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==Betrieb seit 1979==
 
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Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz sind 144 meldepflichtige Ereignisse bis Juni 2019 gezählt worden.<ref name="BASE">BASE: [http://www.bfe.bund.de/DE/kt/ereignisse/standorte/kernbrennstoff-versorgung-entsorgung/kernbrennstoff-versorgung-entsorgung.html Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 6. Januar 2020</ref>
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Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut BASE sind 144 meldepflichtige Ereignisse bis Juni 2019 gezählt worden.<ref name="BASE">BASE: [http://www.bfe.bund.de/DE/kt/ereignisse/standorte/kernbrennstoff-versorgung-entsorgung/kernbrennstoff-versorgung-entsorgung.html Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 6. Januar 2020</ref>
   
 
Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln [[AREVA]] und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.<ref name="Niedersachsen Lingen">Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: [http://www.umwelt.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=2217&article_id=8452&_psmand=10 Brennelementfertigung] abgerufen am 23. Oktober 2012</ref> Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehemaligen Executive Vice President [[Güldner, Ralf|Dr. Ralf Güldner]], dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation [[Deutsche Atomkommission (DAtK)|Deutsches Atomforum (DAtF)]].<ref>kernenergie.de: [https://web.archive.org/web/20180308165148/http://www.kernenergie.de/kernenergie/ueber-uns/datf/praesident.php Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF] abgerufen am 6. Januar 2020 (via WayBack)</ref>
 
Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln [[AREVA]] und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.<ref name="Niedersachsen Lingen">Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: [http://www.umwelt.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=2217&article_id=8452&_psmand=10 Brennelementfertigung] abgerufen am 23. Oktober 2012</ref> Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehemaligen Executive Vice President [[Güldner, Ralf|Dr. Ralf Güldner]], dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation [[Deutsche Atomkommission (DAtK)|Deutsches Atomforum (DAtF)]].<ref>kernenergie.de: [https://web.archive.org/web/20180308165148/http://www.kernenergie.de/kernenergie/ueber-uns/datf/praesident.php Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF] abgerufen am 6. Januar 2020 (via WayBack)</ref>
   
Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktive Abfälle zusammen.<ref name="Niedersachsen Lingen"/> Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem [[Radioaktive Substanzen#Uranhexafluorid|Uranhexafluorid]] zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert.<ref name ="areva">de.areva.com: [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF)] abgerufen am 24. Oktober 2012</ref>
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Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktive Abfälle zusammen.<ref name="Niedersachsen Lingen"/> Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem [[Radioaktive Substanzen#Uranhexafluorid|Uranhexafluorid]] zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert.<ref name ="areva">de.areva.com: [https://web.archive.org/web/20120906051100/http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF)] abgerufen am 6. Januar 2020 (via WayBack)</ref>
   
 
2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.<ref>Focus Online: [http://www.focus.de/politik/deutschland/energie-bericht-stresstests-fuer-atomare-zwischenlager-laufen_aid_763694.html Stresstests für atomare Zwischenlager laufen] vom 7. Juni 2012</ref> Laut der [[Entsorgungskommission (ESK)]] vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden. <ref>Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20131206204804/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)</ref> Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2013%2F04%2F02%2Fa0087&cHash=31c1419e99d47091ee75fa79bf909072 Atommüll bis mindestens 2120] vom 2. April 2013</ref>
 
2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.<ref>Focus Online: [http://www.focus.de/politik/deutschland/energie-bericht-stresstests-fuer-atomare-zwischenlager-laufen_aid_763694.html Stresstests für atomare Zwischenlager laufen] vom 7. Juni 2012</ref> Laut der [[Entsorgungskommission (ESK)]] vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden. <ref>Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20131206204804/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)</ref> Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2013%2F04%2F02%2Fa0087&cHash=31c1419e99d47091ee75fa79bf909072 Atommüll bis mindestens 2120] vom 2. April 2013</ref>
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Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.<ref>Robin Wood: [https://web.archive.org/web/20121119015636/http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M56bb8df0d04.0.html "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!"] vom 11. Oktober 2012 (via WayBack)</ref> Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.<ref>NOZ: [http://web.archive.org/web/20121014025258/http://www.noz.de/lokales/67144283/polizei-beendet-protestaktion-bei-brennelementehersteller-in-lingen-friedlich Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich] vom 12. Oktober 2012 (via WayBack)</ref>
 
Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.<ref>Robin Wood: [https://web.archive.org/web/20121119015636/http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M56bb8df0d04.0.html "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!"] vom 11. Oktober 2012 (via WayBack)</ref> Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.<ref>NOZ: [http://web.archive.org/web/20121014025258/http://www.noz.de/lokales/67144283/polizei-beendet-protestaktion-bei-brennelementehersteller-in-lingen-friedlich Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich] vom 12. Oktober 2012 (via WayBack)</ref>
   
Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".<ref name="Bundestag_2013_03_07">Deutscher Bundestag: [http://www.bundestag.de/presse/hib/2013_03/2013_124/01.html?utm_campaign=AAP&utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland] vom 7. März 2013</ref>
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Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".<ref name="Bundestag_2013_03_07">Deutscher Bundestag: [https://www.bundestag.de/presse/hib/2013_03/01-253124 Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland] vom 7. März 2013</ref>
   
Aufgrund einer Kleinen Anfrage des Bundestages teilte die Bundesregierung im April 2013 mit, dass 610 Tonnen angereichertes Uran in den Jahren 2007 bis 2012 in das Brennelementewerk geliefert wurden. Von 82 Tonnen im Jahre 2011 haben sich die Lieferungen auf 189 Tonnen 2012 mehr als verdoppelt.<ref>Deutscher Bundestag: [http://www.bundestag.de/presse/hib/2013_04/2013_190/03.html Seit 2007 wurden 610 Tonnen angereichertes Uran nach Lingen geliefert] vom 10. April 2013</ref>
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Aufgrund einer Kleinen Anfrage des Bundestages teilte die Bundesregierung im April 2013 mit, dass 610 Tonnen angereichertes Uran in den Jahren 2007 bis 2012 in das Brennelementewerk geliefert wurden. Von 82 Tonnen im Jahre 2011 haben sich die Lieferungen auf 189 Tonnen 2012 mehr als verdoppelt.<ref>Deutscher Bundestag: [https://www.bundestag.de/presse/hib/2013_04/03-253996 Seit 2007 wurden 610 Tonnen angereichertes Uran nach Lingen geliefert] vom 10. April 2013</ref>
   
 
Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.<ref>NOZ: [http://web.archive.org/web/20130728025915/http://www.noz.de/lokales/73637916/blockade-von-areva-in-lingen-ist-aufgeloest Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst] vom 25. Juli 2013 (via WayBack)</ref>
 
Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.<ref>NOZ: [http://web.archive.org/web/20130728025915/http://www.noz.de/lokales/73637916/blockade-von-areva-in-lingen-ist-aufgeloest Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst] vom 25. Juli 2013 (via WayBack)</ref>
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Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung bislang, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden.<ref name="NDR 10092013">NDR: [http://web.archive.org/web/20140427205244/http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr12983.html "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente] vom 10 September 2013 (via Wayback)</ref>
 
Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung bislang, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden.<ref name="NDR 10092013">NDR: [http://web.archive.org/web/20140427205244/http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr12983.html "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente] vom 10 September 2013 (via Wayback)</ref>
   
Am 30. Oktober 2017 wurden zwei Rechtsgutachten veröffentlicht, die das Bundesumweltministerium beauftragt hatte. Ein Gutachten kam zum Ergebnis, dass ein "Gesetz zur Beendigung der Urananreicherung und der Brennelementefertigung (..) mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben" würde. Im anderen Gutachten wurde empfohlen, "Übergangsregelungen oder eine Entschädigungszahlung als Ausgleich für verlorene Investitionen und entgangene Gewinne" vorzusehen, um auch dann bestehen zu können, wenn ein [[CETA/TTIP/TPP/TiSA/Schiedsgericht#Internationale_Schiedsgerichte|Schiedsgericht]] angerufen würde.<ref>BMUB: [http://www.bmub.bund.de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/details-nukleare-sicherheit/artikel/urenco-gutachten/ URENCO-Gutachten] vom 16. November 2017</ref>
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Am 30. Oktober 2017 wurden zwei Rechtsgutachten veröffentlicht, die das Bundesumweltministerium beauftragt hatte. Ein Gutachten kam zum Ergebnis, dass ein "Gesetz zur Beendigung der Urananreicherung und der Brennelementefertigung (..) mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben" würde. Im anderen Gutachten wurde empfohlen, "Übergangsregelungen oder eine Entschädigungszahlung als Ausgleich für verlorene Investitionen und entgangene Gewinne" vorzusehen, um auch dann bestehen zu können, wenn ein [[CETA/TTIP/TPP/TiSA/Schiedsgericht#Internationale_Schiedsgerichte|Schiedsgericht]] angerufen würde.<ref>BMUB: [https://web.archive.org/web/20171118053913/http://www.bmub.bund.de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/details-nukleare-sicherheit/artikel/urenco-gutachten/ URENCO-Gutachten] vom 16. November 2017 (via WayBack)</ref>
   
 
Neben Lingen gab es in [[Hanauer "Atomdorf"|Hanau]] und Karlstein noch weitere Brennelementewerke, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.<ref>BfS: [http://web.archive.org/web/20140404102908/http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A17_Brennsotffkreislauf_1212.pdf A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland] Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012 (via WayBack)</ref>
 
Neben Lingen gab es in [[Hanauer "Atomdorf"|Hanau]] und Karlstein noch weitere Brennelementewerke, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.<ref>BfS: [http://web.archive.org/web/20140404102908/http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A17_Brennsotffkreislauf_1212.pdf A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland] Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012 (via WayBack)</ref>
   
 
==Export von Brennelementen==
 
==Export von Brennelementen==
 
 
Aus Lingen sind bislang über 30.000 Brennelemente nach Deutschland und Europa geliefert worden.<ref name ="areva"/>
 
Aus Lingen sind bislang über 30.000 Brennelemente nach Deutschland und Europa geliefert worden.<ref name ="areva"/>
   
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==Weitere Quellen==
 
==Weitere Quellen==
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→ framatome: [https://www.framatome.com/EN/businessnews-1591/framatome-in-deutschland-standort-karlstein.html Der Standort Karlstein - Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF)] abgerufen am 6. Januar 2020<br/>
 
→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: [http://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_16_5000/4501-5000/16-4706.pdf Drs. 16/4706] vom 9. März 2012/17. April 2012<br />
 
→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: [http://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_16_5000/4501-5000/16-4706.pdf Drs. 16/4706] vom 9. März 2012/17. April 2012<br />
 
→ Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20131206204804/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)<br />
 
→ Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20131206204804/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)<br />
→ Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20140429143104/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil2rev18102013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 2 vom 18.10.2013 (via WayBack)<br />
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→ Entsorgungskommission: [http://web.archive.org/web/20140429143104/http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil2rev18102013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 2 vom 18.10.2013 (via WayBack)<br /><br />
→ [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html AREVA in Deutschland] (Homepage)<br /><br />
 
   
 
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Version vom 6. Januar 2020, 15:53 Uhr

Atomfabriken in Deutschland > Brennelementfertigungsanlage Lingen

Betrieb seit 1979

Brennelement-Kernkraftwerk

Brennelemente

Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut BASE sind 144 meldepflichtige Ereignisse bis Juni 2019 gezählt worden.[1]

Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln AREVA und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.[2] Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehemaligen Executive Vice President Dr. Ralf Güldner, dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation Deutsches Atomforum (DAtF).[3]

Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktive Abfälle zusammen.[2] Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem Uranhexafluorid zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert.[4]

2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.[5] Laut der Entsorgungskommission (ESK) vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden. [6] Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.[7]

Bundesregierung verweigert Schließung

Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.[8] Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.[9]

Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".[10]

Aufgrund einer Kleinen Anfrage des Bundestages teilte die Bundesregierung im April 2013 mit, dass 610 Tonnen angereichertes Uran in den Jahren 2007 bis 2012 in das Brennelementewerk geliefert wurden. Von 82 Tonnen im Jahre 2011 haben sich die Lieferungen auf 189 Tonnen 2012 mehr als verdoppelt.[11]

Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.[12]

Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung bislang, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden.[13]

Am 30. Oktober 2017 wurden zwei Rechtsgutachten veröffentlicht, die das Bundesumweltministerium beauftragt hatte. Ein Gutachten kam zum Ergebnis, dass ein "Gesetz zur Beendigung der Urananreicherung und der Brennelementefertigung (..) mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben" würde. Im anderen Gutachten wurde empfohlen, "Übergangsregelungen oder eine Entschädigungszahlung als Ausgleich für verlorene Investitionen und entgangene Gewinne" vorzusehen, um auch dann bestehen zu können, wenn ein Schiedsgericht angerufen würde.[14]

Neben Lingen gab es in Hanau und Karlstein noch weitere Brennelementewerke, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.[15]

Export von Brennelementen

Aus Lingen sind bislang über 30.000 Brennelemente nach Deutschland und Europa geliefert worden.[4]

Obwohl Deutschland den Atomausstieg plant, wird weiter nach Frankreich, Schweden, Finnland, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Spanien und China exportiert.[13] Deutsche Brennelemente werden auch im maroden Atomkraftwerk Doel eingesetzt. → Verkauf an Belgien

Zwischenfälle

2018 kam es zu diversen Störfällen in der Anlage: einer Fehlfunktion in der Wasserdampfversorgung am 7. November, Rissen an einem Reaktionsbehälter in der Trockenkonversionsanlage am 4. Dezember und einem Brand am 6. Dezember im nuklearen Bereich.[16]

Weitere Quellen

→ framatome: Der Standort Karlstein - Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) abgerufen am 6. Januar 2020
→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: Drs. 16/4706 vom 9. März 2012/17. April 2012
→ Entsorgungskommission: ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland, Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)
→ Entsorgungskommission: ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland, Teil 2 vom 18.10.2013 (via WayBack)

(Letzte Änderung: 06.01.2020)

Einzelnachweise

  1. BASE: Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme abgerufen am 6. Januar 2020
  2. 2,0 2,1 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: Brennelementfertigung abgerufen am 23. Oktober 2012
  3. kernenergie.de: Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF abgerufen am 6. Januar 2020 (via WayBack)
  4. 4,0 4,1 de.areva.com: Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF) abgerufen am 6. Januar 2020 (via WayBack)
  5. Focus Online: Stresstests für atomare Zwischenlager laufen vom 7. Juni 2012
  6. Entsorgungskommission: ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland, Teil 1 vom 14.03.2013 (via WayBack)
  7. taz.de: Atommüll bis mindestens 2120 vom 2. April 2013
  8. Robin Wood: "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!" vom 11. Oktober 2012 (via WayBack)
  9. NOZ: Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich vom 12. Oktober 2012 (via WayBack)
  10. Deutscher Bundestag: Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland vom 7. März 2013
  11. Deutscher Bundestag: Seit 2007 wurden 610 Tonnen angereichertes Uran nach Lingen geliefert vom 10. April 2013
  12. NOZ: Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst vom 25. Juli 2013 (via WayBack)
  13. 13,0 13,1 NDR: "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente vom 10 September 2013 (via Wayback)
  14. BMUB: URENCO-Gutachten vom 16. November 2017 (via WayBack)
  15. BfS: A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012 (via WayBack)
  16. NDR: Lingen: Es brannte doch im nuklearen Bereich vom 10. Dezember 2018