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Uranabbau in Deutschland > Geschichte der Wismut

Die Wismut - Uranerz für die Sowjetunion

Wismut

Eingangstor zum ehemaligen Wismut Betriebsgelände in Dresden-Gittersee

In Sachsen wird schon seit fast 900 Jahren Bergbau betrieben. So wurden ab 1168 Silber abgebaut, später Zinn, Kobalt, Nickel, Wismut, Eisen, Steinkohle, Braunkohle – und eben auch Uran.[1]

Im Süden der ehemaligen DDR befand sich das größte Uranabbaugebiet Deutschlands, in dem unter dem Decknamen des Buntmetalls "Wismut" von 1946 bis 1990 Uran gefördert wurde. Die Sowjetunion hatte bereits 1945 die Gegend erkundet und verlangte anschließend von ihrer Besatzungszone als Reparationsleistung Abbau und Lieferung des zur Zeit des Kalten Krieges wichtigen Rohstoffes.[2] Die Hoffnung der DDR, ihren Brennstoffbedarf über die Wismut selbst decken zu können, erfüllte sich nicht, denn sie musste das geförderte Uranerz komplett an die Sowjetunion abgeben.[3]

Die Uranförderung in der DDR, die in der sozialistischen Propaganda als "Erz für den Frieden" angepriesen wurde, ermöglichte der Sowjetunion die Zündung ihrer ersten Atombombe im Jahr 1949.[4]

Verschwundene Dörfer und Zwangsarbeit

Wismut karte

Standorte der Wismut in Thüringen und Sachsen

Um den Uranabbau zu ermöglichen, mussten Gemeinden teilweise oder ganz verschwinden. So wurde die Altstadt von Johanngeorgenstadt in Sachsen abgerissen. "Der Stadtkern wurde dem Erdboden gleichgemacht; wegen drohender Bodensenkungen und um den Bergbau unter Tage nicht zu gefährden." Die Bewohner der Altstadt wurden umgesiedelt.[5] In Thüringen wurden die Dörfer Gessen, Schmirchau, Lichtenberg, Culmitzsch, Katzendorf, Sorge und Lichtenberg Opfer des Bergbaus.[6][7]

Anfangs wurden 43.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen zur Arbeit zwangsverpflichtet. Nicht einmal die SED wurde zu Kontrollen auf das Gelände gelassen. 1947 wurde die "Wismut AG", eine Art russische Sonderzone mit eigener Infrastruktur und Gerichtsbarkeit, gegründet und der Abbau auf andere Regionen des Erzgebirges ausgeweitet.[8]

Laut Forschungen deutscher und russischer Wissenschaftler fand aufgrund der hohen Bedeutung des Urans für die Sowjetunion der Abbau in den ersten Jahren unter kriegsrechtsähnlichen Bedingungen statt. Ein Bruch des Arbeitsvertrags oder ein Verlassen der Wismut zog Strafen nach sich. Laut Dresdner Hannah-Ahrendt-Institut wurde 67 mal die Todesstrafe vollstreckt, 40 getötete Arbeiter wurden nach 1990 rehabilitiert. Es gab seit 1947 die Anweisung nass zu bohren, was jedoch aufwändiger und zeitraubender als das Trockenbohren war. Um den Plan zu erfüllen oder mehr Profit zu machen, wurde deshalb gegen die Vorschriften zum Teil trocken gebohrt. In den 80er Jahren nahm das Uranerz ab und seine Qualität verringerte sich; die Löhne wurden aber nicht reduziert.[9]

DDR drittgrößter Uranproduzent weltweit

Am 31. Dezember 1953 beendete die SAG Wismut ihre Tätigkeit, und am 1. Januar 1954 wurde die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut gegründet.[10]

Die DDR wurde danach zum drittgrößten Uranproduzenten weltweit, lieferte aber weiterhin ausschließlich an die UdSSR. Es wurden vergleichsweise hohe Löhnen gezahlt, und man konnte 160.000 Menschen aus der Sowjetischen Besatzungszone für den Erzabbau anwerben.[8]

"Die wichtigsten Förderreviere in Sachsen waren Schlema-Alberoda und Pöhla (Westerzgebirge), Dresden-Gittersee (Döhlener Becken) und Königstein (Sächsische Schweiz) (...). Einer der wichtigsten Aufbereitungsstandorte in Sachsen war die Uranerzaufbereitungsanlage in Crossen mit der dazugehörigen Industriellen Absetzanlage (IAA)."[11]

Nachdem zahlreiche Schächte in der Ronneburger Region eröffnet worden waren, kam es immer wieder zu Bränden im Bergwerk. Die Ursache: Gestein, das sich selbst entzündete. Man versuchte, mit Lehmmischungen oder Zumauern die Brände zu löschen, meist erfolglos. Erst in den 60er konnte man die Brände durch Verfüllung mit Beton und Braunkohlefilterasche eindämmen.[12]

Im Zuge der deutschen Einheit wurde zum Jahresende 1990 der Bergbau eingestellt, die Stilllegung und erste Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und Sanierungsarbeiten wurden eingeleitet. Die Bundesrepublik übernahm 50 % der Wismut. In einem Regierungsabkommen vom 16. Mai 1991 übertrug die Sowjetunion die restlichen 50 % an Deutschland. Am 20. Dezember 1991 wurde die SDAG Wismut auf Grundlage des Wismut-Gesetzes in die bundeseigene Wismut GmbH umgewandelt.[13]

Bis 1990 waren 231.000 Tonnen Uran abgebaut worden.[14][15] Andere Quellen beziffern die Uran-Gesamtförderung der Wismut mit 220.000 Tonnen.[16][17]


(Letzte Änderung: 15.10.2013)

Einzelnachweise

  1. Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 8. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2012. [Website nicht mehr verfügbar: Denkströme: Bergbau und Landeskunde
 (Heft 8) von 2012]
  2. Spiegel Online: Leben mit der Wismut - Der blinde Fleck der DDR vom 3. November 2007
  3. Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Die Energiepolitik der DDR - Mängelverwaltung zwischen Kernkraft und Braunkohle von 1988.
  4. Zeit Online: Bergbau-Konzern Wismut: Schacht-Weltmeister vom 3. Juli 2011
  5. Deutsche Welle: Johanngeorgenstadt - Eine Stadt verschwindet vom 14. November 2012
  6. Mitteldeutsche Zeitung Thüringen - Abgebaggerte Dorfzeit vom 7. Mai 2010
  7. Wismut GmbH Der Tagebau Lichtenberg - Eines der offenkundigsten Hinterlassenschaften des Uranerzbergbaus abgerufen am 16. Juli 2013
  8. 8,0 8,1 mdr.de: Uranbergbau - Die wilden Jahre bei der "Wismut" vom 14. September 2012
  9. Deutschlandfunk: Uran und wilder Osten - Die Geschichte der Wismut vom 30. Juni 2011
  10. Bergbauverein Ronneburg e.V.: Geschichtsabriss Ronneburg abgerufen am 23. Juli 2013
  11. sachsen.de Sanierungsmaßnahmen der Wismut GmbH abgerufen am 24. Juli 2013
  12. mdr.de: Die Revierbrände von Ronneburg vom 24. April 2012 [Seite nicht mehr verfügbar]
  13. BMWi: Uranerzbergbausanierung/Wismut abgerufen am 23. Juli 2013
  14. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Uranerzbergbausanierung/Wismut abgerufen am 17. Juli 2013
  15. bergbauverein-ronneburg.de Die Lagerstätte Ronneburg abgerufen am 16. Juli 2013
  16. Goethe Institut Yellow Cake – Die Lüge von der sauberen Energie abgerufen am 16. Juli 2013
  17. Berliner Zeitung Wismut-Halden verschwinden nach und nach im Tagebau vom 26. Februar 1996
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