AtomkraftwerkePlag Wiki
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Druckwasserreaktor • Leistung: 1.430 MW • Typ: PWR • Hersteller: KWU •<br />
 
Druckwasserreaktor • Leistung: 1.430 MW • Typ: PWR • Hersteller: KWU •<br />
Baubeginn: 1. Juni 1976 • Inbetriebnahme: 1. September 1984 •<ref name="IAEO">IAEO: [https://pris.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=DE PRIS - Country Statistics/Germany] abgerufen am 26. Mai 2014</ref><ref name="ELECNUC">IAEO: [http://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/30/020/30020260.pdf LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE] von 1997</ref> Abschaltung: 31. Dezember 2021<ref name="BASE_Laufzeiten">BASE: [https://www.base.bund.de/DE/themen/kt/kta-deutschland/laufzeiten/laufzeiten.html Laufzeiten und Elektrizitätsmengen deutscher Atomkraftwerke] abgerufen am 19. Januar 2020</ref>}}
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Baubeginn: 1. Juni 1976 • Inbetriebnahme: 1. September 1984 •<ref name="IAEO">IAEO: [https://pris.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=DE PRIS - Country Statistics/Germany] abgerufen am 8. Oktober 2020</ref><ref name="ELECNUC">IAEO: [http://www.iaea.org/inis/collection/NCLCollectionStore/_Public/30/020/30020260.pdf LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE] von 1997</ref> Abschaltung: 31. Dezember 2021<ref name="BASE_Laufzeiten">BASE: [https://www.base.bund.de/DE/themen/kt/kta-deutschland/laufzeiten/laufzeiten.html Laufzeiten und Elektrizitätsmengen deutscher Atomkraftwerke] abgerufen am 8. Oktober 2020</ref>}}
 
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==Informationen zum Reaktor==
 
==Informationen zum Reaktor==
 
[[Datei:KKW_Grohnde_Weser.jpg|thumb|250px|Atomkraftwerk Grohnde]]
 
[[Datei:KKW_Grohnde_Weser.jpg|thumb|250px|Atomkraftwerk Grohnde]]
Der Druckwasserreaktor Grohnde (KWG) ist im Weserbergland nahe der Stadt Hameln in Niedersachsen gelegen. Er wurde am 1. September 1984 in Betrieb genommen und besitzt eine Leistung von 1.430 MW. Hersteller der Anlage war die [[Siemens und KWU|Kraftwerk Union (KWU)]],<ref name="ELECNUC"/> Eigentümer sind zu 83,3 % die [[E.ON]] -Tochter PreussenElektra GmbH (mittelbar) und zu 16,7 % die Stadtwerke Bielefeld. Betreiber ist die PreussenElektra GmbH.<ref>PreussenElektra: [https://www.preussenelektra.de/de/unsere-kraftwerke/kraftwerkgrohnde.html Kernkraftwerk Grohnde] abgerufen am 5. Januar 2020</ref>
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Der Druckwasserreaktor Grohnde (KWG) ist an der Weser nahe der Stadt Hameln in Niedersachsen gelegen. Er wurde am 1. September 1984 in Betrieb genommen und besitzt eine Leistung von 1.430 MW. Hersteller der Anlage war die [[Siemens und KWU|Kraftwerk Union (KWU)]],<ref name="ELECNUC"/> Eigentümer sind zu 83,3 % die [[E.ON]] -Tochter PreussenElektra GmbH (mittelbar) und zu 16,7 % die Stadtwerke Bielefeld. Betreiber ist die PreussenElektra GmbH.<ref>PreussenElektra: [https://www.preussenelektra.de/de/unsere-kraftwerke/kraftwerkgrohnde.html Kernkraftwerk Grohnde] abgerufen am 8. Oktober 2020</ref>
   
Am Standort befindet sich außerdem ein [[Zwischenlager an Atomkraftwerken#Grohnde|Zwischenlager]].
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Am Standort befindet sich außerdem ein [[Zwischenlager an Atomkraftwerken|Zwischenlager]].
   
 
==Widerstände gegen den Bau==
 
==Widerstände gegen den Bau==
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Atomkraftgegner hatten 1977 mit Protestaktionen versucht, den Bau der Anlage zu verhindern. Für den 19. März riefen 40 Bürgerinitiativen zur Demonstration auf, und um die 20.000 Atomkraftgegner, darunter viele militante und vermummte, folgten dem Aufruf. Das Baugelände wurde gestürmt, 5.000 Polizisten stellten sich dem Ansturm entgegen. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in der "Schlacht von Grohnde" wurden Hunderte von Beamten und Demonstranten verletzt. Gegen 11 Personen wurde Anklage erhoben.<ref>DER SPIEGEL 20/1978: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40615437.html Schwarz vor Augen] vom 15. Mai 1978</ref><ref>t-online.de: [https://web.archive.org/web/20141109055037/http://www.t-online.de/regionales/id_45078826/am-anfang-war-die-schlacht-von-grohnde-.html Am Anfang war die "Schlacht von Grohnde"] vom 18. März 2011 (via WayBack)</ref>
 
Atomkraftgegner hatten 1977 mit Protestaktionen versucht, den Bau der Anlage zu verhindern. Für den 19. März riefen 40 Bürgerinitiativen zur Demonstration auf, und um die 20.000 Atomkraftgegner, darunter viele militante und vermummte, folgten dem Aufruf. Das Baugelände wurde gestürmt, 5.000 Polizisten stellten sich dem Ansturm entgegen. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in der "Schlacht von Grohnde" wurden Hunderte von Beamten und Demonstranten verletzt. Gegen 11 Personen wurde Anklage erhoben.<ref>DER SPIEGEL 20/1978: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40615437.html Schwarz vor Augen] vom 15. Mai 1978</ref><ref>t-online.de: [https://web.archive.org/web/20141109055037/http://www.t-online.de/regionales/id_45078826/am-anfang-war-die-schlacht-von-grohnde-.html Am Anfang war die "Schlacht von Grohnde"] vom 18. März 2011 (via WayBack)</ref>
   
Im Juni 1977 wurde am Baugelände das "Anti-Atom-Dorf" errichtet, welches von mehreren Hundertschaften der Polizei im August wieder abgerissen wurde.<ref>wissen.de: [http://www.wissen.de/kalendar/23-august-1977-1?csm=true Was war am 23. Aug. 1977?] abgerufen am 17. Juli 2014</ref> Bei der Räumung gab keine schweren Zwischenfälle; unmittelbar danach wurde ein Bauzaun errichtet.<ref>FAZ.net: [http://www.zeit.de/1977/36/kernfrage-kernenergie Kernfrage Kernenergie] vom 2. September 1977</ref>
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Im Juni 1977 wurde am Baugelände das "Anti-Atom-Dorf" errichtet, welches von mehreren Hundertschaften der Polizei im August wieder abgerissen wurde.<ref>wissen.de: [http://www.wissen.de/kalendar/23-august-1977-1?csm=true Was war am 23. Aug. 1977?] abgerufen am 8. Oktober 2020</ref> Bei der Räumung gab keine schweren Zwischenfälle; unmittelbar danach wurde ein Bauzaun errichtet.<ref>FAZ.net: [http://www.zeit.de/1977/36/kernfrage-kernenergie Kernfrage Kernenergie] vom 26. August 1977</ref>
   
 
→ DER SPIEGEL 33/1977: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40763891.html Macky, Mecky, Mucky und der Atom-Protest - SPIEGEL-Redakteur Wolfgang Becker im "Anti-Atom-Dorf" Grohnde] vom 8. August 1977
 
→ DER SPIEGEL 33/1977: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40763891.html Macky, Mecky, Mucky und der Atom-Protest - SPIEGEL-Redakteur Wolfgang Becker im "Anti-Atom-Dorf" Grohnde] vom 8. August 1977
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Zum 25-jährigen Betrieb des Meilers 2009 zeigte sich Christian Wulff, damals niedersächsischer Ministerpräsident, als aufrechter Verfechter der Atomkraft. Grohnde sei ein Beispiel für einen "erfolgreichen und störfallfreien" Betrieb. "Es sei falsch, die zuverlässig laufende Anlage ohne technische Begründung nur aufgrund einer politischen Entscheidung abzuschalten". Opposition und Bürgerbewegungen konnten dem angesichts der bis zum diesem Zeitpunkt 200 aufgetretenen Pannen nicht zustimmen.<ref>NDR.de: [http://web.archive.org/web/20140506192439/http://www.ndr.de/regional/dossiers/atomkraft/grohnde104.html Wulff lobt AKW Grohnde - Atomgegner protestieren] vom 12. August 2009 (via WayBack)</ref>
 
Zum 25-jährigen Betrieb des Meilers 2009 zeigte sich Christian Wulff, damals niedersächsischer Ministerpräsident, als aufrechter Verfechter der Atomkraft. Grohnde sei ein Beispiel für einen "erfolgreichen und störfallfreien" Betrieb. "Es sei falsch, die zuverlässig laufende Anlage ohne technische Begründung nur aufgrund einer politischen Entscheidung abzuschalten". Opposition und Bürgerbewegungen konnten dem angesichts der bis zum diesem Zeitpunkt 200 aufgetretenen Pannen nicht zustimmen.<ref>NDR.de: [http://web.archive.org/web/20140506192439/http://www.ndr.de/regional/dossiers/atomkraft/grohnde104.html Wulff lobt AKW Grohnde - Atomgegner protestieren] vom 12. August 2009 (via WayBack)</ref>
   
Im September 2012 brachte ein Frachter britische [[Mischoxide (MOX)|MOX]]-Brennelemente von Sellafield zur deutschen Küste, die mit Lastwagen weiter zum AKW Grohnde zur Energieerzeugung transportiert wurden. Die Transporte wurden von Protesten begleitet. Es war der erste derartige Transport seit Ende der 80er Jahre. Weitere Transporte sind angekündigt worden.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/atomtransport-aus-sellafield-fuer-akw-grohnde-in-nordenham-angekommen-a-857484.html Umstrittener Atomtransport - Frachter bringt britische Brennelemente nach Deutschland] vom 23. September 2012</ref>
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Im September 2012 brachte ein Frachter britische [[Mischoxide (MOX)|MOX]]-Brennelemente von Sellafield zur deutschen Küste, die mit Lastwagen weiter zum AKW Grohnde zur Energieerzeugung transportiert wurden. Die Transporte wurden von Protesten begleitet. Es war der erste derartige Transport seit Ende der 1980er Jahre. Weitere Transporte wurden angekündigt.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/atomtransport-aus-sellafield-fuer-akw-grohnde-in-nordenham-angekommen-a-857484.html Umstrittener Atomtransport - Frachter bringt britische Brennelemente nach Deutschland] vom 23. September 2012</ref>
   
 
==Mängel und Störfälle==
 
==Mängel und Störfälle==
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Im März 2013 wurde zwar bekannt, dass das AKW Grohnde "einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung (...) nach dem Stand von Wissenschaft und Technik" unterzogen werden, insbesondere auch in Bezug auf die Nutzung von MOX-Brennelementen.<ref name="PresseBox_2013_03_27">PresseBox: [http://www.pressebox.de/inaktiv/niedersaechsisches-ministerium-fuer-umwelt-und-klimaschutz/Einsatz-von-MOX-Brennelementen-wird-kritisch-ueberprueft/boxid/584528 Einsatz von MOX-Brennelementen wird kritisch überprüft] vom 27. März 2013</ref> Dennoch ist der Einsatz dieser Brennelemente weiterhin vorgesehen, was auf scharfe Kritik von Atomkraftgegnern stößt: "E.on-Kernkraft provoziere damit zusätzliche Gefahren, sagte ein Sprecher der Regionalkonferenz "Akw Grohnde abschalten" am Mittwoch. Die Neutronenstrahlung der Mox-Stäbe verstärke den Versprödungsprozess des Reaktordruckbehälters. Dabei sei dieser am Kraftwerk Grohnde sowieso schon aus einer besonders rissanfälligen Stahlsorte gefertigt."<ref>Welt Online: [http://www.welt.de/newsticker/news3/ns/article114832872/Atomkraftgegner-kritisieren-geplanten-Einsatz-von-Mox-Brennstaeben.html Atomkraftgegner kritisieren geplanten Einsatz von Mox-Brennstäben] vom 27. März 2013</ref>
 
Im März 2013 wurde zwar bekannt, dass das AKW Grohnde "einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung (...) nach dem Stand von Wissenschaft und Technik" unterzogen werden, insbesondere auch in Bezug auf die Nutzung von MOX-Brennelementen.<ref name="PresseBox_2013_03_27">PresseBox: [http://www.pressebox.de/inaktiv/niedersaechsisches-ministerium-fuer-umwelt-und-klimaschutz/Einsatz-von-MOX-Brennelementen-wird-kritisch-ueberprueft/boxid/584528 Einsatz von MOX-Brennelementen wird kritisch überprüft] vom 27. März 2013</ref> Dennoch ist der Einsatz dieser Brennelemente weiterhin vorgesehen, was auf scharfe Kritik von Atomkraftgegnern stößt: "E.on-Kernkraft provoziere damit zusätzliche Gefahren, sagte ein Sprecher der Regionalkonferenz "Akw Grohnde abschalten" am Mittwoch. Die Neutronenstrahlung der Mox-Stäbe verstärke den Versprödungsprozess des Reaktordruckbehälters. Dabei sei dieser am Kraftwerk Grohnde sowieso schon aus einer besonders rissanfälligen Stahlsorte gefertigt."<ref>Welt Online: [http://www.welt.de/newsticker/news3/ns/article114832872/Atomkraftgegner-kritisieren-geplanten-Einsatz-von-Mox-Brennstaeben.html Atomkraftgegner kritisieren geplanten Einsatz von Mox-Brennstäben] vom 27. März 2013</ref>
   
Nur wenige Tage, nachdem Atomkraftgegner eine sofortige Abschaltung des AKW wegen der geplanten Einsetzung von gefährlichen MOX-Brennelementen gefordert hatten, musste der Reaktor am 29. April 2014 aus anderen Gründen tatsächlich heruntergefahren werden. Im Inneren des Stromgenerators wurde ein Schaden entdeckt, dessen Ursache nicht geklärt werden konnte und der dem Betreiber E.ON Millionen Euro gekostet haben dürfte.<ref>dewezet.de: [http://www.dewezet.de/portal/startseite_Millionen-Schaden-im-Atomkraftwerk-Grohnde-_arid,612585.html Millionen-Schaden im Atomkraftwerk Grohnde] vom 29. April 2014</ref>
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Am 29. April 2014 musste der Reaktor aus anderen Gründen heruntergefahren werden. Im Inneren des Stromgenerators wurde ein Schaden entdeckt, dessen Ursache nicht geklärt werden konnte und der dem Betreiber E.ON Millionen Euro gekostet haben dürfte.<ref>dewezet.de: [http://www.dewezet.de/portal/startseite_Millionen-Schaden-im-Atomkraftwerk-Grohnde-_arid,612585.html Millionen-Schaden im Atomkraftwerk Grohnde] vom 29. April 2014</ref>
   
Im Mai 2014 wurden weitere Schäden im Reaktorkern an sogenannten Drosselkörpern entdeckt. E.ON wollte alle 132 Drosselkörper untersuchen. "Die Teile sorgen dafür, dass der Kühlkreislauf an den Brennelementen gleichmäßig fließt."<ref>NDR: [http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/AKW-Grohnde-Weitere-Defekte-im-Reaktorkern,grohnde378.html AKW Grohnde: Weitere Defekte im Reaktorkern] vom 20. Mai 2014</ref>
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Im Mai 2014 wurden weitere Schäden im Reaktorkern an sogenannten Drosselkörpern entdeckt, die für einen gleichmäßigen Fluss des Kühlkreislaufs an den Brennelementen sorgen sollen. E.ON wollte alle 132 Drosselkörper untersuchen.<ref>NDR: [https://web.archive.org/web/20140523071456/http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/AKW-Grohnde-Weitere-Defekte-im-Reaktorkern,grohnde378.html AKW Grohnde: Weitere Defekte im Reaktorkern] vom 20. Mai 2014 (via WayBack)</ref>
   
E.ON scheint mittlerweile das Geld für fabrikneue Ersatzteile zu fehlen. Der Ersatzgenerator für den im April 2014 ausgefallenen Stromgenerator ist ein gebrauchtes Gerät, das bereits an verschiedenen Stellen angerostet ist. E.ON bestritt, dass es sich um ein "Altgerät minderwertiger Güte" handelt.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/Jede-Menge-Probleme-beim-Eon-Meiler/!139356/ Jede Menge Probleme beim E.ON-Meiler - AKW Grohnde bröselt weiter]vom 28. Mai 2014</ref>
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E.ON scheint mittlerweile das Geld für fabrikneue Ersatzteile zu fehlen. Der Ersatzgenerator für den im April 2014 ausgefallenen Stromgenerator ist ein gebrauchtes Gerät, das bereits an verschiedenen Stellen angerostet ist. E.ON bestritt, dass es sich um ein "Altgerät minderwertiger Güte" handelt.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/Jede-Menge-Probleme-beim-Eon-Meiler/!139356/ Jede Menge Probleme beim E.ON-Meiler - AKW Grohnde bröselt weiter] vom 28. Mai 2014</ref>
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Am 19. Juni 2014 untersagte das niedersächsische Umweltministerium das Hochfahren des Reaktors nach einer Revision und schaltete die Staatsanwaltschaft ein, da der Verdacht aufkam, E.ON habe eine Schweißnaht an einer Armatur schlampig reparieren lassen, um das AKW schnellstmöglich wieder ans Netz zu bringen.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomkraftwerk-grohnde-wird-fall-fuer-den-staatsanwalt-a-976261.html Umstrittene Reparatur: Atomkraftwerk Grohnde wird Fall für den Staatsanwalt] vom 19. Juni 2014</ref> Da die Staatsanwaltschaft keinen Anfangsverdacht sah, durfte der Reaktor wieder angefahren werden.<ref>NDR: [http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/AKW-Grohnde-wieder-am-Netz,grohnde386.html AKW Grohnde ist wieder am Netz] vom 2. Juni 2014</ref>
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Am 19. Juni 2014 untersagte das niedersächsische Umweltministerium das Hochfahren des Reaktors nach einer Revision und schaltete die Staatsanwaltschaft ein, da der Verdacht aufkam, E.ON habe eine Schweißnaht an einer Armatur schlampig reparieren lassen, um das AKW schnellstmöglich wieder ans Netz zu bringen.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomkraftwerk-grohnde-wird-fall-fuer-den-staatsanwalt-a-976261.html Umstrittene Reparatur: Atomkraftwerk Grohnde wird Fall für den Staatsanwalt] vom 19. Juni 2014</ref> Da die Staatsanwaltschaft keinen Anfangsverdacht sah, durfte der Reaktor wieder angefahren werden.<ref>NDR: [https://web.archive.org/web/20140624002400/http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/AKW-Grohnde-wieder-am-Netz,grohnde386.html AKW Grohnde ist wieder am Netz] vom 22. Juni 2014 (via WayBack)</ref>
   
 
==Mangelnde Rentabilität, Abschaltung Ende 2021==
 
==Mangelnde Rentabilität, Abschaltung Ende 2021==
Am 30. Juli 2015 wurde bekannt, dass der Betrieb des Atomkraftwerks Grohnde tiefe Löcher in die Bilanzen der Stadtwerke Bielefeld gerissen hat, der Miteigentümer der Anlage ist. Seit 2011 verursachte das AKW einen Erlösrückgang von 100 Mio. Euro bei den Stadtwerken, was auf den Marktpreisverfall zurückgeführt wird. Vom Haupteigentümer E.ON werden keine genaueren Angaben genannt.<ref>Schaumburger Zeitung: [http://www.schaumburger-zeitung.de/portal/lokales/sz-heute_Atomkraftwerk-brechen-Einnahmen-weg-_arid,728119.html Atomkraftwerk brechen Einnahmen weg - Stadtwerke Bielefeld als Mitgesellschafter nennt Zahlen] vom 30. Juli 2015</ref>
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Am 30. Juli 2015 wurde bekannt, dass der Betrieb des Atomkraftwerks Grohnde tiefe Löcher in die Bilanzen der Stadtwerke Bielefeld gerissen hat, der Miteigentümer der Anlage ist. Seit 2011 verursachte das AKW einen Erlösrückgang von 100 Mio. Euro bei den Stadtwerken, was auf den Marktpreisverfall zurückgeführt wird. Vom Haupteigentümer E.ON liegen keine genaueren Angaben vor.<ref>Schaumburger Zeitung: [http://www.schaumburger-zeitung.de/portal/lokales/sz-heute_Atomkraftwerk-brechen-Einnahmen-weg-_arid,728119.html Atomkraftwerk brechen Einnahmen weg - Stadtwerke Bielefeld als Mitgesellschafter nennt Zahlen] vom 30. Juli 2015</ref>
   
 
Laut Atomgesetz muss das AKW Brokdorf spätestens am 31. Dezember 2021 endgültig abgeschaltet werden.<ref name="BASE_Laufzeiten"/>
 
Laut Atomgesetz muss das AKW Brokdorf spätestens am 31. Dezember 2021 endgültig abgeschaltet werden.<ref name="BASE_Laufzeiten"/>
   
Am 26. Okober 2017 stellte der Betreiber einen Antrag auf Stilllegung und zum Abbau der Anlage.<ref>umwelt.niedersachsen.de: [http://www.umwelt.niedersachsen.de/themen/atomaufsicht/kernkraftwerke/grohnde/sachstandsinformation-kernkraftwerk-grohnde-kwg-8989.html Sachstandsinformation Kernkraftwerk Grohnde (KWG)] abgerufen am 27. Januar 2019</ref>
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Am 26. Okober 2017 stellte der Betreiber einen Antrag auf Stilllegung und zum Abbau der Anlage.<ref>umwelt.niedersachsen.de: [https://web.archive.org/web/20180717053342/http://www.umwelt.niedersachsen.de/themen/atomaufsicht/kernkraftwerke/grohnde/sachstandsinformation-kernkraftwerk-grohnde-kwg-8989.html Sachstandsinformation Kernkraftwerk Grohnde (KWG)] vom 14. Februar 2018 (via WayBack)</ref>
   
 
==Weitere Links==
 
==Weitere Links==

Version vom 8. Oktober 2020, 14:11 Uhr

Reaktoren in Betrieb > Grohnde (Niedersachsen)

Druckwasserreaktor • Leistung: 1.430 MW • Typ: PWR • Hersteller: KWU •
Baubeginn: 1. Juni 1976 • Inbetriebnahme: 1. September 1984 •[1][2] Abschaltung: 31. Dezember 2021[3]


Informationen zum Reaktor

KKW Grohnde Weser

Atomkraftwerk Grohnde

Der Druckwasserreaktor Grohnde (KWG) ist an der Weser nahe der Stadt Hameln in Niedersachsen gelegen. Er wurde am 1. September 1984 in Betrieb genommen und besitzt eine Leistung von 1.430 MW. Hersteller der Anlage war die Kraftwerk Union (KWU),[2] Eigentümer sind zu 83,3 % die E.ON -Tochter PreussenElektra GmbH (mittelbar) und zu 16,7 % die Stadtwerke Bielefeld. Betreiber ist die PreussenElektra GmbH.[4]

Am Standort befindet sich außerdem ein Zwischenlager.

Widerstände gegen den Bau

Ortsdurchfahrt B 83

Ortsdurchfahrt B 83 mit Blick auf die Kühltürme

Atomkraftgegner hatten 1977 mit Protestaktionen versucht, den Bau der Anlage zu verhindern. Für den 19. März riefen 40 Bürgerinitiativen zur Demonstration auf, und um die 20.000 Atomkraftgegner, darunter viele militante und vermummte, folgten dem Aufruf. Das Baugelände wurde gestürmt, 5.000 Polizisten stellten sich dem Ansturm entgegen. Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen in der "Schlacht von Grohnde" wurden Hunderte von Beamten und Demonstranten verletzt. Gegen 11 Personen wurde Anklage erhoben.[5][6]

Im Juni 1977 wurde am Baugelände das "Anti-Atom-Dorf" errichtet, welches von mehreren Hundertschaften der Polizei im August wieder abgerissen wurde.[7] Bei der Räumung gab keine schweren Zwischenfälle; unmittelbar danach wurde ein Bauzaun errichtet.[8]

→ DER SPIEGEL 33/1977: Macky, Mecky, Mucky und der Atom-Protest - SPIEGEL-Redakteur Wolfgang Becker im "Anti-Atom-Dorf" Grohnde vom 8. August 1977

Zum 25-jährigen Betrieb des Meilers 2009 zeigte sich Christian Wulff, damals niedersächsischer Ministerpräsident, als aufrechter Verfechter der Atomkraft. Grohnde sei ein Beispiel für einen "erfolgreichen und störfallfreien" Betrieb. "Es sei falsch, die zuverlässig laufende Anlage ohne technische Begründung nur aufgrund einer politischen Entscheidung abzuschalten". Opposition und Bürgerbewegungen konnten dem angesichts der bis zum diesem Zeitpunkt 200 aufgetretenen Pannen nicht zustimmen.[9]

Im September 2012 brachte ein Frachter britische MOX-Brennelemente von Sellafield zur deutschen Küste, die mit Lastwagen weiter zum AKW Grohnde zur Energieerzeugung transportiert wurden. Die Transporte wurden von Protesten begleitet. Es war der erste derartige Transport seit Ende der 1980er Jahre. Weitere Transporte wurden angekündigt.[10]

Mängel und Störfälle

Bedenklich stimmt, dass der Reaktor, obwohl erst 1984 in Betrieb gegangen, noch mit einer Technik aus den 1970er Jahren errichtet wurde (Baubeginn 1976).[1]

1985 wurde laut einem Artikel des "Spiegel" bei einer Revision entdeckt, dass das Notkühlsystem defekt war, da die Notkühlpumpen statt Wasser Gas enthielten. Die Politik versuchte den Vorfall herunterzuspielen, erst ein IAEO-Bericht dokumentierte die Gefahr. Ein Ausfall des Kühlsystems hätte zu einer Kernschmelze führen können.[11] Im EU-Stresstest wurden im Oktober 2012 Mängel am AKW Grohnde offengelegt: "Das Zeugnis der EU-Experten fiel generell nicht gerade positiv aus: Neben den fehlenden Erdbebenwarnsystemen wurden auch der fehlende Schutz der Reaktorgebäude bei starken Erdbeben sowie die lückenhaften Notfallpläne für schwere Unfälle bemängelt."[12]

Im März 2013 wurde zwar bekannt, dass das AKW Grohnde "einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung (...) nach dem Stand von Wissenschaft und Technik" unterzogen werden, insbesondere auch in Bezug auf die Nutzung von MOX-Brennelementen.[13] Dennoch ist der Einsatz dieser Brennelemente weiterhin vorgesehen, was auf scharfe Kritik von Atomkraftgegnern stößt: "E.on-Kernkraft provoziere damit zusätzliche Gefahren, sagte ein Sprecher der Regionalkonferenz "Akw Grohnde abschalten" am Mittwoch. Die Neutronenstrahlung der Mox-Stäbe verstärke den Versprödungsprozess des Reaktordruckbehälters. Dabei sei dieser am Kraftwerk Grohnde sowieso schon aus einer besonders rissanfälligen Stahlsorte gefertigt."[14]

Am 29. April 2014 musste der Reaktor aus anderen Gründen heruntergefahren werden. Im Inneren des Stromgenerators wurde ein Schaden entdeckt, dessen Ursache nicht geklärt werden konnte und der dem Betreiber E.ON Millionen Euro gekostet haben dürfte.[15]

Im Mai 2014 wurden weitere Schäden im Reaktorkern an sogenannten Drosselkörpern entdeckt, die für einen gleichmäßigen Fluss des Kühlkreislaufs an den Brennelementen sorgen sollen. E.ON wollte alle 132 Drosselkörper untersuchen.[16]

E.ON scheint mittlerweile das Geld für fabrikneue Ersatzteile zu fehlen. Der Ersatzgenerator für den im April 2014 ausgefallenen Stromgenerator ist ein gebrauchtes Gerät, das bereits an verschiedenen Stellen angerostet ist. E.ON bestritt, dass es sich um ein "Altgerät minderwertiger Güte" handelt.[17]

Am 19. Juni 2014 untersagte das niedersächsische Umweltministerium das Hochfahren des Reaktors nach einer Revision und schaltete die Staatsanwaltschaft ein, da der Verdacht aufkam, E.ON habe eine Schweißnaht an einer Armatur schlampig reparieren lassen, um das AKW schnellstmöglich wieder ans Netz zu bringen.[18] Da die Staatsanwaltschaft keinen Anfangsverdacht sah, durfte der Reaktor wieder angefahren werden.[19]

Mangelnde Rentabilität, Abschaltung Ende 2021

Am 30. Juli 2015 wurde bekannt, dass der Betrieb des Atomkraftwerks Grohnde tiefe Löcher in die Bilanzen der Stadtwerke Bielefeld gerissen hat, der Miteigentümer der Anlage ist. Seit 2011 verursachte das AKW einen Erlösrückgang von 100 Mio. Euro bei den Stadtwerken, was auf den Marktpreisverfall zurückgeführt wird. Vom Haupteigentümer E.ON liegen keine genaueren Angaben vor.[20]

Laut Atomgesetz muss das AKW Brokdorf spätestens am 31. Dezember 2021 endgültig abgeschaltet werden.[3]

Am 26. Okober 2017 stellte der Betreiber einen Antrag auf Stilllegung und zum Abbau der Anlage.[21]

Weitere Links

AKW Grohnde – Nein Danke!

Bilderserie

  • Foto-Dokumentation über besetztes Kühlturmgelände des AKW Grohnde 1977
Anti-Atom-Dorf_Grohnde_1977.wmv

Anti-Atom-Dorf Grohnde 1977.wmv

Hochgeladen auf YouTube am 7. April 2011

(Letzte Änderung: 08.10.2020)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Germany abgerufen am 8. Oktober 2020
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. 3,0 3,1 BASE: Laufzeiten und Elektrizitätsmengen deutscher Atomkraftwerke abgerufen am 8. Oktober 2020
  4. PreussenElektra: Kernkraftwerk Grohnde abgerufen am 8. Oktober 2020
  5. DER SPIEGEL 20/1978: Schwarz vor Augen vom 15. Mai 1978
  6. t-online.de: Am Anfang war die "Schlacht von Grohnde" vom 18. März 2011 (via WayBack)
  7. wissen.de: Was war am 23. Aug. 1977? abgerufen am 8. Oktober 2020
  8. FAZ.net: Kernfrage Kernenergie vom 26. August 1977
  9. NDR.de: Wulff lobt AKW Grohnde - Atomgegner protestieren vom 12. August 2009 (via WayBack)
  10. Spiegel Online: Umstrittener Atomtransport - Frachter bringt britische Brennelemente nach Deutschland vom 23. September 2012
  11. DER SPIEGEL 17/1987: Mir läuft der kalte Schauer über den Rücken SPIEGEL-Report über verheimlichte KKW-Störfälle in aller Welt vom 20. April 1987
  12. NDR: AKW-Stresstest: Birkner weist EU-Kritik zurück vom 5. Oktober 2012 via WayBack
  13. PresseBox: Einsatz von MOX-Brennelementen wird kritisch überprüft vom 27. März 2013
  14. Welt Online: Atomkraftgegner kritisieren geplanten Einsatz von Mox-Brennstäben vom 27. März 2013
  15. dewezet.de: Millionen-Schaden im Atomkraftwerk Grohnde vom 29. April 2014
  16. NDR: AKW Grohnde: Weitere Defekte im Reaktorkern vom 20. Mai 2014 (via WayBack)
  17. taz.de: Jede Menge Probleme beim E.ON-Meiler - AKW Grohnde bröselt weiter vom 28. Mai 2014
  18. Spiegel Online: Umstrittene Reparatur: Atomkraftwerk Grohnde wird Fall für den Staatsanwalt vom 19. Juni 2014
  19. NDR: AKW Grohnde ist wieder am Netz vom 22. Juni 2014 (via WayBack)
  20. Schaumburger Zeitung: Atomkraftwerk brechen Einnahmen weg - Stadtwerke Bielefeld als Mitgesellschafter nennt Zahlen vom 30. Juli 2015
  21. umwelt.niedersachsen.de: Sachstandsinformation Kernkraftwerk Grohnde (KWG) vom 14. Februar 2018 (via WayBack)