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Das Atomkraftwerk Cattenom liegt in der Region Lothringen nördlich von Thionville an der Mosel und ist nur zwölf Kilometer von der deutschen und neun Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt. <ref>WNA Reactor Database: [http://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/CATTENOM-1 Cattenom 1, France] abgerufen am 9. April 2016</ref><ref>Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Cattenom Kernkraftwerk Cattenom] abgerufen am 17. September 2014</ref> Wegen der Grenznähe, der häufigen Pannen und der schlechten Sicherheitsstandards fordern Rheinland-Pfalz, das Saarland und Luxemburg immer wieder die Abschaltung der Anlage.<ref> Frankfurter Neue Presse: [http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/politik/pannenserie-in-franzoesischem-atommeiler_rmn01.c.9587995.de.html Pannenserie in französischem Atommeiler] vom 10. Februar 2012</ref>
 
Das Atomkraftwerk Cattenom liegt in der Region Lothringen nördlich von Thionville an der Mosel und ist nur zwölf Kilometer von der deutschen und neun Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt. <ref>WNA Reactor Database: [http://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/CATTENOM-1 Cattenom 1, France] abgerufen am 9. April 2016</ref><ref>Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Cattenom Kernkraftwerk Cattenom] abgerufen am 17. September 2014</ref> Wegen der Grenznähe, der häufigen Pannen und der schlechten Sicherheitsstandards fordern Rheinland-Pfalz, das Saarland und Luxemburg immer wieder die Abschaltung der Anlage.<ref> Frankfurter Neue Presse: [http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/politik/pannenserie-in-franzoesischem-atommeiler_rmn01.c.9587995.de.html Pannenserie in französischem Atommeiler] vom 10. Februar 2012</ref>
   
Das Atomkraftwerk besteht aus vier Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.362 MW, die 1986/1987/1990/1991 in Betrieb genommen wurden. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Électricité de France.<ref name="IAEO"/>Hersteller war das Unternehmen Framatome (heute [[AREVA]]).<ref name="ELECNUC"/>
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Das Atomkraftwerk besteht aus vier Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.362 MW, die 1986/1987/1990/1991 in Betrieb genommen wurden. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Électricité de France.<ref name="IAEO"/> Hersteller war das Unternehmen Framatome (heute [[AREVA]]).<ref name="ELECNUC"/>
   
 
==Gefährdung durch Naturkatastrophen==
 
==Gefährdung durch Naturkatastrophen==

Version vom 10. November 2016, 20:32 Uhr

Atomenergie in Europa > Frankreich > Cattenom (Frankreich)
Grenznahe Atomkraftwerke > Cattenom (Frankreich)

4 Druckwasserreaktoren • Leistung: 1.362 MW/1.362 MW/1.362 MW/1.362 MW • Hersteller: Framatome •
Typ: 4 x P4 REP 1300 • Baubeginn: 1979/1980/1982/1983 • Inbetriebnahme: 1986/1987/1990/1991 • [1][2]
Abschaltung: offen


Atomkraftwerk am Dreiländereck

Nuclear Power Plant Cattenom

AKW Cattenom (Frankreich)

Das Atomkraftwerk Cattenom liegt in der Region Lothringen nördlich von Thionville an der Mosel und ist nur zwölf Kilometer von der deutschen und neun Kilometer von der luxemburgischen Grenze entfernt. [3][4] Wegen der Grenznähe, der häufigen Pannen und der schlechten Sicherheitsstandards fordern Rheinland-Pfalz, das Saarland und Luxemburg immer wieder die Abschaltung der Anlage.[5]

Das Atomkraftwerk besteht aus vier Druckwasserreaktoren mit einer Leistung von je 1.362 MW, die 1986/1987/1990/1991 in Betrieb genommen wurden. Eigentümer und Betreiber der Anlage ist die Électricité de France.[1] Hersteller war das Unternehmen Framatome (heute AREVA).[2]

Gefährdung durch Naturkatastrophen

Nach einer Studie des französischen Instituts für Nuklearsicherheit von 2011 ist Cattenom wie alle anderen französischen Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen Naturkatastrophen geschützt. Laut dem vom Saarland, von Rheinland-Pfalz und von Luxemburg beauftragten Beobachter des AKW-Stresstests, Dieter Majer, ist die Anlage vor allem bei Erdbeben ab Stärke 5,4 oder Überflutungen des oberhalb gelegenen Stausees gefährdet. Weitere Risiken sind Flugzeugabstürze oder terroristische Angriffe.[6]

Im Juli 2012 machte es die französische Atomaufsicht (ASN) dem Betreiber Électricité de France (EDF) zur Auflage, Motorpumpen für die Wasserzufuhr der Abklingbecken auszutauschen, da diese im Falle einer Überhitzung von Brennmaterialien nicht robust genug seien. Dies betrifft die Atomkraftwerke Cattenom, Belleville, Flamanville, Paluel und Saint-Alban.[7]

Ab 2015 sollen in Cattenom, wie in anderen französischen Atomkraftwerken, Überwachungs- und Steuerungssysteme modernisiert werden. Gesamtkosten für alle betroffenen Anlagen: 600 Mio. Euro.[8]

Reihenweise Pannen und Störfälle

Im Mai 2001 wurde ein konstruktionsbedingter Mangel bei Ventilen festgestellt, der als Störfall der INES-Stufe 2 klassifiziert wurde. "Nach Aussage von EDF-Ingenieuren kann das bestimmungsgerechte Öffnen einiger Ventile von Umwälzkreisläufen nicht in jedem Fall garantiert werden. Dies könnte das Verhalten der Notkühlsysteme während eines Unfalls beeinträchtigen." Betroffen waren die AKW Belleville, Cattenom, Golfech, Nogent und Penly.[9]

Nach einem Informationsblatt der Bürgerinitiative "Cattenom Non Merci" haben sich im AKW Cattenom bislang ca. 800 meldepflichtige Ereignisse ereignet.[10] Als Störfälle wurden z. B. die Freisetzung von kontaminiertem Wasser im Containment am 17. Februar 2002 (INES-Stufe 1)[11] eingestuft und das Fehlen eines Bauteils, aufgrund dessen das Lagerbecken der Brennelemente der Reaktoren 2 und 3 hätte leerlaufen können. Dies wurde zufällig am 18. Januar 2012 entdeckt (INES-Stufe 2).[12]

→ mwkel.rlp.de: Ausgewählte Ereignisse KKW Cattenom (2012-2014)

Am 16. Mai 2005 wurde in Cattenom-2 wegen eines qualitativ minderwertigen Kabels ein Brand ausgelöst, der das Sicherheitssystem beschädigte.[13]

Im September 2012 wurde der Reaktor aufgrund des Ausfalls einer Pumpe im Kühlkreislauf abgeschaltet.[14] Während der Wiederinbetriebnahme des AKW im Oktober 2012 ist radioaktiver Dampf aus dem Hauptkühlmittelkreislauf ausgetreten.[15] Im Juni 2013 brannte auf dem AKW-Gelände ein Generator, woraufhin sich der Reaktor 1 automatisch abschaltete. Die Regierungen von Saarland und Rheinland-Pfalz forderten Aufklärung und eine Stilllegung des AKWs.[16] Im Juli 2013 liefen aus einem Leck in einem Tank 58 Kubikmeter Salzsäure in die Mosel und in den Boden. Die Atomaufsichtsbehörde ASN ließ sich drei Wochen Zeit, bis sie den Vorfall bekannt gab.[17]

Nach Monate langen Reparaturarbeiten wurde Cattenom 1 nur kurz wieder in Betrieb genommen und am 22. Dezember 2013 wegen ungewöhnlich hohen Luftverbrauchs im Reaktorgebäude schon wieder heruntergefahren. Es wurden neue Instandsetzungsarbeiten angekündigt.[18]

2013 gab es sieben Störfälle der INES-Stufe 1. Von der Atomaufsicht wurde kritisiert, dass Strahlenschutzrichtlinien nicht beachtet und das Personal unzureichend gegen mögliche Strahlung geschützt wurden.[19]

Im Mai 2014 wurden zehn Mitarbeiter bei einem Zwischenfall "leicht verstrahlt", im Juni 2014 vier weitere Mitarbeiter bei Reparaturarbeiten.[20]

Am 7. Juni 2014 brannte ein Transformator im AKW, woraufhin sich Cattenom-1 automatisch abschaltete. Wie immer, so die EDF, bestand keine Gefahr für die Bevölkerung. Rheinland-Pfalz und das Saarland forderten die sofortige Abschaltung.[21]

Am 6. Januar 2015 brach ein Feuer in einem Raum mit elektronischen Bauteilen bei Cattenom-4 aus.[22]

Am 4. März 2015 wurde Cattenom-3 wegen eines schadhaften Haupttransformators im nicht-nuklearen Bereich heruntergefahren.[23]

Laufzeit bis 2045

In Frankreich wird eine Abschaltung des Atomkraftwerks bislang strikt abgelehnt.

Der Betreiber EDF argumentiert mit der nachhaltigen Entwicklung Lothringens, die das AKW unterstütze, und der ökologischen Verantwortung, der man mit dem Betrieb des AKW gerecht werde (die Senkung von CO2-Emissionen).[24]

Auch von der Politik ist keine Unterstützung für eine Stilllegung zu erwarten.

Patrick Weiten, Präsident des Mosel-Départements, erklärte im September 2013, dass Cattenom auf keinem Fall abgeschaltet werden solle, da es eine der jüngsten Anlagen sei. Im Gegenteil solle die Laufzeit des AKW Cattenom bis 2045 verlängert und dieses durch eine Investition von 3,5 Mrd. Euro darauf vorbereitet werden. 2.000 zusätzliche Techniker sollen eingestellt werden.[25]

Da Frankreich eine Abschaltung des Pannen-AKWs rigoros ablehnt, schlug Roland Theis, der Vorsitzende der Katastrophenschutzkommission des Interregionalen Parlamentarierrates, andere Möglichkeiten der Einflussnahme vor: Deutschland könne beispielsweise mit Frankreich mit dem Ziel erhöhter Sicherheit verhandeln und für die Energiewende werben.[26]

Fernsehbeiträge

  • Zwischenbericht zu Cattenom-Stresstest vorgelegt
    "Der Stresstest-Beobachter für das Saarland, Dieter Majer, hat seinen Zwischenbericht zum Stresstest für das Atomkraftwerk Cattenom vorgelegt und darin auf gravierende Mängel hingewiesen."[27]
O_cattenom.m.mp4

O cattenom.m.mp4

SWR, hochgeladen am 18. März 2012

Weitere Links

→ ingmar schumacher: International nuclear conflicts: Example of Cattenom, France vom 16. November 2013
→ EDF: Centrale nucléaire de Cattenom (Homepage des AKW)
→ Deutscher Bundestag: Zwischenfälle im französischen Atomkraftwerk Cattenom vom 25. August 2010
Internationales Aktionsbündnis gegen Cattenom (Homepage)
Cattenom Non Merci e.V. (Bürgerinitiative)
→ Wikipedia: Kernkraftwerk Cattenom


(Letzte Änderung: 10.11.2016)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/France
  2. 2,0 2,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  3. WNA Reactor Database: Cattenom 1, France abgerufen am 9. April 2016
  4. Wikipedia: Kernkraftwerk Cattenom abgerufen am 17. September 2014
  5. Frankfurter Neue Presse: Pannenserie in französischem Atommeiler vom 10. Februar 2012
  6. volksfreund.de: Vernichtender Mängelbericht für Cattenom vom 28. November 2011
  7. SaarKurier Online: Im Atomkraftwerk Cattenom wurde Produktionseinheit 3 abgeschaltet vom 30. Juli 2012 [Seite nicht mehr verfügbar]
  8. nuklearforum.ch: Areva rüstet 1300-MW-Baureihe der EDF nach vom 15. Dezember 2011
  9. nuklearforum.ch: Ventilprobleme in fünf französischen Kernkraftwerken vom 1. Mai 2001
  10. Cattenom Non Merci: Interview im Umweltmagazin Saar 1/2014 abgerufen am 18. November 2015
  11. asn.fr: Réacteur n°1 Arrêt manuel et fuite du circuit primaire vom 17. Februar 2002
  12. Focus Online: Störfall in französischem Atommeiler Cattenom vom 6. Februar 2012
  13. tagesschau.de: Kosten von Atomunfällen - Fukushima, Tschernobyl und viele andere vom 11. März 2014
  14. tageblatt.lu: Neue Panne in Cattenom vom 12. September 2012
  15. Tageblatt Online: Leck in französischem AKW vom 25. Oktober 2012
  16. n-tv.de: Deutsche Anrainer fordern Abschaltung - Brand in AKW Cattenom sorgt für Unruhe vom 7. Juni 2013
  17. tageblatt.lu: AKW-Salzsäure läuft in die Mosel vom 16. August 2013
  18. Wochenspiegel: AKW Cattenom: Störung im Reaktor 1 vom 27. Dezember 2013
  19. tageblatt.lu: Schlechter Strahlenschutz in Cattenom vom 16. April 2014
  20. SR-Online: Erneut Arbeiter in Cattenom verstrahlt vom 6. Juni 2014
  21. Spiegel Online: Panne in Cattenom: Atomkraftwerk nach Brand abgeschaltet vom 7. Juni 2014
  22. volksfreund.de: Feuer im Atomkraftwerk Cattenom vom 6. Januar 2015 (via WayBack)
  23. RP Online: Atomreaktor nach neuem Störfall in Cattenom vom Netz vom 4. März 2015
  24. EDF: Eclairage 2011 - Bericht über nachhaltige Entwicklung des KKW Cattenom vom 15. Oktober 2012
  25. Tageblatt Online: AKW Cattenom bleibt bis 2045 vom 24. September 2013
  26. SR-online: Mehr Sicherheit statt Abschaltung fordern vom 30. Dezember 2013
  27. saarland.de: Zwischenbericht zu Cattenom-Stresstest vorgelegt – Peter sieht Befürchtungen bestätigt / Erörterung mit EU-Kommissar Oettinger am 20.12.2011 in Brüssel vom 20. Dezember 2011