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Der Standort Diablo Canyon liegt an der pazifischen Küste der Vereinigten Staaten im Bundestaat Kalifornien, westlich der Stadt San Luis Obispo zwischen San Francisco und Los Angeles.<ref>WNA Reactor Database: [http://world-nuclear.org/NuclearDatabase/reactordetails.aspx?id=27570&rid=FE59A3E4-9CE9-47F2-BF3E-1481EC273F70&country=United%20States Diablo Canyon-1, United States] abgerufen am 23. Dezember 2014</ref> Und damit unweit des San-Andreas-Grabens, der die pazifische von der nordamerikanischen Erdplatte trennt.
 
Der Standort Diablo Canyon liegt an der pazifischen Küste der Vereinigten Staaten im Bundestaat Kalifornien, westlich der Stadt San Luis Obispo zwischen San Francisco und Los Angeles.<ref>WNA Reactor Database: [http://world-nuclear.org/NuclearDatabase/reactordetails.aspx?id=27570&rid=FE59A3E4-9CE9-47F2-BF3E-1481EC273F70&country=United%20States Diablo Canyon-1, United States] abgerufen am 23. Dezember 2014</ref> Und damit unweit des San-Andreas-Grabens, der die pazifische von der nordamerikanischen Erdplatte trennt.
   
Beim Erteilen der Baugenehmigung in den 1960er Jahren hatte man sich nur auf ein einziges seismologisches Gutachten verlassen, kritische Stimmen wurden von der Betreibergesellschaft Pacific Gas and Electric Company ignoriert. Kurz vor Ende der Bauarbeiten wurden in nur fünf Kilometer Entfernung die Hosgri-Falte und später eine weitere Verwerfung entdeckt. Die Errichtung des AKW löste die größten Anti-Atom-Proteste in der Geschichte der USA aus. Wegen der Erdbebengefahr mussten 2,5 Mrd. US-Dollar in die Nachrüstung investiert werden. Bauingenieure und -handwerker hatten sich außerdem 13 so schwerwiegende Schlampereien geleistet, dass Diablo Canyon zunächst die Betriebserlaubnis verweigert wurde. Wegen der Ausbesserungsarbeiten stiegen die Kosten um weitere zwei Mrd. US-Dollar. Die Mehrkosten von insgesamt fast fünf Mrd. wurden über die Strompreise und die Konsumenten wieder hereingeholt.<ref>Das Erste: [http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2011/ein-atomkraftwerk-im-erdbebengebiet-100.html Ein Atomkraftwerk im Erdbebengebiet] vom 6. August 2013</ref><ref>3sat: [http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/152833/index.html Auf unsicherem Boden - Kraftwerke stehen am San-Andreas-Graben] vom 17. März 2011</ref><ref>DER SPIEGEL 20/1982: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14335398.html Pfusch am Bau] vom 17. Mai 1982</ref>
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Beim Erteilen der Baugenehmigung in den 1960er Jahren hatte man sich nur auf ein einziges seismologisches Gutachten verlassen, kritische Stimmen wurden von der Betreibergesellschaft Pacific Gas and Electric Company ignoriert. Kurz vor Ende der Bauarbeiten wurden in nur fünf Kilometer Entfernung die Hosgri-Falte und später eine weitere Verwerfung entdeckt. Die Errichtung des AKW löste die größten Anti-Atom-Proteste in der Geschichte der USA aus. Wegen der Erdbebengefahr mussten 2,5 Mrd. US-Dollar in die Nachrüstung investiert werden. Bauingenieure und -handwerker hatten sich außerdem 13 so schwerwiegende Schlampereien geleistet, dass Diablo Canyon zunächst die Betriebserlaubnis verweigert wurde. Wegen der Ausbesserungsarbeiten stiegen die Kosten um weitere zwei Mrd. US-Dollar. Die Mehrkosten von insgesamt fast fünf Mrd. wurden über erhöhte Strompreise wieder hereingeholt.<ref>Das Erste: [http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2011/ein-atomkraftwerk-im-erdbebengebiet-100.html Ein Atomkraftwerk im Erdbebengebiet] vom 6. August 2013</ref><ref>3sat: [http://www.3sat.de/page/?source=/nano/umwelt/152833/index.html Auf unsicherem Boden - Kraftwerke stehen am San-Andreas-Graben] vom 17. März 2011</ref><ref>DER SPIEGEL 20/1982: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14335398.html Pfusch am Bau] vom 17. Mai 1982</ref>
   
 
Trotz aller Risiken, Proteste und Mehrkosten setzte sich die Atomlobby durch, die Anlage ging schließlich ans Netz und liefert bis heute Strom. Die Pacific Gas and Electric Company betreibt heute in Diablo Canyon zwei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.197 MW, die 1984 und 1985 in Betrieb gegangen sind. Nachdem die Reaktoren am Standort San Onofre 1992/2013 stillgelegt wurden, ist Diablo Canyon das letzte aktive Atomkraftwerk in Kalifornien.<ref name="IAEO"/><ref>PGE: [http://www.pge.com/en/safety/systemworks/dcpp/index.page Diablo Canyon Power Plant] abgerufen am 7. Juli 2014</ref>
 
Trotz aller Risiken, Proteste und Mehrkosten setzte sich die Atomlobby durch, die Anlage ging schließlich ans Netz und liefert bis heute Strom. Die Pacific Gas and Electric Company betreibt heute in Diablo Canyon zwei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.197 MW, die 1984 und 1985 in Betrieb gegangen sind. Nachdem die Reaktoren am Standort San Onofre 1992/2013 stillgelegt wurden, ist Diablo Canyon das letzte aktive Atomkraftwerk in Kalifornien.<ref name="IAEO"/><ref>PGE: [http://www.pge.com/en/safety/systemworks/dcpp/index.page Diablo Canyon Power Plant] abgerufen am 7. Juli 2014</ref>

Version vom 11. Januar 2015, 12:50 Uhr

Atomenergie in außereuropäischen Ländern > USA > Diablo Canyon (USA)

Baubeginn: 23. April 1968/9. Dezember 1970 • Inbetriebnahme: 29. April 1984/19. August 1985 •
Leistung: 2 x 1.197 MW • Typ: 2 x W (4-loop) •[1] Abschaltung: offen


AKW an der pazifisch-amerikanischen Plattengrenze

Diablo canyon nuclear power plant

AKW Diablo Canyon, Kalifornien

Der Standort Diablo Canyon liegt an der pazifischen Küste der Vereinigten Staaten im Bundestaat Kalifornien, westlich der Stadt San Luis Obispo zwischen San Francisco und Los Angeles.[2] Und damit unweit des San-Andreas-Grabens, der die pazifische von der nordamerikanischen Erdplatte trennt.

Beim Erteilen der Baugenehmigung in den 1960er Jahren hatte man sich nur auf ein einziges seismologisches Gutachten verlassen, kritische Stimmen wurden von der Betreibergesellschaft Pacific Gas and Electric Company ignoriert. Kurz vor Ende der Bauarbeiten wurden in nur fünf Kilometer Entfernung die Hosgri-Falte und später eine weitere Verwerfung entdeckt. Die Errichtung des AKW löste die größten Anti-Atom-Proteste in der Geschichte der USA aus. Wegen der Erdbebengefahr mussten 2,5 Mrd. US-Dollar in die Nachrüstung investiert werden. Bauingenieure und -handwerker hatten sich außerdem 13 so schwerwiegende Schlampereien geleistet, dass Diablo Canyon zunächst die Betriebserlaubnis verweigert wurde. Wegen der Ausbesserungsarbeiten stiegen die Kosten um weitere zwei Mrd. US-Dollar. Die Mehrkosten von insgesamt fast fünf Mrd. wurden über erhöhte Strompreise wieder hereingeholt.[3][4][5]

Trotz aller Risiken, Proteste und Mehrkosten setzte sich die Atomlobby durch, die Anlage ging schließlich ans Netz und liefert bis heute Strom. Die Pacific Gas and Electric Company betreibt heute in Diablo Canyon zwei Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.197 MW, die 1984 und 1985 in Betrieb gegangen sind. Nachdem die Reaktoren am Standort San Onofre 1992/2013 stillgelegt wurden, ist Diablo Canyon das letzte aktive Atomkraftwerk in Kalifornien.[1][6]

Zwischenfälle

Am 22. Dezember 2003 ereignete sich zwischen San Francisco und Los Angeles, also nahe des AKW, ein Erdbeben mit der Stärke von 6,5 auf der Richter-Skala. Diablo Canyon wurde anscheinend nicht abgeschaltet oder beschädigt.[7]

2010 entedeckt die NRC, dass Diablo Canyon 18 Monate lang mit funktionsunfähigen Notkühlsystemen für Reaktorkern und Containmentbehälter betrieben wurde - glücklicherweise ist ein Unfall ausgeblieben.[8]

Am 26. April 2012 musste Diablo-Canyon-2 abgeschaltet werden, da quallenartige Tiere die Meerwasser-Ansaugleitungen verstopft hatten.[9]

→ PGE: Diablo Canyon Power Plant (Informationen des Betreibers)

Studien, Klage, Auseinandersetzung im US-Senat

2013 war eine Studie der Union of Concerned Scientists erschienen, in der auf die Erdbebengefahren hingewiesen wurde. In einer weiteren Studie der World Business Academy von März 2014 wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Diablo Canyon 2010 Atommüll mit mehr Radioaktivität enthalte, als 1986 von Tschernobyl freigesetzt worden war. Zudem habe das AKW in den späten 2000er Jahren mehr hochgiftiges flüssiges Tritium in die Umwelt freigesetzt als jedes andere AKW in den USA. In den Zähnen von Babys in der Umgebung von Diablo Canyon würde 30,9 % mehr Strontium-90 nachgewiesen als an anderen Orten in Kalifornien.[10]

→ worldbusiness.org: EXECUTIVE SUMMARY - REPORT ON HEALTH STATUS OF RESIDENTS IN SAN LUIS OBISPO AND SANTA BARBARA COUNTIES LIVING NEAR THE DIABLO CANYON NUCLEAR REACTORS LOCATED IN AVILA BEACH, CALIFORNIA vom 3. März 2014

Die Besorgnis über den Bau des AKW Diablo Canyon war einer der Gründe für die Gründung der Umweltschutzorganisation "Friends of the Earth" 1969 gewesen. Die Organisation veröffentlichte am 25. August 2014 die Studie von Dr. Michael Peck, eines früheren Inspektors der Anlage für die Nuclear Regulatory Commission (NRC). Darin wird dargelegt, dass die drei nahegelegenen Verwerfungen Shoreline, Los Osos und San Luis Bay Erdstöße mit Stärken verursachen können, denen das AKW nicht widerstehen würde.[11] Friends of the Earth reichten im Oktober 2014 auch eine Klage ein, in der sie der NRC und dem Betreiber eine heimliche Fälschung der Lizenz vorwerfen, um die altersbedingte Verwundbarkeit des AKW bei Erdbeben zu verbergen.[12]

Im Dezember 2014 gab es Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des AKW im Senat der Vereinigten Staaten.[13]

(Letzte Änderung: 11.01.2015)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/United States of Amerika abgerufen am 7. Juli 2014
  2. WNA Reactor Database: Diablo Canyon-1, United States abgerufen am 23. Dezember 2014
  3. Das Erste: Ein Atomkraftwerk im Erdbebengebiet vom 6. August 2013
  4. 3sat: Auf unsicherem Boden - Kraftwerke stehen am San-Andreas-Graben vom 17. März 2011
  5. DER SPIEGEL 20/1982: Pfusch am Bau vom 17. Mai 1982
  6. PGE: Diablo Canyon Power Plant abgerufen am 7. Juli 2014
  7. Spiegel Online: Südkalifornien: Drei Tote bei Erdbeben der Stärke 6,5 vom 22. Dezember 2003
  8. ocrregister.com: Nuclear watchdog agency accused of "Jekyll and Hyde" job vom 22. März 2014
  9. RP Online: Ansaugleitung verstopft - Quallen-Invasion bremst US-AKW vom 27. April 2014
  10. worldbusiness.org: The Academy’s Nuclear Power Health Impact Study vom 30. April 2014
  11. Friends of the Earth: Shutting down Diablo Canyon abgerufen am 25. Dezember 2014
  12. SFGATE:Lawsuit: Quake standards altered at California nuclear plant vom 29. Oktober 2014
  13. Central Coast Public Radio: Diablo Canyon's seismic safety is focus of US Senate committee vom 3. Dezember 2014