Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Jordanien
Einstieg in die Atomkraft geplant
Amman (Jordanien)
Laut IAEO wurden nach einem königlichen Erlass 2007 Gesetze für Richtlinien und die Gründung von Organisationen im Bereich der Atomenergie verfügt. Atomkraft wurde als Option angesehen, Energieimporte nach Jordanien zu reduzieren.[1]
Jordanien setzte 2007 ein Atomprogramm mit dem Ziel auf, 30 % der Stromversorgung bis 2030 durch Atomkraft zu decken. Ab 2008 wurden Abkommen mit diversen Staaten unterzeichnet sowie Planungen und Ausschreibungen für verschiedene Reaktortypen initiiert, ohne dass es zu konkreten Beschlüssen kam.[2]
2012, als Jordanien die Inbetriebnahme eines 1.000-MW-Reaktors bei Mafraq für 2019 ankündigte, ohne die Bevölkerung mit einzubeziehen, kam es zu einer Diskussion in den Medien über die Atomkraft und zu Protesten von Greenpeace und der Irhamouna, einem Bündnis lokaler Umweltaktivisten und Hilfsorganisationen.[3] Umweltschützer forderten den Ausbau erneuerbarer Energien, und Ende Mai 2012 wurde aufgrund von Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit und der Sicherheit der geplanten AKW ein Ende der Bauarbeiten durch das jordanische Parlament beschlossen.[4]
Nach einer Meldung vom Dezember 2012 widerrief Jordanien seine Kernkraftpläne und kündigte einen Vertrag mit AREVA zum Uranabbau. Statt dessen wurde eine Einspeisevergütung für Solarstrom eingeführt.[5]
Am 1. November 2013 wurde jedoch berichtet, dass Jordanien eine Ausschreibung für den Bau eines Atomkraftwerks durchgeführt hat, die der russische Konzern Atomstroiexport gewonnen hat. Es ist eine Anlage mit zwei Reaktoren mit insgesamt zwei Gigawatt geplant, die bei der Industriezone Zarqa entstehen soll. Der erste Reaktor soll 2020 in Betrieb gehen. 49 % der Kosten von 10 Mrd. US-Dollar soll Russland tragen, den Rest Jordanien. Allerdings wird ein mögliches Abkommen noch verhandelt und soll erst 2016 unterzeichnet werden.[6]
Am 11. Februar 2015 unterzeichneten Jordanien und Tschechien ein Memorandum zur Atomenergie. Tschechien soll Jordanien bei der Planung eines ersten Atomkraftwerks unterstützen.[7]
Forschungsreaktoren und Uran
Jordanien plant darüber hinaus mit südkoreanischer Unterstützung den Bau eines Forschungs- und Schulungsreaktors, der 130 Mio. US-Dollar kosten und 2016 in Betrieb gehen soll.[8] Dieser Reaktor trägt laut IAEO die Bezeichnung IRTR und soll 5.000 KW Leistung besitzen. Mit den Bauarbeiten wurde am 17. August 2013 begonnen.[9] Jordanien betreibt darüber hinaus seit 7. Juni 2013 einen weiteren Forschungsreaktor mit der Bezeichnung JSA. [10]
Es werden große Uranvorkommen im Zentrum und Süden des Landes vermutet, mit dem Jordanien zum "führenden Urananbieter" für benachbarte Länder werden möchte.[11]
(Letzte Änderung: 12.02.2015)
Einzelnachweise
- ↑ IAEO: Country Nuclear Power Profiles 2014 Edition/Jordan abgerufen am 6. Oktober 2014
- ↑ WNA: Nuclear Power in Jordan abgerufen am 7. Januar 2013
- ↑ Spiegel Online: Jordanien entdeckt die Atomkraft vom 9. April 2012
- ↑ WAZ: Jordaniens Parlament beschließt vorläufigen Stopp des Atomprogramms vom 31. Mai 2012
- ↑ solarserver.de: Jordanien führt Einspeisevergütung für Solarstrom ein vom 13. Dezember 2012
- ↑ Rianovosti: Russland gewinnt bei Ausschreibung zum Bau von Atomkraftwerk in Jordanien vom 1. November 2013
- ↑ Salzburg 24: Tschechien und Jordanien kooperieren bei Atomenergie vom 11. Februar 2015
- ↑ WNA: Go-ahead for Jordanian research reactor vom 20. August 2013
- ↑ IAEO: Research Reactors/Jordan JRTR abgerufen am 20. November 2014
- ↑ IAEO: Research Reactors/Jordan JSA abgerufen am 20. November 2014
- ↑ nti.org: Jordan abgerufen am 29. März 2014