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Die Lobbyisten > Linkohr, Rolf

Genosse der Atomkonzerne auf europäischer Bühne

Rolf Linkohr ist ein Physiker und SPD-Politiker, der 1979 bis 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments und 2005 bis 2007 Sonderberater des EU-Kommissars für Energie war. Er war zudem Mitglied des Aufsichtsrats der Vattenfall Europe Mining AG, Ehrenmitglied der Kerntechnischen Gesellschaft (KTG), einer wichtigen deutschen Lobbyorganisation der Atomwirtschaft, sowie Ehrenvorsitzender der europäischen Atomlobbyorganisation European Energy Forum (EEF).[1]

2009 wies die "Deutsche Welle" darauf hin, dass Linkohr seine Position als Sonderberater des Energiekommissars Andris Piebalgs räumen musste, da er zugleich als Beirat beim Atomkonzern EnBW saß und man hier einen Interessenskonflikt sah.[2]

Als Linkohr 2004 aufgrund seiner Verdienste für die Atomkraft zum Ehrenmitglied der KTG ernannt wurde, bestritt er, dass diese ein Auslaufmodell sei und prognostizierte deren weltweiten Aufschwung.[3]

Brisantes europäisches Positionspapier

Die Lobbytätigkeit Linkohrs für die Atomkraft in der SPD ist in vielen Medienbeiträgen hervorgehoben worden, wie z. B. im "Stern" 2006, als Linkohr als Vattenfall-Interessensvertreter in Brüssel ein europäisches "Diskussionspapier" unterzeichnete, in dem eine neue Offenheit für Atomkraft gefordert wurde, zu der es keine Alternative gebe. Daneben unterzeichneten auch die Atombefürworter und SPD-Politiker Jens Rocksie (arbeitete für RWE) und Manfred Haberzettel (arbeitete für EnBW). Die SPD-Spitze zeigte sich empört.[4] Das Positionspapier und Linkohr sind auch in der "taz", der "Berliner Zeitung" und der (atomfreundlichen) "Welt" behandelt worden.[5][6][7]

Die SPD-Bundestagsfraktion warf Linkohr 2007 in Zusammenhang mit dem Positionspapier "ungenierten Lobbyismus" vor. ""Es handelt sich um Menschen, die dafür bezahlt werden, dass sie für Atomkraft sind", sagte Fraktionsvize Ulrich Kelber (...). "Herr Linkohr sitzt im Aufsichtsrat des Atomkraftbetreibers Vattenfall, er ist Beirat im Energiekonzern EnBW, und er sollte aufgrund dieser Funktionen äußerste politische Zurückhaltung üben"".[8]

Link zum Diskussionspapier: → europa-und-energie.de: Realitäten annehmen ... ehrliche Fragen stellen! (via WayBack)

Plädoyers für die Atomenergie

Wie viele altgediente Atomlobbyisten gehörte auch Linkohr dem Autorenteam des Internet-Portals Energie-Fakten.de an und preiste dort die Segnungen der Atomkraft.[9] 2008 wurde ein Artikel Linkohrs mit dem Titel "Die Renaissance der Kernenergie" ins Portal gestellt, in dem Argumente aufgezählt werden, die "einen neuen Frühling" der Atomkraft belegen sollen.[10]

In Artikeln zur Energie- und Klimapolitik von 2007 bis 2013, die Linkohr auf seiner Homepage zur Verfügung stellte, vertrat er bekannte Positionen der Atomlobbyisten, propagierte die Nutzung der Atomkraft und stellte angebliche Schwächen der erneuerbaren Energien in den Vordergrund. Atomkraftwerke würden dazu beitragen, CO2-Emissionen zu verringern, und hätten eine große Zukunft in Europa.[11]

In einem Beitrag, in dem Linkohr sich über die Energiewende, hohe Energiepreise und die mangelnde europäische Integration bei der Energiepolitik beklagt, räumt er jedoch ein, dass die Zeit der Atomkraft in Deutschland vorbei ist. "Nebenbei erwähnt, auch Atomkraftwerke verringern Energieimporte. Denn die Kosten des importierten Urans sind gering. Atomkraft unterstützt also die Autonomie. Doch das ist nicht unser Thema. Schließlich will die Mehrheit der Deutschen weg von ihr."[12]

Weitere Links

Korruption und Drehtür


(Letzte Änderung: 20.11.2023)

Einzelnachweise

  1. linkohr.de: Zur Person abgerufen am 8. November 2014 (via WayBack)
  2. Deutsche Welle: Europa - Strippenziehen für die Atome vom 18. Mai 2009
  3. ktg.org: Rolf Linkohr und Peter M. Mombaur Ehrenmitglieder der KTG vom 20. Oktober 2004 (via WayBack)
  4. stern.de: Ausstieg aus dem Ausstieg? Wie Genossen mit der Kernkraft flirten vom 25. Januar 2006
  5. taz.de: Die Atomindustrie hat beste SPD-Kontakte vom 28. Januar 2006 [Seite nicht mehr verfügbar]
  6. Berliner Zeitung: Laurentius und die Atompolitik der SPD vom 2. Februar 2006 (via WayBack)
  7. Die Welt: Rolf Linkohr vom 16. Februar 2007
  8. strom magazin: Nebentätigkeiten - SPD kritisiert Atomlobby in den eigenen Reihen vom 19. Februar 2007 (via WayBack)
  9. Energie-Fakten.de: Unsere Autoren abgerufen am 3. Juni 2016 (via WayBack)
  10. Energie-Fakten.de: Die Renaissance der Kernenergie vom April 2008 (via WayBack)
  11. linkohr.de: Energie- und Klimapolitik abgerufen am 3. Juni 2016 (via WayBack, Artikel nicht mehr verfügbar)
  12. linkohr.de: Der Europäische Binnenmarkt – eine Voraussetzung für die Energiewende von 2013 (via WayBack)
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