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==Stilllegung des AKW Ignalina==
 
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Reaktoren in Betrieb: - • im Bau: - • stillgelegt: 2 <ref name="PRIS">IAEA: [https://pris.iaea.org/pris/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=LT PRIS - CountryStatistics/Lithuania, Republic of ] abgerufen am 12. März 2019</ref>}}
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[[Datei:Ignalina_Kerncentrale.jpg|thumb|200px|AKW Ignalina, Litauen]]
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[[Datei:Vilnius_Skyline.jpg|thumb|270px|Vilnius (Litauen)]]
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Litauen ist seit 1993 Mitglied der [[Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO)|Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO)]].<ref>IAEO: [https://www.iaea.org/about/memberstates Member States] abgerufen am 11. März 2016</ref>
Litauen hatte aus der Zeit der Sowjetunion das Atomkraftwerk Ignalina übernommen, dessen beide Blöcke mit je 1.300 MW Leistung am 4. Oktober 1983 bzw. am 1. Dezember 1986 in Betireb gegangen waren,<ref>IAEA: [http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=LT PRIS - CountryStatistics/Lithuania]</ref> aufgrund von Sicherheitsbedenken der Europäischen Union nach dem EU-Beitritt des Landes 2004 im Jahre 2009 stillgelegt wurden. Der Bau einer dritten Ignalina-Einheit war schon nach der [[Die Tschernobyl-Katastrophe|Tschernobyl-Katastrophe]] beendet und die Einheit abgerissen worden.<ref>WNA: [http://www.world-nuclear.org/info/Country-Profiles/Countries-G-N/Lithuania/ Lithuania] abgerufen am 1. Dezember 2013</ref> Im November 2013 erklärte sich das EU-Parlament dazu bereit, die Stilllegung der Reaktoren Ignalina-1 und -2 durch weitere finanzielle Mittel zu unterstützen.<ref>nuklearforum.ch: [http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/mehr-eu-unterstuetzung-fuer-stilllegungen-osteuropa Mehr EU-Unterstützung für Stilllegungen in Osteuropa] vom 25. November 2013</ref>
 
   
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Verantwortlich für die Atompolitik und internationale Vereinbarungen in diesem Bereich ist das Energieministerium Litauens, welches zugleich Eigentümer aller Atomanlagen ist. Als Aufsichtsbehörde fungiert das ein Jahr nach Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit 1991 gegründete State Nuclear Power Safety Inspectorate (VATESI). <ref name="IAEO_Country_Profiles">IAEO Country Profiles: [https://cnpp.iaea.org/countryprofiles/Lithuania/Lithuania.htm Lithuania] abgerufen am 14. April 2016</ref> Siehe auch → [http://www.vatesi.lt/index.php?id=2&L=1 VATESI (Homepage)]
==Votum der Bevölkerung gegen AKW Visaginas==
 
   
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Litauen hatte von der ehemaligen Sowjetunion das Atomkraftwerk Ignalina übernommen. Es umfasste zwei Einheiten mit Reaktoren der sowjetischen Tschernobyl-Bauart RBMK, die 1983 bzw. 1986 in Betrieb gegangen waren. Wegen Sicherheitsbedenken der Europäischen Union, der Litauen 2004 beitrat, wurden beide Einheiten 2004 bzw. 2009 stillgelegt.
2011 plante Litauen zusammen mit [[Polen]], [[Estland]] und [[Lettland]] den Bau eines neuen Atomkraftwerks Visaginas, mit dem die Staaten ihre Abhängigkeit von Russlands Strom- und Gaslieferungen vermindern möchten.<ref>FAZ.net: [http://www.faz.net/artikel/C32436/litauen-ein-atomkraftwerk-fuer-die-energieinsel-30463470.html Ein Atomkraftwerk für die Energieinsel] vom 15. Juli 2011</ref> Am 9. Mai 2012 beschloss die litauische Regierung den Bau des neuen AKW mit japanischer Hilfe.<ref>Focus Online: [http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/unternehmen-litauens-regierung-beschliesst-atom-und-energiepaket_aid_750220.html Litauens Regierung beschließt Atom- und Energiepaket] vom 9. Mai 2012</ref> Das litauische Parlament bestätigte den Beschluss; der Baubeginn war für 2015 geplant, die Inbetriebnahme 2020 bis 2022.<ref>Die Presse: [http://diepresse.com/home/panorama/welt/758871/Litauen_Parlament-gibt-gruenes-Licht-fuer-neues-AKW-?_vl_backlink=/home/panorama/index.do Litauen: Parlament gibt grünes Licht für neues AKW] vom 18. Mai 2012</ref> Die EU-Kommission für Energie unter [[Oettinger, Günther|Günther Oettinger]] äußerte sich zustimmend und bestätigte, "dass das Projekt die Ziele des [[EURATOM|Euratom-Vertrags]] erfüllt".<ref>nuklearforum.ch: [http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/litauen-eu-kommission-aeussert-sich-positiv-zu-visaginas-projekt Litauen: EU-Kommission äussert sich positiv zu Visaginas-Projekt] vom 14. Juni 2012</ref>
 
   
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→ [[Ignalina (Litauen)]]
Die litauische Bevölkerung sprach sich jedoch in einer Volksabstimmung am 14. Oktober 2012, die keinen bindenden Charakter hatte, mit knapp 62 % gegen den Bau des AKW aus.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/parlamentswahlen-litauen-steht-vor-machtwechsel-a-861256.html Parlamentswahlen - Litauen steht vor einem Machtwechsel] vom 15. Oktober 2012</ref> Greenpeace sieht die Volksabstimmung als wichtiges Signal für Europa und für die Förderung erneuerbarer Energien.<ref>Greenpeace: [http://www.greenpeace.de/themen/energiewende/atomkraft/litauer-wollen-keine-atomenergie Litauer wollen keine Atomenergie] vom 15. Oktober 2012</ref> Im November 2012 erklärte der neue Ministerpräsident Butkevičius, er wolle den Willen der Bevölkerung respektieren und das AKW nicht zu bauen. Ein Bau zu einem späteren Zeitpunkt sei jedoch nicht ausgeschlossen.<ref>Baltische Rundschau: [http://www.baltische-rundschau.eu/2012/11/16/litauen-geplante-akw-wird-nicht-gebaut/ Litauen: Geplantes AKW wird nicht gebaut] vom 16. November 2012</ref>
 
   
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Bis zur Schließung von Ignalina hatte der Anteil der Atomenergie an der Stromproduktion in Litauen 70 % betragen. Seitdem müssen 80 % der Energie aus Russland importiert werden.<ref>WNA Country Profiles: [http://www.world-nuclear.org/information-library/country-profiles/countries-g-n/lithuania.aspx Nuclear Power in Lithuania] abgerufen am 14. April 2016</ref>
2013 zeigte sich die litauische Regierung jedoch nicht mehr geneigt, sich an die Volksabstimmung zu halten: Im Gegenteil sind neue Konsultationen mit [[Estland]] und Lettland zum Bau des Atomkraftwerks geplant.<ref>Deutschlandfunk: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/2107406/ Litauen zögert Entscheidung über neues AKW hinaus] vom 15. Mai 2013</ref>
 
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Am 9. April 2014 setzten sich die im litauischen Parlament wieder über den Willen des Volkes hinweg. Sie erklärten den Bau des AKW zu einem zentralen strategischen Ziel des Landes.<ref>nuklearforum.ch: [http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/litauen-visaginas-wichtig-fuer-nationale-sicherheit Litauen: Visaginas wichtig für nationale Sicherheit] vom 9. April 2014</ref><br /><br />
 
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Ein wichtiges Ziel Litauens und der anderen baltischen Staaten [[Estland]] und [[Lettland]] war und ist deshalb, ihre Abhängigkeit von Russlands Strom- und Gaslieferungen und damit den wirtschaftlichen und politischen Einfluss Moskaus zu verringern.<ref>FAZ.net: [http://web.archive.org/web/20110930053506/http://www.faz.net/artikel/C32436/litauen-ein-atomkraftwerk-fuer-die-energieinsel-30463470.html Ein Atomkraftwerk für die Energieinsel] vom 15. Juli 2011 (via WayBack)</ref>
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Ab 2006 planten die baltischen Staaten den Bau eines neuen gemeinsamen Atomkraftwerks auf litauischem Staatsgebiet, das ursprünglich 2015 in Betrieb gehen sollte. 2012 wurde das Projekt zwar von der Regierung Litauens beschlossen, aber im gleichen Jahr in einer Volksabstimmung ohne bindenden Charakter abgelehnt. 2016 wurde ein vorläufiger Projektstopp erklärt.
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→ [[Visaginas (Litauen)]]<br /><br />
   
 
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[[Kategorie:Europa]]
 
[[Kategorie:Europa]]
[[Kategorie:Keine kommerziellen AKW]]
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[[Kategorie:Litauen]]
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[[Kategorie:Staaten ohne kommerzielle AKW]]

Version vom 12. März 2019, 18:09 Uhr

Atomenergie in Europa > Litauen

Reaktoren in Betrieb: - • im Bau: - • stillgelegt: 2 [1]


Vilnius Skyline

Vilnius (Litauen)

Litauen ist seit 1993 Mitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO).[2]

Verantwortlich für die Atompolitik und internationale Vereinbarungen in diesem Bereich ist das Energieministerium Litauens, welches zugleich Eigentümer aller Atomanlagen ist. Als Aufsichtsbehörde fungiert das ein Jahr nach Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit 1991 gegründete State Nuclear Power Safety Inspectorate (VATESI). [3] Siehe auch → VATESI (Homepage)

Litauen hatte von der ehemaligen Sowjetunion das Atomkraftwerk Ignalina übernommen. Es umfasste zwei Einheiten mit Reaktoren der sowjetischen Tschernobyl-Bauart RBMK, die 1983 bzw. 1986 in Betrieb gegangen waren. Wegen Sicherheitsbedenken der Europäischen Union, der Litauen 2004 beitrat, wurden beide Einheiten 2004 bzw. 2009 stillgelegt.

Ignalina (Litauen)

Bis zur Schließung von Ignalina hatte der Anteil der Atomenergie an der Stromproduktion in Litauen 70 % betragen. Seitdem müssen 80 % der Energie aus Russland importiert werden.[4]

Ein wichtiges Ziel Litauens und der anderen baltischen Staaten Estland und Lettland war und ist deshalb, ihre Abhängigkeit von Russlands Strom- und Gaslieferungen und damit den wirtschaftlichen und politischen Einfluss Moskaus zu verringern.[5]

Ab 2006 planten die baltischen Staaten den Bau eines neuen gemeinsamen Atomkraftwerks auf litauischem Staatsgebiet, das ursprünglich 2015 in Betrieb gehen sollte. 2012 wurde das Projekt zwar von der Regierung Litauens beschlossen, aber im gleichen Jahr in einer Volksabstimmung ohne bindenden Charakter abgelehnt. 2016 wurde ein vorläufiger Projektstopp erklärt.

Visaginas (Litauen)

(Letzte Änderung: 12.03.2019)

Einzelnachweise

  1. IAEA: PRIS - CountryStatistics/Lithuania, Republic of abgerufen am 12. März 2019
  2. IAEO: Member States abgerufen am 11. März 2016
  3. IAEO Country Profiles: Lithuania abgerufen am 14. April 2016
  4. WNA Country Profiles: Nuclear Power in Lithuania abgerufen am 14. April 2016
  5. FAZ.net: Ein Atomkraftwerk für die Energieinsel vom 15. Juli 2011 (via WayBack)