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Was am 28. März 1979 im Reaktor 2 des Atomkraftwerks Three Mile Island bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania geschah, ist ein Beispiel dafür, wie leicht sich Atomunfälle durch ein Zusammenspiel kleiner technischer Defekte und menschlichen Versagens ereignen können, ohne dass dazu eine Naturkatastrophe nötig ist. |
Was am 28. März 1979 im Reaktor 2 des Atomkraftwerks Three Mile Island bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania geschah, ist ein Beispiel dafür, wie leicht sich Atomunfälle durch ein Zusammenspiel kleiner technischer Defekte und menschlichen Versagens ereignen können, ohne dass dazu eine Naturkatastrophe nötig ist. |
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Version vom 21. Juni 2014, 00:43 Uhr
Weitere Atomunfälle und Störfälle > Harrisburg/Three Mile Island (USA)
28. März 1979 • Kernschmelze zu 75 %, 10 Mio. Liter radioaktiv verseuchtes Wasser •
INES-Stufe 5 (Ernster Unfall)[1]
Kombination technischer Probleme und menschlichen Versagens
Was am 28. März 1979 im Reaktor 2 des Atomkraftwerks Three Mile Island bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania geschah, ist ein Beispiel dafür, wie leicht sich Atomunfälle durch ein Zusammenspiel kleiner technischer Defekte und menschlichen Versagens ereignen können, ohne dass dazu eine Naturkatastrophe nötig ist.
Aufgrund eindringender Feuchtigkeit hatten sich im Reaktor zwei Wasserpumpen automatisch abgeschaltet, woraufhin zwei Notpumpen ansprangen. Deren Wasserzufluss war aber wegen zweier Ventile blockiert, die man nach einer vorherigen Wartung nicht mehr wieder geöffnet hatte. Dies führte dazu, dass die Wärmeregulierung des Reaktors zusammenbrach, die Brennstäbe sich immer weiter erhitzten und es zu einer partiellen Kernschmelze kam.[2]
Die Techniker erhielten viele Alarmmeldungen, konnten aber die Schwere des Vorfalls nicht einschätzen. "Die Schalttafel war wie die blinkende bunte Kette eines Weihnachtsbaums", sagte einer der Techniker, die damals in Three Mile Island Dienst hatten."[3]
Betreiberfirma und Experten, die gegen eine mögliche Katastrophe kämpften, konnten die Kernschmelze nicht verhindern. "Als tonnenschwerer Sturzbach ergoss sich das weiß glühende Reaktorherz auf den Grund des Druckbehälters. Fast drei Viertel des Kerns aus 36.816 Brennstäben, gebündelt in 177 Brennelementen, waren bei Temperaturen nahe 2800 Grad geschmolzen." Aus bis heute unbekannten Gründen hielt der Druckbehälter jedoch. 144.000 Anwohner, die die die Umgebung verlassen hatten oder evakuiert worden waren, konnten zurückkehren.[2]
Dekontamination – nach 12 Jahren gescheitert
Ursprünglich war geplant, den Reaktor schon 1984 wieder ans Netz gehen zu lassen. Aber erst 1980 konnte der Reaktor wieder betreten werden, und die 1984 begonnenen Aufräumarbeiten mit 3.000 Fachkräften zogen sich über elf Jahre hin.[3] Das Hauptproblem bestand darin, dass sich ca. zehn Mio. Liter kontaminiertes Kühlwasser, das sich am Reaktorboden und den anderen Gebäuden angesammelt hatte, abgepumpt, dekontaminisert und zwischengelagert werden musste.[4]
1993 wurden die Aufräumarbeiten, deren Kosten bei 2 Mrd. US-Dollar liegen, wegen der hohen Verstrahlung eingestellt. Sie sollen erst nach Abschaltung des Reaktors 1 fortgesetzt werden. Für diesen wurde 2009 jedoch eine Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre bis 2034 genehmigt. 2009 kam es zu einem Zwischenfall im Reaktor 1, bei dem 150 Arbeiter radioaktiv verstrahlt wurden.[5]
Die Kernschmelze im AKW Three Mile Island galt lange als größter Atomunfall der Geschichte, da zu dieser Zeit die Katastrophe von Majak noch nicht öffentlich bekannt war. In einem damaligen Artikel der "Zeit" wurde wie folgt resümiert: "Die Erinnerung an ihre Ratlosigkeit und Hilflosigkeit wird lange nachwirken. In Harrisburg schmolz nicht der Reaktorkern ab, wohl aber die Glaubwürdigkeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Technik."[6] Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllen sollte: Es wurden weiter Atomkraftwerke gebaut, und nur sieben Jahr später folgte die Tschernobyl-Katastrophe. (Status: 20. Juni 2013)
Fernsehbeiträge
- Harrisburg: Anwohner leiden noch immer unter Atomunfall
"Bis zur Atomkatastrophe in Japan war die teilweise Kernschmelze im US-Atomkraftwerk in Three Mile Island bei Harrisburg der zweitschwerste Nuklearunfall der Geschichte. (...) Seit dem damaligen Unfall wurde in den USA kein Atomkraftwerk mehr gebaut. Präsident Barack Obama will allerdings mehr auf Atomkraft setzen -- auch nach Fukushima. Diese Pläne spalten die Bevölkerung."
Quelle: afp
- wochenspiegel vom 8. April 1979
- Tagesschau vom 30. März 1979
- Sechsteilige Dokumentation zum Atomunfall in Harrisburg
Links
→ einestages.spiegel.de: Reaktorunglück Harrisburg - Das amerikanische Tschernobyl vom 25. März 2009
→ DER SPIEGEL 19/1979: REAKTOR-UNFALL - Wen's trifft vom 7. Mai 1979
→ Wikipedia: Kernkraftwerk Three Mile Island
→ AtomkraftwerkePlag: USA
(Letzte Änderung: 21.06.2014)
Einzelnachweise
- ↑ iaea.org INES - The international nuclear and radiological event scale vom 1. August 2008
- ↑ 2,0 2,1 Zeit Online: Alles unter Kontrolle vom 18. März 2009
- ↑ 3,0 3,1 Süddeutsche.de: USA: Atomunfall in Harrisburg 1979 - Chronik einer Kernschmelze vom 30. März 2011
- ↑ Neue Zürcher Zeitung: Aufräumarbeiten im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi - Japan stemmt sich gegen das Trauma vom 6. März 2013
- ↑ Greenpeace: Der GAU in Harrisburg vom 28. März 2013
- ↑ Zeit Online: Ist die Zukunft schon vorüber? Das Atomdebakel von Harrisburg und seine Lehren vom 6. April 1979