische Atomkraftwerke

Seit Beginn der Atomkraftära war immer wieder international die Möglichkeit diskutiert worden, Atomkraftwerke unterirdisch zu errichten, um eine höhere Sicherheit vor Strahlung an der Oberfläche zu gewährleisten. Dem wurde entgegengehalten, dass bei Atomunfällen eine radioaktive Verseuchung des Grundwassers drohe. In den 70er Jahren geriet die Diskussion in Vergessenheit.[2]

Erfahrungen mit dieser vermeintlich höheren Sicherheit konnte man 1969 sammeln, als sich im unterirdischen Versuchreaktor in Lucens, einer Schweizer Eigenentwicklung, ein gefährlicher Unfall ereignete.

Explosion nach Wiederinbetriebnahme

Mit dem Bau des Reaktors mit der Bezeichnung "Versuchsatomkraftwerk Lucens (VAKL)"[3] war 1962 begonnen worden. 1966 fand zum ersten Mal eine Kettenreaktion statt, 1968 wurde zum ersten Mal Strom ins Netz eingespeist. Schon 1969 wurde der Reaktor wieder abgeschaltet. Die Wiederinbetriebnahme am 21. Januar 1969 begann mit einem Schock: Ein Alarm und 38 Fehler-Signale wurden ausgelöst.[4]

Was war geschehen? Während der Abschaltungsphase "lief externes Wasser über eine defekte Gebläse-Dichtung in den Kühlkreis des Reaktors. Die aus Magnesium bestehenden Brennstab-Umhüllungsrohre korrodierten. Als der Reaktor im Januar 1969 wieder in Betrieb genommen wurde, behinderten die Korrosionsprodukte die Kühlung. Der Brennstoff überhitzte und mehrere Brennstäbe schmolzen. Ein ganzes Bündel Brennstäbe geriet in Brand und brachte den Moderatortank zum Bersten. Kohlendioxid (Kühlmittel) und schweres Wasser (Moderator) traten in die Reaktorkaverne aus." Im Reaktor wurden infolge der Explosion des Moderatortanks größere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, und radioaktive Gase entwichen ins Freie. Glücklicherweise konnte der Versuchsreaktor rechtzeitig evakuiert werden. Die Taverne mit radioaktivem Material wurde zunächst versiegelt. Die Aufräumarbeiten begannen erst Jahre später und dauerten bis 1973. Dabei wurden die Trümmer erst in versiegelten Behältern auf dem Gelände zwischengelagert und 2003 ins zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZWILAG) überführt.[3]

Radioaktive Stoffe in Entwässerungsanlagen

Obwohl der Reaktor so gut wie möglich dekontaminiert wurde, enthält er bis heute radioaktive Substanzen. "Gemäss seinem Auftrag führt das BAG in den Entwässerungsanlagen (...) seit 1995 regelmässig Messungen durch (...). Gemessen werden Cäsium 137Cs und 134Cs, sowie das Cobaltisotop 60Co, Tritium-3H und Strontium 90. Zwischen 2001 und 2010 wurde in den Wasserproben durchschnittlich eine Tritiumkonzentration von 15 Bq/L gemessen." Seite Ende 2011 wurde eine deutlich erhöhte Tritiumkonzentration von bis zu 230 Bq/L festgestellt, die aber noch deutlich unter dem Grenzwert der Strahlenschutzverordnung von 12‘000 Bq/L liegt.[5]

Hinzuzufügen bleibt, dass die Schweiz, nachdem die Eigenentwicklung in Lucens zubetoniert und stilllgelegt worden war, auch ihre Pläne für Atomkraftwerke "Made in Switzerland" begrub.[4] (Status: 19. Juni 2013)

Fernsehbeitrag

Lucens - Von der Planung, bis zur Kernschmelze und die Situation heute:

Datei:Schweiz. Der eigene Atomreaktor part 2

3sat, hochgeladen auf YouTube am 16.02.2009, Teil 2/4

Datei:Schweiz. Der eigene Atomreaktor part 3

Teil 3/4










Datei:Schweiz. Der eigene Atomreaktor part 4

Teil 4/4











Weitere Links:

Einzelnachweise

  1. www-pub.iaea.org Challenges for Removal of Damaged Fuel and Debris vom 1. Februar 2013
  2. Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 272.
  3. 3,0 3,1 TagesAnzeiger: ... 41 Jahren: Kernschmelze in Schweizer Reaktor vom 21. Januar 2010
  4. 4,0 4,1 Berner Zeitung Der vergessene Schweizer GAU vom 15. Januar 2011
  5. Schweizerische Eidgenossenschaft Ehemalige Reaktorversuchsanlage Lucens: Tritiumwert in Entwässerungsanlage erhöht vom 4. April 2012