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Atommüll - Zwischen- und Endlagerung > Endlagersuche nach dem Atomausstieg

Ungelöste Endlagerfrage

Kreisverkehr

Die ewige Suche nach dem Endlager

Die Suche nach Endlagern ist weltweit ein ungelöstes Problem. Nachdem der Atommüll anfangs in den Ozeanen verklappt oder in die Erde gepumpt wurde, wird er derzeit in Zwischenlagern deponiert. Viele Staaten werden sich erst allmählich der Thematik bewusst und versuchen Lösungen zu finden.→ Endlager für Atommüll weltweit

In Deutschland wurde die Problematik der Endlagerung und die entstehenden Kosten bereits in den 1950er Jahren von der Energiewirtschaft erkannt.[1] In der Folge wurden, allerdings ohne systematisches und wissenschaftliches Auswahlverfahren, von Politik und Atomwirtschaft immer wieder vermeintliche Kandidaten für Endlager "gefunden", die aus verschiedenen Gründen scheiterten: Gorleben, Asse, Morsleben. Nur der Schacht Konrad hat ein komplettes atomrechtliches Verfahren durchlaufen und wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt.

2002 erschienen Empfehlungen des im Februar 1979 vom Bundesumweltministerium eingerichteten "Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte" (AkEnd) zu einer Standortsuche, an denen u. a. Michael Sailer, der ehemalige Leiter der Entsorgungskommission (ESK), und der Atomlobbyist Bruno Thomauske mitwirkten. Darin wurden die bis 2040 anfallenden wärmeentwickelnden Abfälle mit 24.000 Kubikmeter, die der Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung mit 297.000 Kubikmeter angegeben. Die Einrichtung eines Endlagers "in tiefen geologischen Formationen" für eine Lagerung im Zeitraum von einer Million Jahren sollte bis 2030 erfolgen.[2]

2006 verfasste das Bundesumweltministerium ein Konzept "Verantwortung übernehmen - Den Endlagerkonsens realisieren". Danach sollten neben Gorleben zwei weitere mögliche Standorte ermittelt und 2015 bis 2020 untertägig erkundet werden.[3]

Dieses Konzept war früher unter der Adresse → BMU: http://www.bmu.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/konzept_endlagerkonsens.pdf vom 18. September 2006 verfügbar, ist aber mitterweile von der BMU-Website entfernt worden.

Man kann Sie hier nachlesen → taz.de: Verantwortung übernehmen - Den Endlagerkonsens realisieren.

Neustart nach EU-Gesetz

Im Juli 2011 verabschiedete die Europäische Union ein Gesetz zur Endlagerung von Atommüll; alle Mitgliedsländer sollten bis 2015 ein Konzept für die langfristige Entsorgung vorlegen.[4] Im November 2011 wurde daraufhin vom damaligen Umweltminister Röttgen eine neue Standortsuche für ein Endlager angekündigt.[5] Nachdem die Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg und Bayern zustimmten,[6] soll nun nicht nur in den bisher präferierten Standorten in Salzstöcken Norddeutschlands, sondern auch in verschiedenen Regionen im Südosten mit Ton- und Felsgestein gesucht werden.[7]

Erst am 9. April 2013 einigten sich Bund und Länder auf die Modalitäten einer neuen, bundesweiten Suche nach einem Atommüllendlager, dessen geschätzte Kosten von zwei Mrd. Euro die Atomindustrie tragen soll. Bis 2031 soll ein Standort für ein Endlager gefunden worden sein. "Internationaler Konsens ist eine Lagerung in mehreren hundert Metern Tiefe – in Salz-, Ton- oder Granitgestein. In das oberirdische Zwischenlager Gorleben sollen ab sofort keine Castor-Transporte mehr rollen." Über ihren Lobbyverband Deutsches Atomforum ließ die Atomindustrie mitteilen, dass Sie für die Kosten nicht aufkommen und stattdessen am Standort Gorleben festhalten wolle, in den schon 1,6 Mrd. Euro investiert wurden.[8]

Am 24. April 2013 beschloss das Bundeskabinett einen Neustart der Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle.[9] Der Bundesrat bestätigte das Gesetz am 5. Juli 2013.[10] Ob die erzielte Einigung wirklich zum Erfolg führen wird, ist fraglich – von den Politikern, die sie erzielt haben, wird bis 2031 wohl kein einziger mehr im Amt sein.

→ Bundesrat: Entwurf eines Gesetzes zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz - StandAG) (Drucksache 324/13) vom 26. April 2013 (via WayBack)

Standortauswahlgesetz, Kommission, BASE und BGE

Am 26. Juli 2013 ist das Standortauswahlgesetz (StandAG) in Kraft getreten. → endlagerung.de: Standortauswahlgesetz (StandAG) (via WayBack)

2013 wurde die Kommission "Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe" zusammengestellt, deren Aufgabe es war, die Standortauswahl für ein Endlager vorzubereiten. Nach Startschwierigkeiten war die "Endlagerkommission" am 17. Mai 2014 komplett.[11] Am 22. Mai 2014 nahm sie ihre Arbeit auf.[12]

Im April 2015 legte die "Endlagerkommission" ein Papier vor, nach dem die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll sowie dessen Bau und Inbetriebnahme länger dauern und teurer werden wird als bislang erwartet. "Demnach erwarten die Experten das Einbringen des letzten Atommüll-Behälters erst "zwischen 2075 und 2130" und den "Zustand eines verschlossenen Endlagerbergwerks zwischen 2095 und 2170 oder später"." Die Rückstellungen der Atomkonzerne von 40 Mrd. Euro dürften nur einen Teil der auf 50 bis 70 Mrd. Euro steigenden Kosten decken. Damit drohe laut dem Mitglied Michael Sailer die Gefahr, dass der Atommüll über 100 Jahre in durch Krieg oder Terrorismus gefährdeten oberirdischen Zwischenlagern verbleiben müsse.[13]

Darüber hinaus wurde 2014 im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (seit Januar 2020 → Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)) eingerichtet, das für die Koordination, Kontrolle und Beaufsichtigung der Endlagersuche zuständig ist, Verwaltungsaufgaben erledigt und das Bundesumweltministerium fachlich und wissenschaftlich unterstützt.

Für die Umsetzung der Endlagersuche ist die → Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zuständig.

2020: Zwischenbericht Teilgebiete

Am 28. September 2020 veröffentlichte die BGE den "Zwischenbericht Teilgebiete". Er zeigt "zum einen die Gebiete, die für die Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen ungeeignet sind, als auch die Gebiete, die eine günstige geologische Gesamtsituation dafür erwarten lassen. An diesen Orten erscheint es lohnend, sie im weiteren Verfahren näher zu betrachten." Gorleben wurde als nicht geeignet angesehen und aus dem künftigen Verfahren ausgeschlossen. Der Zwischenbericht ist Grundlage für den nächsten Schritt, bei dem die BGE Vorschläge für mögliche Standortregionen machen wird.[14]

Zwischenbericht Teilgebiete vom 28. September 2020 (mit interaktiver Karte und Dokumenten)

Fernsehbeiträge

  • "In Deutschland startet die bundesweite Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll. 35 Jahre lang hatten sich Politiker und Energiekonzerne auf den Salzstock Gorleben fokussiert. (...) In Berlin trifft sich zum ersten Mal eine beim Bundestag angesiedelte Fachkommission. Sie soll bis 2016 Kriterien für die Suche erarbeiten. Bis 2031 soll ein Standort gefunden sein. (...) Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, rechnet damit, dass ein Endlager frühestens im Jahr 2050 betriebsbereit ist. (...) Nachdem in Gorleben schon 1,6 Milliarden Euro investiert wurden, wird mit Kosten von zwei Milliarden Euro für die neue Erkundung gerechnet."[15]
Wohin_mit_radioaktivem_Müll?_Suche_nach_Endlager

Wohin mit radioaktivem Müll? Suche nach Endlager

ARD, mittagsmagazin vom 22. Mai 2014

  • "Mit dem Gesetz wird zugleich die Einrichtung einer Enquete-Kommission in die Wege geleitet, die Grundlagen und Kriterien für die Standortauswahl vorschlagen soll. Nach gründlicher Prüfung mehrerer möglicher Standorte soll dann bis 2031 das Endlager für Atommüll feststehen."[16]
Suche_nach_Atommüll-Endlager

Suche nach Atommüll-Endlager

ARD, mittagsmagazin vom 11. April 2013

  • "Die Suche nach einem Atommüllendlager geht von vorne los. Das niedersächsische Gorleben war bisher erste Wahl, aber auch umstritten. Jetzt geht die Politik bei der Suche wieder von einer weißen Landkarte aus."[17]
Neustart_bei_der_Endlagersuche_Journal

Neustart bei der Endlagersuche Journal

Deutsche Welle Journal, vom 9. April 2013

  • "Bei einem Spitzentreffen am 9. April 2013 in Berlin haben sich Bund und Länder auf eine neue, bundesweite Suche nach einem Atommüllendlager geeinigt. Das Endlagersuchgesetz soll noch vor der parlamentatischen Sommerpause von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden." Quelle: Video
Endlagersuche_Einigung_zum_Verfahren_erreicht

Endlagersuche Einigung zum Verfahren erreicht

Umweltministerium, veröffentlicht am 10. April 2013 auf YouTube

  • "Eine Gesetzesnovelle der Bundesregierung soll ermöglichen, dass ausgediente Brennelemente oder anderer hochradioaktiver Müll im Ausland endgelagert werden dürfen." Quelle: Video
Atommüll_Neues_Gesetz_soll_Endlagerung_im_Ausland_ermöglichen.

Atommüll Neues Gesetz soll Endlagerung im Ausland ermöglichen.

ARD, tagesschau vom 4. Januar 2013

  • "Ein Ergebnis der Einigung der Regierungsparteien auf Bundesebene zur Energiewende ist die ergebnisoffene Endlagersuche. Parallel zur abschließenden Erkundung des möglichen Endlagers Gorleben sollen alle geologischen Optionen und Verfahrensoptionen in einem transparenten Verfahren neu geprüft werden. Ministerpräsident Horst Seehofer nimmt Stellung." Quelle: Video
Ministerpräsident_Seehofer_zur_Endlagersuche_-_Bayern

Ministerpräsident Seehofer zur Endlagersuche - Bayern

Bayerische Staatsregierung, veröffentlicht am 31. Mai 2011 auf YouTube



(Letzte Änderung: 29.09.2020)

Einzelnachweise

  1. Zeit Online: Atomenergie Aufbruch ins Wunderland vom 30. September 2010
  2. bundestag.de: Auswahlverfahren für Endlagerstandorte vom Dezember 2002
  3. welt.de: Gabriels geheimes Atom-Konzept vom 27. November 2006
  4. n-tv: EU fordert Endlager für Atommüll - Berlin verspricht schnelle Lösung vom 19. Juli 2011
  5. Süddeutsche.de: Bund und Länder einigen sich - Suche nach Atommüll-Endlager beginnt von vorn vom 11. November 2011
  6. taz: Seehofer offen für Endlagersuche vom 30. Mai 2011
  7. Spiegel Online: Gorleben-Alternativen: Endlager-Suche jetzt auch in Süddeutschland vom 11. November 2011
  8. Focus Online: Bund und Länder sind sich einig: Atomkonzerne sollen zahlen vom 10. April 2013, aktualisiert am 9. September 2015
  9. Spiegel Online: Atommüll: Kabinett beschließt Neustart bei der Endlagersuche vom 24. April 2013
  10. Bundesrat: Endlagersuche für Atommüll kann beginnen vom 5. Juli 2013
  11. Tagesspiegel: Endlager-Kommission ist komplett vom 17. Mai 2014
  12. Deutsche Welle: Deutschland sucht einen Atomfriedhof vom 26. Mai 2014
  13. Spiegel Online: Hochradioaktiver Atommüll: "Endlager erst in hundert Jahren" vom 20. April 2015
  14. BGE: 28. September 2020: 90 Teilgebiete in ganz Deutschland vom 28. September 2020
  15. daserste.de: Wohin mit radioaktivem Müll? vom 22. Mai 2014 (via WayBack)
  16. daserste.de: Suche nach Atommüll-Endlager vom 24. April 2013 (via WayBack)
  17. Deutsche Welle: Neustart bei der Endlagersuche vom 9. April 2013
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