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==Militärischer Atomkomplex==
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[[Datei:Mining_and_Chemical_Combine_administration_building.jpg|thumb|270px|Administrationsgebäude des Bergbau- und Chemiekombinats Schelesnogorsk]]
Krasnojarsk-26/Schelesnogorsk, heute als Bergbau- und Chemiekombinat bezeichnet, befindet sich 10 Kilometer südlich der geschlossenen Stadt Schelesnogorsk am Ostufer des Flusses Jenissei in der sibirischen Taiga. Es wurde 1950 von Josef Stalin als radiochemisches Unternehmen autorisiert und diente der Produktion von Plutonium.
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Krasnojarsk-26 (heute Schelesnogorsk), als Bergbau- und Chemiekombinat bezeichnet, befindet sich zehn Kilometer südlich der geschlossenen Stadt Schelesnogorsk am Ostufer des Flusses Jenissei in der sibirischen Taiga. Es wurde 1950 von Josef Stalin als radiochemisches Unternehmen autorisiert und diente der Produktion von [[Radioaktive Substanzen#Plutonium|Plutonium]] für nukleare Sprengköpfe.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/>
   
Es umfasste drei Reaktoren, die mit Graphit moderiert wurden und Natururan als Brennstoff nutzten, sowie Anlagen zur Kühlwasserbereitung, zur chemischen Separation des [[Radioaktive Substanzen#Plutonium|Plutoniums]] und zur Behandlung und Lagerung radioaktiver Abfalls. Um die Anlagen vor Luftangriffen zu schützen, wurden diese in einem 200 bis 250 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Komplex errichtet.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry">Bellona: [http://bellona.org/publication/russian-nuclear-industry-the-need-for-reform Russian Nuclear Industry—The Need for Reform] und [http://network.bellona.org/content/uploads/sites/3/Russian-Nuclear-Industry%E2%80%94The-Need-for-Reform.pdf PDF] (S.80ff.) von 2004</ref>
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Der militärische Atomkomplex umfasste drei graphitmoderierte und mit Natururan betriebene Leichtwasserreaktoren sowie Anlagen zur Kühlwasserbereitung, zur chemischen Separation des Plutoniums und zur Behandlung und Lagerung radioaktiven Abfalls. Um die Anlagen vor Luftangriffen zu schützen, wurden diese in einem 200 bis 250 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Komplex errichtet.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry">Bellona: [http://bellona.org/publication/russian-nuclear-industry-the-need-for-reform Russian Nuclear Industry—The Need for Reform] und [http://network.bellona.org/content/uploads/sites/3/Russian-Nuclear-Industry%E2%80%94The-Need-for-Reform.pdf PDF] (S.80ff.) von 2004</ref>
   
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Durch abgeleitete Abwässer, die u.a. Plutonium-238 und -239 enthielten, wurde der Fluss Jenissey Jahrzehnte lang radioaktiv kontaminiert.<ref>Deutscher Bundestag: [http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/084/1208410.pdf Radioaktive Altlasten in den Nachfolgestaaten der UdSSR und in Osteuropa] (Drucksache 12/8410. S.8) vom 1. September 1994</ref>
==AD-Reaktor==
 
Der AD-Reaktor war das erste Atomkraftwerk, das am militärischen Atomkomplex Krasnojarsk-26 (heute Schelesnogorsk) in Betrieb genommen wurde.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/>
 
   
 
==AD==
Der AD-Reaktor ging am 25. August 1958 in Betrieb, wurde mit Graphit moderiert und nutzte Natururan als Brennstoff. Zur Kühlung wurde er von Wasser aus dem Jenissei durchflossen, welches wieder zum Fluss zurückgeleitet wurde und den Fluss mit Strahlungsdosen kontaminierte, die das 150-200fache der natürlichen Hintergrundstrahlung erreichten. Am 30. Juni 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da sein Betrieb dem russischen Umweltschutzgesetz widersprach.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
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Der AD-Reaktor ging am 25. August 1958 (nach anderer Quelle am 29. August) als erste Einheit in Krasnojarsk-26 in Betrieb. Zur Kühlung wurde er vom Wasser aus dem Jenissei durchflossen, welches wieder zum Fluss zurückgeleitet wurde und diesen mit Strahlungsdosen kontaminierte, die das 150-200fache der natürlichen Hintergrundstrahlung erreichten. Am 30. Juni 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da sein Betrieb dem russischen Umweltschutzgesetz widersprach.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
   
 
Nach der Stilllegung wurde der Brennstoff entladen, und das Atomkraftwerk in den sicheren Einschluss mit dem Ziel versetzt, die Strahlung langfristig zu reduzieren und einen Austritt von Radioaktivität zu verhindern.<ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
 
Nach der Stilllegung wurde der Brennstoff entladen, und das Atomkraftwerk in den sicheren Einschluss mit dem Ziel versetzt, die Strahlung langfristig zu reduzieren und einen Austritt von Radioaktivität zu verhindern.<ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
   
 
==ADE-1==
 
==ADE-1==
Der ADE-1 ging am 20. Juli 1961 in Betrieb. Wie bei seinem Vorgänger wurde der Fluss Jenissei zur Kühlung benutzt und auch im gleichem Ausmaß verseucht. Am 29. September 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da er ebefalls den russischen Umweltschutzgesetz widersprach.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
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Der ADE-1 wurde am 20. Juli 1961 in Betrieb genommen. Wie bei seinem Vorgänger nutzte man den Fluss Jenissei zur Kühlung und verseuchte diesen im gleichem Ausmaß. Am 29. September 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da er dem russischen Umweltschutzgesetz widersprach. Der Brennstoff wurde entladen, und der ADE-1 in den sicheren Einschluss versetzt.<ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
 
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==ADE-2==
 
==ADE-2==
Der ADE-2 ging im Januar 1964 in Betrieb. Im Gegensatz zu den älteren Einheiten AD und ADE-1 besaß der ADE-2 einen geschlossenen Kühlkreislauf und verseuchte die Umwelt in geringerem Maße. Der Mehrzweckreaktor diente nicht nur zur Herstellung von Plutonium, sondern auch zur Erzeugung von Strom und Wärme. Nach dem Ende der Plutoniumproduktion im Jahr 1995 war er die wichtigste Energiequelle für Schelesnogorsk.<ref name="sputniknews_2010_04_15"/><ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
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Der ADE-2 ging 1964 in Betrieb. Im Gegensatz zu den älteren Einheiten AD und ADE-1 besaß er einen geschlossenen Kühlkreislauf, weshalb er die Umwelt in geringerem Maße verseuchte. Der Mehrzweckreaktor diente nicht nur zur Herstellung von Plutonium, sondern auch zur Erzeugung von Strom und Wärme. Nach dem Ende der Plutoniumproduktion im Jahr 1995 lieferte er noch 15 Jahre lang Energie für Schelesnogorsk.<ref name="RP_2010_04_15"/><ref name="FAS_Russian_Bomb"/><ref name="Bellona_Russian_Nuclear_Industry"/>
 
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==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
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[[Kategorie:Russland]]
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[[Kategorie:Atomwaffen]]

Aktuelle Version vom 27. Januar 2021, 17:46 Uhr

Atomenergie in Europa > Russland > Krasnojarsk-26/Schelesnogorsk (Russland)

3 graphitmoderierte Leichtwasserreaktoren •
Inbetriebnahme: 1958/1961/1964 • Abschaltung: 1992/1992/2010[1][2]

Militärischer Atomkomplex

Mining and Chemical Combine administration building

Administrationsgebäude des Bergbau- und Chemiekombinats Schelesnogorsk

Krasnojarsk-26 (heute Schelesnogorsk), als Bergbau- und Chemiekombinat bezeichnet, befindet sich zehn Kilometer südlich der geschlossenen Stadt Schelesnogorsk am Ostufer des Flusses Jenissei in der sibirischen Taiga. Es wurde 1950 von Josef Stalin als radiochemisches Unternehmen autorisiert und diente der Produktion von Plutonium für nukleare Sprengköpfe.[2]

Der militärische Atomkomplex umfasste drei graphitmoderierte und mit Natururan betriebene Leichtwasserreaktoren sowie Anlagen zur Kühlwasserbereitung, zur chemischen Separation des Plutoniums und zur Behandlung und Lagerung radioaktiven Abfalls. Um die Anlagen vor Luftangriffen zu schützen, wurden diese in einem 200 bis 250 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Komplex errichtet.[2][3]

Durch abgeleitete Abwässer, die u.a. Plutonium-238 und -239 enthielten, wurde der Fluss Jenissey Jahrzehnte lang radioaktiv kontaminiert.[4]

Der AD-Reaktor ging am 25. August 1958 (nach anderer Quelle am 29. August) als erste Einheit in Krasnojarsk-26 in Betrieb. Zur Kühlung wurde er vom Wasser aus dem Jenissei durchflossen, welches wieder zum Fluss zurückgeleitet wurde und diesen mit Strahlungsdosen kontaminierte, die das 150-200fache der natürlichen Hintergrundstrahlung erreichten. Am 30. Juni 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da sein Betrieb dem russischen Umweltschutzgesetz widersprach.[2][3]

Nach der Stilllegung wurde der Brennstoff entladen, und das Atomkraftwerk in den sicheren Einschluss mit dem Ziel versetzt, die Strahlung langfristig zu reduzieren und einen Austritt von Radioaktivität zu verhindern.[3]

ADE-1

Der ADE-1 wurde am 20. Juli 1961 in Betrieb genommen. Wie bei seinem Vorgänger nutzte man den Fluss Jenissei zur Kühlung und verseuchte diesen im gleichem Ausmaß. Am 29. September 1992 wurde der Reaktor stillgelegt, da er dem russischen Umweltschutzgesetz widersprach. Der Brennstoff wurde entladen, und der ADE-1 in den sicheren Einschluss versetzt.[2][3]

ADE-2

Der ADE-2 ging 1964 in Betrieb. Im Gegensatz zu den älteren Einheiten AD und ADE-1 besaß er einen geschlossenen Kühlkreislauf, weshalb er die Umwelt in geringerem Maße verseuchte. Der Mehrzweckreaktor diente nicht nur zur Herstellung von Plutonium, sondern auch zur Erzeugung von Strom und Wärme. Nach dem Ende der Plutoniumproduktion im Jahr 1995 lieferte er noch 15 Jahre lang Energie für Schelesnogorsk.[1][2][3]

Am 15. April 2010 wurde der ADE-2 stillgelegt.[1]

(Letzte Änderung: 27.01.2021)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 RP Online: Reaktor für waffenfähiges Plutonium abgeschaltet vom 15. April 2010
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 fas.org: Making the Russian Bomb from Stalin to Yeltsin (S. 121ff.) von 1995
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Bellona: Russian Nuclear Industry—The Need for Reform und PDF (S.80ff.) von 2004
  4. Deutscher Bundestag: Radioaktive Altlasten in den Nachfolgestaaten der UdSSR und in Osteuropa (Drucksache 12/8410. S.8) vom 1. September 1994