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Die Lobbyisten > Hohlefelder, Walter

Zur Person

An Dr. Walter Hohlefelder zeigt sich die enge Verflechtung von Politik und Atomindustrie besonders deutlich. Er war von 1975 bis 1985 im Innenministerium von Nordrhein-Westfalen und später im Bundesministerium des Innern tätig. 1985 wurde er Geschäftsführer der Gesellschaft für Reaktorsicherheit und ein Jahr später Ministerialdirektor im Bundesumweltministerium, wo er für Reaktorsicherheit, Strahlenschutz und nukleare Entsorgung zuständig war. 1994 war er Generalbevollmächtigter des Energiekonzerns VEBA und ab 1999 Vorstandsmitglied von PreußenElektra und E.ON.[1] Am 1. April 2004 wurde er Präsident der Lobbyorganisation Deutsches Atomforum (DAtF).[2] Sein Nachfolger wurde 2010 Ralf Güldner. Derzeit ist Hohlefelder Mitglied im Präsidium des Deutschen Atomforums.[3]

→ Wikipedia Walter Hohlefelder
European Nuclear Energy Forum (ENEF)

2007

In seiner Argumentation für die Nutzung der Atomkraft wies Hohlefelder häufig darauf hin, dass Deutschland nur mit Atomkraft eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes erreichen könne, wie beispielsweise im März 2007 als Vorstand von E.ON. Deutschland werde deshalb seiner Meinung nach auf den Atomausstieg verzichten. E.ON plante zu dieser Zeit eine Beteiligung am britischen Atomprogramm.[4]

Im Juli 2007 zeigte sich Hohlefelder verärgert über die "verheerende" Informationspolitik des Atomkonzerns Vattenfall nach einer Pannenserie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel. Vattenfall habe damit dem Image der Kernenergie geschadet. Die Forderung Sigmar Gabriels, ältere AKW vorzeitig abzuschalten, wies er zurück. Deutschland könne seine Klimaziele nur durch eine Laufzeitverlängerung erreichen.[5]

2008

Ab 2008, im Vorfeld der Bundestagswahlen und in Hoffnung auf eine schwarz-gelbe Koalition, wurde durch die Atomlobby eine große Imagekampagne für eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken gestartet. Das Deutsche Atomforum unter Hohlefelder veröffentlichte eine Emnid-Blitzumfrage, nach der nur noch eine knappe Mehrheit der Deutschen gegen die Atomkraft sei. Die Atomlobby argumentierte wieder mit dem CO2-Ausstoß, aber auch mit der drohenden Abhängigkeit von Energieexporten aus Russland und Nahost und den Strompreisen für eine Laufzeitverlängerung: Regenerative Energiequellen seien wesentlich teurer als die Atomkraft.[6]

Hohlefelder gab mehrere Interviews in der Presse. Im Juli 2008 sagte Hohlefelder der "Süddeutschen Zeitung", dass Deutschland in 20 Jahren neue Atomkraftwerke benötigen werde.[7][8]

2009

Im "Spiegel" setzte sich Hohlefelder im März 2009 in einem Interview für eine Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke ein. Wie andere Atomlobbyisten hielt er einen GAU in Deutschland für ausgeschlossen, verwies auf die CO2-Reduzierung durch Atomkraftwerke, die energiepolitische Isolation Deutschlands aufgrund des Ausstiegsbeschlusses unter Schröder und auf neue kleinere Reaktoren der Generation IV.[9] In einem Interview mit dem "Deutschlandfunk" im Juli 2009 bezeichnete er die Störfälle im AKW Krümmel als "vergleichsweise irrelevant". Die Schäden in Asse seien vom Bund zu verantworten, und die Atomkonzerne würden sich nicht an den Kosten beteiligen.[10] Zur 50-Jahr-Feier des deutschen Atomforums machte sich Hohlefelder im gleichen Monat für einen Ausstieg aus dem Atomausstieg stark und behauptete, die Atomkraft habe zu "Wohlstand" und "Wohlfahrt" Deutschlands beigetragen.[11]

Auf eine Kleine Anfrage aus dem Bundestag, ob Walter Hohlefelder und Gerald Hennenhöfer als Abteilungsleiter des Bundesumweltministeriums in den 90er Jahren in die Entscheidung für Morsleben und die Bewertung der Sicherheit eingebunden waren, antwortete die Bundesregierung 2009 ausweichend, es sei das BMU eingebunden worden. Sie sah keine Interessenskonflikte darin, dass beide später für die Atomindustrie arbeiteten.[12]

2010

Im Mai 2010, nachdem er die Präsidentschaft des DAtF an Güldner übergeben hatte, sagte Hohlefelder vor dem Asse-Untersuchungsausschuss aus und erklärte, nichts von dem Wasserzufluss in der Asse gewusst zu haben. Es handle sich um ein "Staatsversagen", weshalb der Bund die Kosten tragen müsse.[13] Die Energiekonzerne hätten bereits eine Gebühr entrichtet, eine Forderung nach weiterer finanzieller Beteiligung sei "populistisches Verhalten".[14]

Vorträge von Hohlefelder

→ kernenergie.de: Eröffnungsansprache zum deutschen Atomrechtstag vom 4. Dezember 2008
→ kernenergie.de: 50 Jahre Deutsches Atomforum vom 1. Juli 2009
→ kernenergie.de: Grußwort aus Anlaß der Eröffnung 50 Jahre Deutsches Atomforum vom 1. Juli 2009

(Letzte Änderung: 16.03.2014)

Einzelnachweise

  1. energieverbraucher.de: Dr. Walter Hohlefelder abgerufen am 13. Juli 2013
  2. kernenergie.de: Dr. Walter Hohlefelder wird neuer Präsident des Deutschen Atomforums vom 5. Dezember 2003
  3. kernenergie.de Präsidium DAtF abgerufen am 13. September 2013
  4. manager magazin: Atomkraft - yes, please vom 15. März 2007
  5. RP Online: Atombranche attackiert Vattenfall vom 17. Juli 2007
  6. FAZ.net: Deutschland entdeckt den Reiz der Atomkraft vom 5. Juli 2008
  7. n-tv: Ausstieg aus dem Ausstieg? "Ohne Kernkraft geht es nicht" vom 11. Juli 2008
  8. Süddeutsche.de: "Wir brauchen ab 2020 neue Kernkraftwerke" vom Juli 2008 [mit nachträglich verändertem Datum 17. Mai 2010]
  9. Spiegel Online: Atomlobby: "Die Kernkraft wird in Deutschland wohl nie geliebt" vom 26. März 2009
  10. Deutschlandfunk: "Atomwirtschaft hat Schäden in Asse nicht zu verantworten" vom 16. Juli 2009
  11. kernenergie.de: 50 Jahre Deutsches Atomforum vom 1. Juli 2009
  12. Deutscher Bundestag: Entscheidungshistorie der Atommüll-Einlagerung ins Endlager Morsleben in den 1990er Jahren (Drucksache 16/14070) vom 21. September 2009
  13. NDR.de: Atom-Lobbyist sieht Sanierungskosten beim Bund vom 20. Mai 2010
  14. NWZ: Ex-Manager: Bund soll für Asse zahlen vom 21. Mai 2010
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