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Atomenergie in Europa > Litauen

Stilllegung des AKW Ignalina

Datei:Ignalina Kerncentrale.jpg

AKW Ignalina, Litauen

Litauen hatte aus der Zeit der Sowjetunion das Atomkraftwerk Ignalina übernommen, dessen beide Blöcke mit je 1.300 MW Leistung am 4. Oktober 1983 bzw. am 1. Dezember 1986 in Betrieb gegangen waren und am 31. Dezember 2009 vom Netz gingen.[1] Die Stilllegung erfolgte aufgrund von Sicherheitsbedenken der Europäischen Union. Der Bau einer dritten Ignalina-Einheit war schon nach der Tschernobyl-Katastrophe beendet und die Einheit abgerissen worden.[2] Im November 2013 erklärte sich das EU-Parlament dazu bereit, die Stilllegung der Reaktoren Ignalina-1 und -2 durch weitere finanzielle Mittel zu unterstützen.[3]

Votum der Bevölkerung gegen AKW Visaginas

2011 plante Litauen zusammen mit Polen, Estland und Lettland den Bau eines neuen Atomkraftwerks Visaginas, mit dem die Staaten ihre Abhängigkeit von Russlands Strom- und Gaslieferungen vermindern möchten.[4] Am 9. Mai 2012 beschloss die litauische Regierung den Bau des neuen AKW mit japanischer Hilfe.[5] Das litauische Parlament bestätigte den Beschluss; der Baubeginn war für 2015 geplant, die Inbetriebnahme 2020 bis 2022.[6] Die EU-Kommission für Energie unter Günther Oettinger äußerte sich zustimmend und bestätigte, "dass das Projekt die Ziele des Euratom-Vertrags erfüllt".[7]

Die litauische Bevölkerung sprach sich jedoch in einer Volksabstimmung am 14. Oktober 2012, die keinen bindenden Charakter hatte, mit knapp 62 % gegen den Bau des AKW aus.[8] Greenpeace sieht die Volksabstimmung als wichtiges Signal für Europa und für die Förderung erneuerbarer Energien.[9] Im November 2012 erklärte der neue Ministerpräsident Butkevičius, er wolle den Willen der Bevölkerung respektieren und das AKW nicht zu bauen. Ein Bau zu einem späteren Zeitpunkt sei jedoch nicht ausgeschlossen.[10]

2013 zeigte sich die litauische Regierung jedoch nicht mehr geneigt, sich an die Volksabstimmung zu halten: Im Gegenteil sind neue Konsultationen mit Estland und Lettland zum Bau des Atomkraftwerks geplant.[11] Am 9. April 2014 setzten sich die im litauischen Parlament wieder über den Willen des Volkes hinweg. Sie erklärten den Bau des AKW zu einem zentralen strategischen Ziel des Landes.[12]

(Letzte Änderung: 05.10.2014)

Einzelnachweise

  1. IAEA: PRIS - CountryStatistics/Lithuania
  2. WNA: Lithuania abgerufen am 1. Dezember 2013
  3. nuklearforum.ch: Mehr EU-Unterstützung für Stilllegungen in Osteuropa vom 25. November 2013
  4. FAZ.net: Ein Atomkraftwerk für die Energieinsel vom 15. Juli 2011
  5. Focus Online: Litauens Regierung beschließt Atom- und Energiepaket vom 9. Mai 2012
  6. Die Presse: Litauen: Parlament gibt grünes Licht für neues AKW vom 18. Mai 2012
  7. nuklearforum.ch: Litauen: EU-Kommission äussert sich positiv zu Visaginas-Projekt vom 14. Juni 2012
  8. Spiegel Online: Parlamentswahlen - Litauen steht vor einem Machtwechsel vom 15. Oktober 2012
  9. Greenpeace: Litauer wollen keine Atomenergie vom 15. Oktober 2012
  10. Baltische Rundschau: Litauen: Geplantes AKW wird nicht gebaut vom 16. November 2012
  11. Deutschlandfunk: Litauen zögert Entscheidung über neues AKW hinaus vom 15. Mai 2013
  12. nuklearforum.ch: Litauen: Visaginas wichtig für nationale Sicherheit vom 9. April 2014
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