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Dem Bau des ersten bundesdeutschen Leistungskraftwerks Gundremmingen A (KRB-A) war ein über zwei Jahre langes Ringen um die Finanzierung zwischen dem Staat und dem Konsortium aus [[RWE]]/Bayernwerk vorausgegangen. RWE wollte sich für die Finanzierung der "nationalen Aufgaben" finanziell nur mit 100 Mio. Deutsche Mark einspannen lassen, während der Staat den Bau mit mehr als zwei Drittel der Kosten subventionieren musste.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 129f.</ref>
 
Dem Bau des ersten bundesdeutschen Leistungskraftwerks Gundremmingen A (KRB-A) war ein über zwei Jahre langes Ringen um die Finanzierung zwischen dem Staat und dem Konsortium aus [[RWE]]/Bayernwerk vorausgegangen. RWE wollte sich für die Finanzierung der "nationalen Aufgaben" finanziell nur mit 100 Mio. Deutsche Mark einspannen lassen, während der Staat den Bau mit mehr als zwei Drittel der Kosten subventionieren musste.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 129f.</ref>
   
Mit dem Bau wurde 1962 begonnen<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 319.</ref>, Hersteller waren AEG/General Electric.<ref>BfS: [http://web.archive.org/web/20140812170414/http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A19_Kernkraftwerke_0614.pdf Kernkraftwerke in Deutschland] abgerufen am 12. August 2014 (via Wayback)</ref> Der Reaktor wurde am 14. August 1966 in Betrieb genommen und ging am 13. Januar 1977 wieder außer Betrieb. Mit der Stilllegung wurde am 26. Mai 1983 begonnen.<ref name="IAEO"/> Betreiber war die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, deren Anteilseigner zu 75 % die RWE Power AG und zu 25 % die E.ON Kernkraft GmbH sind.<ref>KGG: [http://www.kkw-gundremmingen.de/ Homepage] abgerufen am 17. März 2013</ref> Seit Inbetriebnahme sind laut Bundesamt für Strahlenschutz 26 meldepflichtige Ereignisse registriert worden (Status: 25. September 2013).<ref>BfS: [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/standorte/karte_kw.html Kernkraftwerke in Deutschland - Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 25. September 2013</ref>
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Mit dem Bau wurde 1962 begonnen<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 319.</ref>, Hersteller waren AEG/General Electric.<ref>BfS: [http://web.archive.org/web/20140812170414/http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A19_Kernkraftwerke_0614.pdf Kernkraftwerke in Deutschland] abgerufen am 12. August 2014 (via Wayback)</ref> Der Reaktor wurde am 14. August 1966 in Betrieb genommen und ging am 13. Januar 1977 wieder außer Betrieb. Mit der Stilllegung wurde am 26. Mai 1983 begonnen.<ref name="IAEO"/> Betreiber war die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, deren Anteilseigner zu 75 % die RWE Power AG und zu 25 % die E.ON Kernkraft GmbH sind.<ref name="KGG"/> Seit Inbetriebnahme sind laut Bundesamt für Strahlenschutz 26 meldepflichtige Ereignisse registriert worden (Status: 25. September 2013).<ref>BfS: [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/standorte/karte_kw.html Kernkraftwerke in Deutschland - Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 25. September 2013</ref>
   
 
Das Reaktorkonzept von Gundremmingen A war 1963 von der [[Reaktor-Sicherheitskommission_(RSK)|RSK]] und dem [[TÜV SÜD|TÜV Süd]] kritisiert worden, da ein "Bruch der Speisewasserleitung" und ein Versagen der Notkühlung zu befürchten sei, was einen massiven Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre und eine "ungeheure Katastrophe" nach sich ziehen würde. Die Sicherheitsbedenken wurden jedoch ignoriert und der Reaktor vier Jahre später ohne atomrechtliche Genehmigung fertiggestellt; diese erfolgte erst nach Inbetriebnahme.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 274</ref>
 
Das Reaktorkonzept von Gundremmingen A war 1963 von der [[Reaktor-Sicherheitskommission_(RSK)|RSK]] und dem [[TÜV SÜD|TÜV Süd]] kritisiert worden, da ein "Bruch der Speisewasserleitung" und ein Versagen der Notkühlung zu befürchten sei, was einen massiven Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre und eine "ungeheure Katastrophe" nach sich ziehen würde. Die Sicherheitsbedenken wurden jedoch ignoriert und der Reaktor vier Jahre später ohne atomrechtliche Genehmigung fertiggestellt; diese erfolgte erst nach Inbetriebnahme.<ref>Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 274</ref>

Version vom 11. November 2014, 19:59 Uhr

Reaktoren außer Betrieb > Gundremmingen A (Bayern)
Weitere Atomunfälle und Störfälle > Gundremmingen A (Bayern)


Baubeginn: 12. Dezember 1962 • Inbetriebnahme: 14. August 1966 • Leistung: 250 MW •
Abschaltung: 13. Januar 1977[1] • Beginn Rückbau: 1983 • Ende Rückbau: offen


Demonstrationsanlage für Siedewasserreaktoren

KRB Block A

AKW Gundremmingen Block A 1966

Das AKW Gundremmingen befindet sich in der Nähe der bayerischen Stadt Günzburg an der Donau. Während Gundremmingen-A seit 1977 nicht mehr am Netz ist, produzieren die Reaktoren B und C weiterhin Strom.[2]

Dem Bau des ersten bundesdeutschen Leistungskraftwerks Gundremmingen A (KRB-A) war ein über zwei Jahre langes Ringen um die Finanzierung zwischen dem Staat und dem Konsortium aus RWE/Bayernwerk vorausgegangen. RWE wollte sich für die Finanzierung der "nationalen Aufgaben" finanziell nur mit 100 Mio. Deutsche Mark einspannen lassen, während der Staat den Bau mit mehr als zwei Drittel der Kosten subventionieren musste.[3]

Mit dem Bau wurde 1962 begonnen[4], Hersteller waren AEG/General Electric.[5] Der Reaktor wurde am 14. August 1966 in Betrieb genommen und ging am 13. Januar 1977 wieder außer Betrieb. Mit der Stilllegung wurde am 26. Mai 1983 begonnen.[1] Betreiber war die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, deren Anteilseigner zu 75 % die RWE Power AG und zu 25 % die E.ON Kernkraft GmbH sind.[2] Seit Inbetriebnahme sind laut Bundesamt für Strahlenschutz 26 meldepflichtige Ereignisse registriert worden (Status: 25. September 2013).[6]

Das Reaktorkonzept von Gundremmingen A war 1963 von der RSK und dem TÜV Süd kritisiert worden, da ein "Bruch der Speisewasserleitung" und ein Versagen der Notkühlung zu befürchten sei, was einen massiven Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre und eine "ungeheure Katastrophe" nach sich ziehen würde. Die Sicherheitsbedenken wurden jedoch ignoriert und der Reaktor vier Jahre später ohne atomrechtliche Genehmigung fertiggestellt; diese erfolgte erst nach Inbetriebnahme.[7]

Störfälle und Beinahe-GAU 1977

Im Juli 1969 wurde bei Arbeitern aufgrund nicht ausreichenden Strahlenschutzes eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen. 1975 starben während einer Reparatur zwei Schlossermeister aufgrund starker Verbrühungen durch ausgetretenen radioaktiven Dampf.[8]

1977 kam es zum schwersten nuklearen Störfall in der Geschichte Deutschlands, fast einem GAU. Nachdem Eis und Raureif die Hochspannungsleitungen reißen ließen, wurde der Reaktor abgeschaltet, und es kam zu einem Kurzschluss. "Doch der Druck im Reaktorkern steigt. Sicherheitsventile öffnen, 200.000 Liter radioaktiver Dampf strömen ins Reaktorgebäude und setzen es drei Meter hoch unter Wasser."[9] Der Reaktorkern wurde schwer beschädigt.[10]

Rückbau verzögert sich

Gundremmingen A sollte eigentlich bis 2005 komplett rückgebaut werden, scheint sich aber zu einer unendlichen Geschichte zu entwickeln. Die Großkomponenten scheinen abgebaut worden zu sein, die Betonaußenhülle und Restsysteme stehen aber immer noch. Der Reaktor darf aufgrund einer Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz seit Anfang 2006 als "Technologiezentrum" zur Bearbeitung, Konditionierung und Lagerung radioaktiver Abfälle, Werkzeuge und Geräte genutzt werden. Es dürfen weiterhin radioaktive Stoffe über den Kamin abgeleitet werden.[11][12]

Was wirklich im Reaktor A seit einigen Jahren vor sich geht, ist unbekannt. Am 26. März 2012 hieß es in der "Augsburger Allgemeinen Zeitung": "Der 1983 begonnene Rückbau von Block A geht weiter voran, "aber nur leicht" (…). 10000 Tonnen an Rohrleitungen, Kabel und Beschichtungen seien bereits rückgebaut worden. Auf den geplanten Bau einer Mauer um das Zwischenlager wollten die Verantwortlichen nicht eingehen."[13]

Die Rückbaukosten werden auf 2,2 Mrd. Euro geschätzt.[14]

→ KGG: Homepage (Informationen des Betreibers)
→ AtomkraftwerkePlag: Gundremmingen B und C

(Letzte Änderung: 11.11.2014)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Germany abgerufen am 27. Mai 2014
  2. 2,0 2,1 KGG: Homepage abgerufen am 23. Juli 2014
  3. Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 129f.
  4. Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013. S. 319.
  5. BfS: Kernkraftwerke in Deutschland abgerufen am 12. August 2014 (via Wayback)
  6. BfS: Kernkraftwerke in Deutschland - Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme abgerufen am 25. September 2013
  7. Joachim Radkau & Lothar Hahn: Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft. oekom, München 2013, S. 274
  8. NWZ Online: 3000 Störfälle in deutschen Kernkraftwerken seit 1965 vom 10. August 2006
  9. Deutschlandradio: Der Beinahe-GAU im Donauried vom 13. Januar 2012
  10. taz.de: AKW-Sicherheit - "Fukushima"-Reaktoren in Deutschland vom 23. März 2011
  11. Wikipedia: Kernkraftwerk Gundremmingen
  12. contrAtom: 14.12.1962 – Gundremmingen: Erste Genehmigung für AKW in Deutschland vom 14. Dezember 2011
  13. Augsburger Allgemeine: Die ersten Auswirkungen des Atom-Ausstiegs vom 26. März 2012
  14. BR: Rückbau Gundremmingen - Reaktorblock A wird seit 30 Jahren abgebaut vom 11. März 2013