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Die Energiewende > Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch

Steigender Anteil der Erneuerbaren

Erneuerbare 2020

lt. Angaben des BMWi[1]


Mittelfeld im internationalen Vergleich

Deutschland nimmt jedoch bei der Energiewende im internationalen Vergleich keineswegs eine Vorreiterrolle ein.

2014 teilte sich Deutschland im Energiewende-Index des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) und der Internationalen Gesellschaft für Solarenergie (ISES) zusammen mit Japan und Großbritannien lediglich den vierten Rang.[2] Nach einer anderen Studie des Handelsblatt Research-Instituts belegte Deutschland im April 2014, gemessen an "51 Indikatoren zu Energie, Haushalten, Unternehmen und Verkehr", nur Platz 24.[3]

2018 lag Deutschland im globalen Energiewende-Index des Weltwirtschaftsforums (WEF) auf Platz 16; auch in Europa kam es nicht einmal unter die besten zehn. Die Hauptgründe waren die schlechte Bewertung in der Struktur der Energiesysteme und die hohe Abhängigkeit vom Kohlestrom.[4] In einem internationalen Klimaschutzvergleich erreichte Deutschland nur Platz 27, wegen Verzögerungen beim Ausbau erneuerbarer Energien und beim Kohleausstieg.[5] Der Bundesrechnungshof räumte 2018 ein, dass voraussichtlich "die Ziele für das Jahr 2020 bei der Umsetzung der Energiewende überwiegend nicht erreicht" werden.[6]

2019 lag laut "Strom-Report" der Anteil der Erneuerbaren Energien (Windenergie, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft) an der Netto-Stromerzeugung in Deutschland bei 46 %, der Anteil der konventionellen Energieträger (Stein- und Braunkohle, Erdgas und Kernkraft) bei 54 %.[7]

Wettbewerbs- und Grundlastfähigkeit

Es ist immer wieder behauptet worden, die erneuerbaren Energien seien im Vergleich zur Atomenergie nicht wettbewerbsfähig und könnten keine gleichmäßige Stromversorgung gewährleisten. Beide Einschätzungen sind überholt.

In einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) wurde bereits im Mai 2012 die Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien belegt. "Schon heute sind Windräder im Vergleich zu Braunkohle, Steinkohle und Kernkraft konkurrenzfähig, und selbst für die Photovoltaik stehen die Chancen in der Zukunft gut."[8]

2014 ist dieses Ziel auch für die Solarenergie erreicht worden. Nimmt man laut "Frankfurter Rundschau" den Strompreis des AKW-Neubauprojekts Hinkley Point in Großbritannien als Maßstab, bei dem zum ersten Mal eine öffentliche Preiskalkulation stattfand, sind Windenergie (an Land und auf dem Meer) und Solarenergie gleichermaßen günstiger als Atomenergie, mögliche Umwelt- und Gesundheitsschäden nicht eingerechnet. Für die Zukunft wurde in einer Prognos-Studie festgestellt, dass Strom in neuen Windkraft- und Solaranlagen künftig um 50 % günstiger hergestellt werden können als in Atomkraftwerken (Referenz war auch hier Hinkley Point).[9] Stilllegungs- und Entsorgungskosten wurden in dem Artikel nicht angesprochen.

Was die Grundlastfähigkeit betrifft, hatte sich schon 2012 herausgestellt, dass der Beitrag erneuerbarer Energien relativ stabil war. "Wind- und Sonnenenergie ergänzen sich ganz gut. Erstere liefert eher in der dunklen Jahreszeit, während viel Sonnenschein meist mit eher windarmem Wetter einhergeht." Die Erneuerbaren Energien haben also eine wesentlich bessere Grundlastfähigkeit, als vermutet.[10]

Dies zeigte auch ein Test des Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES), bei dem Windparks, Solaranlagen und Biogaskraftwerke aus verschiedenen Bundesländern zu einem Kombikraftwerk zusammengeschlossen wurden: Mit erneuerbaren Energien konnten Frequenz und Spannung im Netz stabil gehalten werden.[11]

Kosteneinsparung und Arbeitsmarkteffekte

Nach Recherchen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) wird sich Deutschland aufgrund des Atomausstiegs 82 Mrd. Euro Kosten für Neu- oder Ersatzbau von Atomkraftwerken sparen. Weltweit werden die aufgrund veralteter Atomkraftwerke erforderlichen Investitionen auf 1,1 Billionen Euro bis 2030 geschätzt.[12]

Auch auf dem Arbeitsmarkt und in der Bildung soll der Umstieg auf erneuerbare Energien positive Effekte zeigen: Bis 2020 sollen 470.000 bis 600.000 Menschen im Bereich erneuerbarer Energien beschäftigt sein. Die Universitäten richten aus diesem Grund Studiengänge ein, die auf erneuerbare Energien ausgerichtet sind.[13]

Weiter großes Potenzial in Deutschland und international

Nach einem Szenario eines Forschungsverbands energiewirtschaftlicher Institute aus dem Jahre 2010, das die Bundesregierung in Auftrag gab, könnte bis 2050 in Deutschland ein 100-prozentiger Umstieg auf erneuerbare Energien verwirklicht werden.[14] → fvee.de: Energiekonzept 2050 vom Juni 2010

Auch das internationale Potenzial der erneuerbaren Energien ist enorm: Nach einem Bericht des Weltklimarats "IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)" könnte deren Anteil von 13 % im Jahr 2011 bis auf 77 % im Jahre 2050 ansteigen, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.[15]

2016 entfielen nach Angaben der Internationalen Energieagentur zwei Drittel der Investitionen in Kraftwerke auf die erneuerbaren Energien, insbesondere auf Solarkraftwerke.[16]

Fernsehbeiträge

  • Expedition Energiewende - Deutschlands einsame Revolution
    "Die Politik führt einen Kampf um die Zukunft des deutschen Energiemarkts. Etablierte Energiekonzerne verlieren Umsätze durch die vermehrte Gewinnung erneuerbarer Energien und Lobbyisten streuen Fehlinformationen, um diese Erfolge zu bremsen. "Experiment Energiewende" ist ein investigativer Dokumentarfilm über die Hintergründe und Fallstricke des ambitioniertesten Industrieprojekts seit dem Zweiten Weltkrieg."[17]
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Experiment Energiewende,- Deutschlands einsame Revolution

arte, vom 3. September 2013

  • Der Kampf um die Energiewende
    "Die Energiewende benötigt hochflexible moderne Gaskraftwerke - stattdessen laufen alte unflexible Braunkohlekraftwerke weiter und stehen der Energiewende im Weg. Die Stadtwerke Leipzig wollen ein modernes Kraftwerk bauen. Doch die Investition lohnt sich nicht. Es fehlen klare Entscheidungen der Politik."[18]
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Neue Energien 1 2 ('Unter Strom' ZDFzoom 20.6.2012)

  • "Der Energiewirtschafts-Experte Prof. Uwe Leprich zeigt, wie sich gerade die energieintensive Industrie Privilegien in Milliardenhöhe gesichert hat. Dank großer Schlupflöcher in den Gesetzen zahlen viele stromintensive Unternehmen fast nichts für die Energiewende."[18]
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Neue Energien 2 2 ('Unter Strom' ZDFzoom 20.6.2012)

  • Wie Stromriesen die Energiewende sabotieren
    "15 Milliarden Euro Schadenersatz fordern die großen Stromkonzerne wegen des Atomausstiegs. Und nicht nur das - die großen Vier blockieren, wo sie nur können. Die Verzögerungstaktik folgt einem Profitziel."[19]
Blockade_Wie_die_Stromriesen_die_Energiewende_sabotieren

Blockade Wie die Stromriesen die Energiewende sabotieren

BR, quer vom 14. Juni 2012

  • Wie die Bundesregierung sauberen Strom aus Norwegen blockiert
    "Norwegen könnte mit Strom aus Wasserkraft 60 europäische Atomkraftwerke ersetzen. Mehrere Firmen wollen ein erstes Kabel von Norwegen nach Deutschland verlegen, das Projekt NORGER. So könnte sauberer und billiger Strom (1.400 MW) in beide Richtungen fließen: Überschüssige deutsche Windkraft ließe sich in norwegischen Pumpspeicherkraftwerken speichern und bei Bedarf nach Deutschland zurückholen. (...) Der Bundesverband Windenergie sieht NORGER durch die Bundesregierung blockiert."[20]
Wasserkraft_aus_Norwegen_jahrelang_blockiert_-_Atom_Lobby_stellt_sich_taub

Wasserkraft aus Norwegen jahrelang blockiert - Atom Lobby stellt sich taub

Report Mainz vom 20. September 2010



(Letzte Änderung: 03.06.2021)

Einzelnachweise

  1. BMWi: Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland Stand: Februar 2021
  2. stromauskunft.de: Weltweiter Energiewende-Index: Deutschland auf Platz vier vom 2. Januar 2014
  3. Deutsche Welle: Deutschland verliert Vorbildrolle vom 3. April 2014
  4. Welt Online: Das peinliche Zeugnis für die deutsche Energiewende vom 20, März 2018
  5. Zeit Online: Deutschland rutscht im Klimaschutz-Index weiter ab vom 10. Dezember 2018
  6. Bundesrechnungshof: Bericht nach § 99 BHO über die Koordination und Steuerung zur Umsetzung der Energiewende durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vom September 2018
  7. strom-report.de: Der deutsche Strommix: Stromerzeugung in Deutschland abgerufen am 7. Januar 2020
  8. heise.de: Studie belegt Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren Energien vom 15. Mai 2012
  9. FR Online: Sonne schlägt Atom vom 5. Mai 2014
  10. heise online: Strom-Export größer denn je vom 30. Oktober 2012
  11. Süddeutsche.de: Grüne Kraftwerke können Blackouts verhindern vom 31. Oktober 2013
  12. IWR.de: Kernkraftwerke werden älter – Ersatz kostet weltweit über eine Billion Euro bis 2030 vom 19. Oktober 2012
  13. Zeit Online: Neue Studiengänge - Der Wind steht günstig vom 21. April 2013
  14. Sascha Adamek: Die Atomlüge. Heyne, München 2011, S. 166.
  15. Focus Online: IPCC-Report - 77 Prozent erneuerbare Energien möglich vom 9. Mai 2011
  16. Welt Online: Öko-Energien hängen die fossilen Brennstoffe ab vom 4. Oktober 2017
  17. programm.ard.de Expedition Energiewende - Deutschlands einsame Revolution vom 7. September 2013
  18. 18,0 18,1 presseportal.de "Unter Strom": ZDFzoom-Doku über den "Kampf um die Energiewende" vom 18. Juni 2012
  19. br.de Blockade - Wie Stromriesen die Energiewende sabotieren vom 14. Juni 2012
  20. swr.de Ökostrom in der Sackgasse - Wie die Bundesregierung sauberen Strom aus Norwegen blockiert vom 20. September 2010
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