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Endlager für Atommüll weltweit > Atommüll und Endlagerung in Europa

Vorgaben der EU

Im Juli 2011 verabschiedete die Europäische Union ein Gesetz zur Endlagerung von Atommüll; alle Mitgliedsländer müssen bis 2015 ein Konzept für eine langfristige Entsorgung vorlegen.[1]

  • Europas atomare Endlager
    "Wohin mit dem Atom-Müll? Die Europäische Union will Antworten hören von ihren Mitgliedstaaten - und zwar bald. Ein glaubwürdiges Entsorgungskonzept soll auf den Tisch. Schleunigst. Sonst drohen Vertragsverletzungsverfahren. Als Vorreiter - zumindest was die zeitliche Planung der Endlager betrifft - gelten Schweden, Finnland und Frankreich. In diesen EU-Staaten werden wohl bald die allerersten Endlager für hochradioaktiven Müll in Betrieb genommen."[2]
Europas_atomare_Endlager_-_reporter

Europas atomare Endlager - reporter

euronews, reporter vom 27. Juni 2014

Belgien

Belgien entschied sich 2006 laut DBE (Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe) nach einem Standortauswahlverfahren für Mol-Dessel als Endlager für schwachradioaktiven Atommüll; die Inbetriebnahme sollte 2016 erfolgen. Für wärmeentwickelnde Abfälle wurde in Mol ein Untertagelabor eingerichtet. Eine Einlagerung in Ton ist vorgesehen. "Die Inbetriebnahme eines Endlagers ist in zwei Stufen geplant: Für etwa 2035 ist die Endlagerung mittelradioaktiver Abfälle geplant. Nach 2050 soll die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle und ggf. ausgedienter Brennelemente realisiert werden."[3]

Nach einer Meldung von 2013 möchte Belgien derzeit keine Standortentscheidung für hochradioaktive Abfälle treffen und plant die Inbetriebnahme eines Endlagers erst 2080.[4] Mol ist hierfür nicht vorgesehen, da es keine massiven Tonformationen für eine Lagerung besitzt.[5]

Derzeit werden 7.000 Fässer in einem Bunker bei Antwerpen zwischengelagert. Aus einigen der Fässer ist nun eine gelartige radioaktive Flüssigkeit ausgelaufen. Experten vermuten, dass es zu einer chemischen Reaktion in den Fässern gekommen ist.[6]

Bulgarien

Bulgarien betreibt seit 1964 ein Endlager für schwachradioaktive Abfälle namens Novi Han.[3]

"Im Jahr 2005 wurde der Bau eines nationalen Endlagers für die Entsorgung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen beschlossen. Das Standortauswahlverfahren wurde im Jahr 2012 abgeschlossen. Es soll ein oberflächennahes, modular aufgebautes Endlager in der Nähe des Atomkraftwerks Kosloduj errichtet werden. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2021 vorgesehen." Bestrahlte Brennelemente werden derzeit in Russland aufbereitet. Für die Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll werden verschiedene Szenarien geprüft; präferiert und untersucht werden fünf vorläufige Standorte für ein Endlager in Bulgarien.[7]

Dänemark

Dänemark sucht nach einer internationalen Lösung für die Einlagerung der Brennelemente seines Forschungsreaktors DR-1. Scheitert diese, sollen die Brennelemente im Endlager LILW in Risø für schwach- und mittelradioaktive Abfälle entsorgt werden. Die abgebrannten Brennelemente für DR-2 und -3 wurden in die USA überführt.[3]

Für ein Endlager für 5.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Atommülls aus Krankenhäusern und Forschung wurde 2008 ein Auswahlverfahren eröffnet, bei dem fünf Standorte übriggeblieben sind. Einer davon ist ein Gelände bei Rødbyhavn am Fehmarnbelt, das sich am nördlichen Ende des geplanten Straßen- und Eisenbahntunnels unter der Ostsee befindet. Im Januar 2015 begann ein Umweltprüfverfahren, an dem auch die deutsche Öffentlichkeit teilnehmen kann.[8] Im April 2015 lehnte eine Mehrheit der Parteien im Parlament den Bau eines Endlagers am Fehmarnbelt ab; stattdessen soll nun ein auf 100 Jahre ausgelegtes oberirdisches Zwischenlager geprüft werden.[9]

Deutschland

In Deutschland wurden in den 1970er Jahren zwei Salzstöcke als Endlager für hochradioaktiven Atommüll genutzt: Morsleben und Asse. Gorleben wird als potenzielles Endlager heute nicht mehr in Betracht gezogen. Der Schacht Konrad ist atomrechtlich als Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll genehmigt worden. 2013 wurde eine neue Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll eingeleitet.

Atommüll - Zwischen- und Endlagerung und Endlagersuche nach dem Atomausstieg

Finnland

Olkiluoto_3_--_In_Finnland_entsteht_das_weltgrößte_Atomkraftwerk_Made_in_Germany

Olkiluoto 3 -- In Finnland entsteht das weltgrößte Atomkraftwerk Made in Germany

DW - TV, hochgeladen auf YouTube am 23. März 2011

Finnland betreibt zwei unterirdische Endlager für die Entsorgung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle bei den Atomkraftwerken → Loviisa (seit 1997) und → Olkiluoto (seit 1992).[3]

Finnlands geplantes Endlager für hochradioaktive Abfälle soll in Onkalo auf der Halbinsel Olkiluoto am bottnischen Meerbusen liegen, in der Nähe zweier finnischer Reaktoren.[10]

Am 12. November 2015 genehmigte die finnische Regierung den Bau des weltweit ersten Endlagers für hochradioaktiven Atommüll, mit dem 2016 begonnen werden soll. Ab 2023 sollen der Betrieb aufgenommen und danach maximal 6.500 Tonnen abgebrannter Brennstoff eingelagert werden.[11] "Das Endlager soll nach den aktuellen Planungen bis zum Jahr 2112 betrieben und bis zum Jahr 2120 langzeitsicher verschlossen werden."[7]

→ ORF: Vorausdenken für 100.000 Jahre vom 26. Oktober 2017

Frankreich

Bure-MaisonRésistance

Protest gegen das Endlager bei Bure

Frankreich besitzt seit 1992 ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle namens Centre de l'Aube sowie in Morvilliers ein Endlager "für sehr schwachradioaktive Abfälle aus dem Betrieb und der Stilllegung kerntechnischer Anlagen".[3][7]

Nachdem mehrere andere Anläufe bislang gescheitert sind, plant die französische Atomindustrie nun ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll im lothringischen Bure, nahe der deutschen Grenze. Die unterirdische Erkundung der dortigen Tongesteinsschicht, die in 500 Meter Tiefe liegt und 130 Meter stark sein soll, findet bereits seit 1994 statt.[12]

Der Initiator, die Staatliche Agentur für Atomabfall (ANDRA), sprach zunächst offiziell nur von einem Forschungslabor. In Wirklichkeit ist aber die Errichtung eines Endlagers mit der Bezeichnung Cigéo geplant, in dem ANDRA 80.000 Tonnen hochradioaktiven Abfalls aus den 58 französischen Atomkraftwerken lagern möchte. Der Abfall soll zunächst nur für 100 Jahre dort vergraben werden, in der Hoffnung, dass es noch eine bessere Lösung für das Müllproblem geben wird.[13]

Es regte sich Widerstand: Es gab eine erste Petition mit 55.000 Unterschriften aus der Region, die von Paris ignoriert wurde. Die Informationspolitik und die undemokratische Entscheidungsfindung wurden deshalb kritisiert. Da die Nutzung der Atomkraft dem militärischen Atomprogramm entspringt, hat das Parlament kein Mitspracherecht.[14] 40 Organisationen aus Frankreich und Deutschland hatten sich zum Verein "Bure Zone Libre (Bure Freie Zone)" zusammengeschlossen, die gegen das Vorgehen der Regierung protestierten. Die Atomkraftgegner warnten vor Gasaustritt, Brandgefahren, Imageschäden für die Champagner- und Mineralwasserindustrie. Als Alternative schlugen sie eine Lagerung des hochradioaktiven Mülls in Atombunkern bei den jeweiligen Atomkraftwerken vor. Die Atomlobby versuchte unterdessen, sich das Wohlwollen der Region um Bure zu erkaufen: Es flossen ca. 60 Mio. Euro in die zwei betroffenen Départments. In Bure wurden eine Festhalle und ein Archiv des Energiekonzerns EDF finanziert.[13]

Nach einer Meldung vom Mai 2014 sollte Bure 2025 zunächst nur im Probelauf in Betrieb gehen. Aber schon 2015 sollten erste Bauarbeiten zur Sicherstellung der Strom- und Wasserversorgung und zur Bereitstellung von Transportwegen beginnen. Gegner des Endlagers kündigten Protest an.[15]

Mitte Juli 2015 brachte die französische Regierung ein Wirtschaftsgesetz mit einem Zusatz auf den Weg, der den Bau eines Endlagers beschleunigen sollte. Danach sollte 2017 ein Antrag für ein Endlager gestellt, 2020 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Ab 2025 soll zunächst versuchsweise Atommüll eingelagert werden. Das Endlager soll 10.000 Kubikmeter hochradioaktiven und 70.000 Kubikmeter mittelradioaktiven Atommüll rückholbar aufnehmen können. 2009 wurden dafür Kosten in Höhe von 36 Mrd. Euro geschätzt. Mit Hilfe eines Verfassungstricks wurde das Gesetz ohne Abstimmung in der Nationalversammlung beschlossen. Dies löste nicht nur Proteste bei den französischen Grünen, sondern auch Verärgerung in den deutschen Grenzregionen aus, weil man eine heimliche Vorfestlegung für Standort Bure befürchtet.[16]

Am 6. August 2015 wurde das Gesetz vom französischen Verfassungsgericht aus Verfahrensgründen gestrichen.[17]

Im Juli 2016 beschloss jedoch das französische Parlament, das Endlager am Standort Bure in Tongestein einzurichten. 80.000 Kubikmeter hochradioaktiven Atommülls sollen ab 2030 rückholbar in einer Tiefe von 500 Metern eingelagert werden. Frankreich rechnet mit Kosten von 20 bis 30 Mrd. Euro, Atomkritiker mit 40 Mrd. Euro. Der Auswahl von Bure war keine vergleichende Standortauswahl vorausgegangen. Kriterien waren eine dünne Besiedelung und nur geringer Widerstand der umliegenden Kommunen und Regionalparlamente. Die Entscheidung löste Besorgnis bei den betroffenen deutschen Bundesländern aus – die deutsche Grenze ist nur 125 Kilometer entfernt.[18]

Großbritannien

Großbritannien besitzt am Standort Sellafield ein Zwischenlager for mittel- und hochradioaktiven Abfall.[7] Außerdem wird seit 1959 ein Endlager bei Drigg in der Nähe von Sellafield für schwach- und mittelradioaktive Abfälle genutzt, in das bis 2040 weitere 700.000 Kubikmeter Abfälle eingelagert werden sollen.[3] Das Lager droht jedoch im Meer zu versinken und die britische Küste zu verseuchen.

Sellafield - Atommülllager Drigg: Verseuchung der Westküste

Ein weiteres Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll aus dem Rückbau von Atomkraftwerken ist im schottischen Dounreay geplant.[3]

Darüber hinaus wurde ein altes AKW in Wales zum Zwischenlager umgebaut, in dem Atommüll bis 2096 gelagert werden soll. Ein Endlager soll erst 2075 in Betrieb genommen werden.[4]

Italien

Bestrahlte Brennelemente aus den stillgelegten Atomkraftwerken sind teilweise zur Wiederaufbereitung nach Frankreich transportiert worden. "Der verbleibende Teil wird derzeit in den Standortzwischenlagern der Atomkraftwerke Trino und Avogadro, sowie im Lager der Wiederaufbereitungsanlage von Itrec gelagert. Planungen sehen vor, ein oberflächennahes Endlager für schwachradioaktiven Abfall sowie ein Zwischenlager für die aus der Wiederaufarbeitung resultierenden Abfälle zu errichten."[7]

2003 wollte die italienische Regierung ein Endlager im Städtchen Scanzano Jonico an der Sohle des italienischen Stiefels errichten und dort den bis dahin in 150 Zwischenlagern verteilten Atommüll Italiens zusammenführen. Nach massiven Protesten von bis zu 100.000 Atomkraftgegnern wurden diese Pläne aufgegeben.[19]

Kroatien

Nach einer Meldung vom Mai 2015 plant die kroatische Regierung, 5.000 Tonnen Atommüll aus dem Atomkraftwerk Krško am Standort Trgovska gora in der Gemeinde Dvor nahe der bosnisch-herzegowinischen Grenze zu deponieren. Dies stößt auf Widerstand im Nachbarland, aber auch in Kroatien selbst. Laut kroatischer Regierung sei aber noch keine endgültige Entscheidung gefallen.[20]

Niederlande

Covra het gebouw

Zwischenlager am AKW Borssele

In den Niederlanden gibt es keine geeigneten Lagerformationen, aber ein Atomprogramm. Man versucht, das Endlagerproblem in Kooperation mit anderen europäischen Ländern zu lösen.[5]

Am 6. Oktober 2003 wurde von der niederländischen Königin das Zwischenlager Habog bei Vlissingen für hochradioaktiven Atommüll aus den Atomkraftwerken Borssele (Niederlande) und Dodewaard (Niederlande) und den Forschungsreaktoren in Petten und Delft eröffnet. Es ist für eine Betriebszeit von 100 Jahren ausgelegt.[21]

Derzeit werden hochradioaktive Abfälle in einem orangefarbenen Gebäude mit riesigen, schockgrünen Physikformeln aufbewahrt, das mit 1,7 Meter dicken Außenwänden erdbebensicher und vor einem Flugzeugaufprall geschützt sein soll.[22]

Norwegen

Norwegen, das keine AKW besitzt, nutzt laut DBE seit 1999 ein Endlager namens Himdalen für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in einer alten Militäranlage, das bis 2030 betrieben werden soll. "Plutoniumhaltige Abfälle werden rückholbar gelagert."[3]

Polen

Polen besitzt laut DBE seit 1961 ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bei Rózan.[3]

Rumänien

Rumänien nutzt laut DBE seit 1985 ein Endlager namens Baita-Bihor für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in einer ehemaligen Uranmine.[3]

Bestrahlte Brennelemente werden im Zwischenlager am Standort Cernavoda gelagert. "Für die übrigen schwach- und mittelradioaktiven Abfälle, die nicht in das bestehende Endlager für schwach- und mittelradioaktive institutionelle Abfälle eingelagert werden können, soll bis 2020 ein oberflächennahes Endlager errichtet werden. Zur Endlagerung der bestrahlten Brennelemente plant Rumänien die Suche nach einem Standort für ein geologisches Tiefenlager."[7]

Russland

Derzeit lagert Russland seinen und aus anderen Ländern importierten Atommüll am Standort Majak.[23]

Russland prüft verschiedene Standorte und möchte auch Atommüll aus dem Ausland annehmen.[24] Bis 2030 sind folgende Einrichtungen geplant:

  • "Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in den Regionen Tscheljabinsk, Tomsk und Swerdlowsk,
  • ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle im Nishnje-Kansker Gebirgsmassiv der Region Krasnojarsk,
  • regionale Abfallbehandlungseinrichtungen. "[7]
  • Atommülllager im russischen Majak
    "Die Bundesregierung plant einen Atommülltransport ins russische Majak. Der Müll kommt aus Dresden und soll in Majak aufbereitet und gelagert werden. Doch die Zustände in dem Ort am Ural sind katastrophal, Umweltschützer halten die Endlagerung des Mülls dort für unverantwortlich. In der Vergangenheit hat es bereits mehrere Unfälle in der Anlage gegeben, Radioaktivität ist ausgetreten. Die Landschaft ist großflächig verseucht, ebenso ein nahegelegener See. Es gibt auch ein Dorf nicht weit von der Anlage – bisher hat niemand gehört, wie es den Bewohnern geht."[25]

    Majak, ehemalige Sowjetunion 1957
Atommülllager_im_russischen_Majak_Journal_Reporter

Atommülllager im russischen Majak Journal Reporter

DW-TV, Journal Reporter vom 28. November 2010


  • Weltweite Suche nach dem Endlager
    "300.000 Tonnen hochradioaktive Altlasten fallen weltweit jedes Jahr an, Tendenz steigend. (...) Hier in dieser russischen Anlage findet das eigentliche Recycling statt, wird der Brennstoff neu aufgearbeitet. (...) [Juri Subkow, Abt. für Sicherheit und Strahlenkontrolle Seversk:] "Rund 80% des Urans, eher sogar mehr, so genau weiß ich es nicht, bleiben hier."" Quelle: Video

    Sewersk/Tomsk-7, ehemalige Sowjetunion 1993
Atommüll-Endlager_Weltweit_-_Auslandsjournal_ZDF_21.10.2009

Atommüll-Endlager Weltweit - Auslandsjournal ZDF 21.10.2009

ZDF, Auslandsjournal vom 21. Oktober 2009

Schweden

Schweden betreibt derzeit ein zentrales Zwischenlager namens Clab nahe dem Standort Oskarshamn für bestrahlte Brennelemente[7] und seit 1988 ein Endlager namens SFR nahe dem AKW Forsmark für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus dem Betrieb und der Stilllegung von Atomkraftwerken. 2011 wurde der Bau eines Endlagers in Granit bei Forsmark beantragt, mit dessen Bau 2015 begonnen werden sollte.[3] Eine Entscheidung für Forsmark als Standort des künftigen Endlagers für hochradioaktive Abfälle ist allerdings noch nicht gefallen (Stand: 29. Oktober 2020).[26]

Laut einer anderen Quelle soll bei Östhammar im Osten des Landes ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Granitgestein entstehen. Baubeginn: 2022.[4]

Schweiz

In der Schweiz wurden sechs mögliche Regionen für eine Endlagerung in Tongestein benannt, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Endlager für schwach- und mittelradioaktiven bzw. hochradioaktiven Atommüll sollen nicht vor 2050/2060 in Betrieb gehen.

Schweiz: Zwischen- und Endlagerung

Slowakei

Die Slowakei besitzt laut DBE seit 2001 ein Endlager in Mochovce für schwach- und mittelradioaktive Abfälle und hat mit einem Auswahlprozess für einen Standort für hochradioaktive Abfälle begonnen.[3] "Bestrahlte Brennelemente werden am Standortzwischenlager in Bohunice zwischengelagert."[7]

Slowenien

Stand im März 2017: "Radioaktive Abfälle aus dem Betrieb des Atomkraftwerks Krsko werden am Standort gelagert. Bestrahlte Brennelemente werden derzeitig im Nasslager des Kraftwerkes gelagert, sollen aber ab 2020 in ein noch zu errichtendes Trockenlager am Standort überführt werden. Geplant ist derzeitig eine Lagerung von ca. 45 Jahren. Als Konzept für die Entsorgung sieht Slowenien entweder die Endlagerung in einem geologischen Tiefenlager oder den Export der bestrahlten Brennelemente vor. Welche der beiden Optionen zur Anwendung kommen wird, ist derzeitig noch offen."[7]

2002 verhandelte Slowenien mit Russland über den Export von 200 Tonnen Atommüll aus dem AKW Krško. Die Kosten dafür wurden auf 232 Mio. Euro geschätzt. Ein Export wurde erwogen, weil Slowenien wegen "der kleinen Staatsfläche und der seismologischen und topographischen Bedingungen" keine Möglichkeiten für ein Endlager biete. Kritisiert wurde allerdings, dass es bislang noch keine legalen Atommüllexporte nach Russland gegeben habe.[27]

Im März 2014 wurde bei Protesten in Österreich gegen ein tschechisches Endlager bei Brünn gemutmaßt, dass dieses größer konzipiert werde als nötig, um auch Atommüll aus Slowenien und der Schweiz aufnehmen zu können, welcher dann möglicherweise durch Österreich transportiert würde.[28]

Am 21. Juli 2014 genehmigte die slowenische Regierung ein Investitionsprogramm über 157 Mio. Euro für ein Endlager bei Vrbina, in dem schwach- und mittelradioaktiver Atommüll aus Medizin, Forschung und Industrie und 50 % der Abfälle des AKW Krško deponiert werden sollen. Der Bau könnte zwischen 2017 und 2019 beginnen, der Probebetrieb 2020. Ob sich Kroatien am Endlager beteiligt, ist nicht bekannt.[29]

Spanien

"Der Großteil der bestrahlten Brennelemente wird in den Standortzwischenlagern gelagert. Die bestrahlten Brennelemente des Atomkraftwerks Vandellos werden zur Wiederaufbereitung nach Frankreich transportiert. Geplant ist der Bau eines Zwischenlagers am Standort Almaraz. Demnach sollen anstelle des zunächst angedachten zentralen Zwischenlagers bei Villar de Cañas hochradioaktive Abfälle bei Almaraz zwischengelagert werden. Als Endlagerkonzept sieht Spanien den Bau eines geologischen Tiefenlagers vor. Für schwach und mittelaktive Abfälle existiert das bereits seit dem Jahre 1961 in Betrieb befindliche Endlager in El Cabril nahe Cordoba."[7]

Tschechien

Tschechien betreibt drei Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (Bratrství Jáchymov, Richard sowie ein weiteres auf dem Gelände des AKW Dukovany (Tschechien), das später auch Stilllegungsabfälle aufnehmen soll).[3] Derzeit werden acht Standorte für ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll untersucht. Bis 2025 sind ein Machbarkeitsnachweis, ab 2050 der Baubeginn und ab 2065 die Inbetriebnahme geplant. In Tschechien fallen derzeit 100 Tonnen abgebrannte Brennelemente und 5,5 Kubikmeter hochradioaktiver Abfall an, die bei den AKW Temelín und Dukovany zwischengelagert werden.[30]

Gegen die geplanten Standorte für Endlager regt sich Widerstand in den betroffenen Gemeinden, weswegen die tschechische Regierung beschlossen hat, die Endlagersuche ohne Zustimmung der Gemeinden durchzuführen.[31]

Am 23. Oktober 2012 wurde bekannt, dass Tschechien plant, nördlich des Weinviertels am Berg Kravi Hora ein Endlager für Atommüll aus den AKW Temelín und Dukovany einzurichten.[32]

Ein weiterer möglicher Standort für ein Endlager in Boletice, nur 18 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, wurde aufgrund großen Widerstands aus Oberösterreich und Tschechien aufgegeben.[33] Das technische Industrieministerium bezeichnete den Standort als "geologisch ungeeignet".[30] Damit werden noch sieben Standorte in den Kreisen Vysočina, Plzeň und Südmähren diskutiert, die zum Teil Einspruch einlegen möchten. Die Forschungsarbeiten für ein Endlager werden ausgeschrieben.[34]

Ukraine

Die Ukraine hat abgebrannten Brennstoff lange Zeit in den Ural oder nach Sibirien exportiert.[35]

"Für die Langzeitzwischenlagerung der bestrahlten Brennelemente des Atomkraftwerks Saporishshja wurden die erste und zweite Ausbaustufe eines Trockenlagers in den Jahren 2001 bzw. 2011 in Betrieb genommen. Gegenwärtig wird in der 30-km-Sperrzone des Atomkraftwerks Tschernobyl ein zentrales Trockenlager für die bestrahlten Brennelemente der Atomkraftwerke Rivne, Chmelnyzky und Südukraine errichtet. Die schrittweise Inbetriebnahme ist ab 2018 vorgesehen. Es ist geplant, bis etwa 2050 ein geologisches Endlager zu schaffen. Mögliche Standorte wurden in der Sperrzone von Tschernobyl identifiziert."[7]

Ungarn

In Ungarn wurde seit 1976 ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bei Püspökszilágy betrieben. Da die Behörden aber eine Rückholbarkeit angeordnet haben, wird nicht mehr mit Zement fixiert und Püspökszilágy nur noch als Zwischenlager genutzt.[3]

"Bestrahlte Brennelemente werden derzeit im Standortzwischenlager von Paks zwischengelagert. (...) Ende 2012 wurde ein Endlager in geologischen Formationen für schwach- und mittelradioaktive Abfällen in Bátaapáti in Betrieb genommen. Im Rahmen der Entwicklung einer langfristigen Strategie beim Umgang mit hochradioaktiven Abfällen ist die Errichtung eines unterirdischen Forschungslabors in den Tonsteinformationen der westlichen Mecsek-Berge in Südwestungarn nahe der Stadt Pecs geplant. Weitergehende Planungen sehen die Inbetriebnahme des Endlagers nach dem Jahre 2065 vor."[7]

Weißrussland

Weißrussland möchte bestrahlte Brennelemente in Russland wiederaufbereiten lassen. Ab 2028 soll in Weißrussland ein oberflächennahes Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gebaut werden.[7]

Fernsehbeiträge

  • Strahlendes Vermächtnis
    "100.000 Jahre lang muss der anfallende Atommüll sicher verwahrt werden. Im Moment sind es 250.000 Tonnen, die auf eine Endlagerung warten. Wissenschaftler in Finnland und Schweden meinen, eine Lösung gefunden zu haben. Sie wollen radioaktiven Abfall tief unten im Granit lagern. Könnte der finnische oder schwedische Boden eine Lösung für die gesamte europäische Kernindustrie werden?"[36]
Strahlendes_Vermachtnis_-_100_000_Jahre_Entlagerung

Strahlendes Vermachtnis - 100 000 Jahre Entlagerung

arte vom 6. März 2012

Weitere Links


(Letzte Änderung: 07.08.2023)

Einzelnachweise

  1. n-tv: EU fordert Endlager für Atommüll - Berlin verspricht schnelle Lösung vom 19. Juli 2011
  2. euronews.com: Europas atomare Endlager vom 27. Juni 2014 (via WayBack)
  3. 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 DBE: Endlagerung weltweit/Europa abgerufen am 3. Juni 2016 (via WayBack)
  4. 4,0 4,1 4,2 Passauer Neue Presse: Atommüll: So gehen andere Länder damit um vom 10. April 2013
  5. 5,0 5,1 Deutsche Welle: Europa auf der Suche nach dem Endlager vom 13. April 2014
  6. Tageblatt Online: 42 Atommüll-Behälter sind undicht vom 20. September 2013 (via WayBack)
  7. 7,00 7,01 7,02 7,03 7,04 7,05 7,06 7,07 7,08 7,09 7,10 7,11 7,12 7,13 Deutscher Bundestag: Atomvorhaben in Europa (Drucksache 18/11376, S.5ff.) vom 6. März 2017
  8. taz.de: Atommülldeponie am Fehmarnbelt - Strahlung am Ende des Tunnels vom 6. Januar 2015
  9. shz.de: Dänemark gibt Rødbyhavn-Pläne auf : Doch kein Atom-Endlager am Fehmarnbelt vom 7. April 2015
  10. nzz.ch: Wie Finnland mit dem strahlenden Erbe der Kernkraft umgeht - Das Hunderttausend-Jahre-Projekt vom 9. April 2014
  11. nuklearforum.ch: Baubewilligung für weltweit erstes Tiefenlager für hochradioaktiven Kernbrennstoff vom 13. November 2015 (via WayBack)
  12. NOZ: Wie das Ausland mit dem Atommüll umgeht vom 26. Juni 2013
  13. 13,0 13,1 Zeit Online: Strahlender Müll gegen Geld vom 17. Juli 2013
  14. Deutschlandradio: Wohin mit dem Atommüll? Die Endlagerdebatte in Frankreich vom 28. Mai 2013
  15. Deutschlandfunk: Atomendlager Bure - Ab 2025 unter Vorbehalt in Betrieb vom 7. Mai 2014
  16. Handelsblatt: Frankreichs Pläne sorgen für Ärger in Deutschland vom 31. Juli 2015
  17. Deutsche Welle: Pariser Richter stoppen Endlager in Bure vom 6. August 2015
  18. Welt Online: Frankreich genehmigt Atomendlager nahe deutscher Grenze vom 13. Juli 2016
  19. DER SPIEGEL 49/2003: Aufruhr am Stiefel vom 30. November 2003
  20. kosmo.at: Kroatien will Atommüll nahe bosnischer Grenze lagern vom 6. Mai 2015 (via WayBack)
  21. nuklearforum.ch: Holländische Königin eröffnet Zwischenlager vom 6. Oktober 2003
  22. GEO: Atommüll: Wohin damit? - Der niederländische Weg von 2012
  23. Deutsche Welle EU entsorgt Atommüll in Russland vom 12. November 2010
  24. tagesschau.de: Endlagersuche weltweit - Wie andere Länder mit Atommüll umgehen vom 3. Februar 2012
  25. Deutsche Welle Atommülllager im russischen Majak vom 28. November 2010
  26. BR: Atommüll: Wie Finnland und Schweden Endlager planen vom vom 29. Oktober 2020
  27. derStandard.at: Slowenien verhandelt mit Russland über Endlagerung von Atommüll vom 30. Januar 2002
  28. Wiener Zeitung: Endlager - Protest gegen Atommüll-Endlager nahe Österreich vom 10. März 2014
  29. nuklearforum.ch: Investitionsprogramm für slowenisches Endlager genehmigt vom 21. Juli 2014
  30. 30,0 30,1 kurier.at: Vorläufiges Aus für grenznahes Endlager vom 7. Februar 2014
  31. Deutschlandradio: Empörung über Endlagersuche in Tschechien vom 28. Mai 2013
  32. NÖN: Atommüll-Plan schockt Region vom 23. Oktober 2012 [Seite nicht mehr verfügbar]
  33. regionews.at: Geplantes Atommüll-Endlager in Boletice abgelehnt vom 7. Februar 2014
  34. Radio Prag: Erforschung von Lagerstätten für Atommüll-Endlager ausgeschrieben vom 20. Mai 2014 (via WayBack)
  35. taz.de: Atomenergie in der Ukraine - Fragiles Land, marode AKWs vom 26. April 2014
  36. arte.tv: Strahlendes Vermächtnis - 100.000 Jahre Endlagerung vom 6. März 2012 (via WayBack)
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