AtomkraftwerkePlag Wiki
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Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz sind 131 meldepflichtige Ereignisse bis Dezember 2012 gezählt worden.<ref name="BfS">BfS: [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/standorte/karte_br_07.html Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 20. Januar 2013</ref>
 
Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz sind 131 meldepflichtige Ereignisse bis Dezember 2012 gezählt worden.<ref name="BfS">BfS: [http://www.bfs.de/de/kerntechnik/ereignisse/standorte/karte_br_07.html Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme] abgerufen am 20. Januar 2013</ref>
   
Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln AREVA und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.<ref name="Niedersachsen Lingen">Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: [http://www.umwelt.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=2217&article_id=8452&_psmand=10 Brennelementfertigung] abgerufen am 23. Oktober 2012</ref> Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehamligen Executive Vice President [[Güldner, Ralf|Dr. Ralf Güldner]], dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation [[Deutsche Atomkommission (DAtK)|Deutsches Atomforum (DAtF)]].<ref>kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie/ueber-uns/datf/praesident.php Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF] abgerufen am 24. Oktober 2012</ref>
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Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln AREVA und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.<ref name="Niedersachsen Lingen">Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: [http://www.umwelt.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=2217&article_id=8452&_psmand=10 Brennelementfertigung] abgerufen am 23. Oktober 2012</ref> Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehemaligen Executive Vice President [[Güldner, Ralf|Dr. Ralf Güldner]], dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation [[Deutsche Atomkommission (DAtK)|Deutsches Atomforum (DAtF)]].<ref>kernenergie.de: [http://www.kernenergie.de/kernenergie/ueber-uns/datf/praesident.php Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF] abgerufen am 24. Oktober 2012</ref>
   
 
Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktiven Abfällen zusammen.<ref name="Niedersachsen Lingen"/> Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem [[Radioaktive Substanzen#Uranhexafluorid|Uranhexafluorid]] zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert. Bislang hat das Werk über 30.000 Brennelemente an Atomkraftwerke in Deutschland und Europa geliefert.<ref>de.areva.com: [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF)] abgerufen am 24. Oktober 2012</ref>
 
Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktiven Abfällen zusammen.<ref name="Niedersachsen Lingen"/> Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem [[Radioaktive Substanzen#Uranhexafluorid|Uranhexafluorid]] zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert. Bislang hat das Werk über 30.000 Brennelemente an Atomkraftwerke in Deutschland und Europa geliefert.<ref>de.areva.com: [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF)] abgerufen am 24. Oktober 2012</ref>
   
 
2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.<ref>Focus Online: [http://www.focus.de/politik/deutschland/energie-bericht-stresstests-fuer-atomare-zwischenlager-laufen_aid_763694.html Stresstests für atomare Zwischenlager laufen] vom 7. Juni 2012</ref> Laut der [[Entsorgungskommission (ESK)]] vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden.<ref>Entsorgungskommission: [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf Stellungnahme der Entsorgungskommission - ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland] vom 14. März 2013</ref> Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2013%2F04%2F02%2Fa0087&cHash=31c1419e99d47091ee75fa79bf909072 Atommüll bis mindestens 2120] vom 2. April 2013</ref>
 
2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.<ref>Focus Online: [http://www.focus.de/politik/deutschland/energie-bericht-stresstests-fuer-atomare-zwischenlager-laufen_aid_763694.html Stresstests für atomare Zwischenlager laufen] vom 7. Juni 2012</ref> Laut der [[Entsorgungskommission (ESK)]] vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden.<ref>Entsorgungskommission: [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf Stellungnahme der Entsorgungskommission - ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland] vom 14. März 2013</ref> Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.<ref>taz.de: [http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=wu&dig=2013%2F04%2F02%2Fa0087&cHash=31c1419e99d47091ee75fa79bf909072 Atommüll bis mindestens 2120] vom 2. April 2013</ref>
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==Bundesregierung verweigert Schließung==
 
==Bundesregierung verweigert Schließung==
 
[[Datei:Nuclear_fuel_pellets.jpg|thumb|200px|Brennstab und Brennstoffpellets]]
 
[[Datei:Nuclear_fuel_pellets.jpg|thumb|200px|Brennstab und Brennstoffpellets]]
Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.<ref>Robin Wood [http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M56bb8df0d04.0.html "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!"] vom 11. Oktober 2012 </ref> Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.<ref>NOZ: [http://www.noz.de/lokales/67144283/polizei-beendet-protestaktion-bei-brennelementehersteller-in-lingen-friedlich Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich] vom 12. Oktober 2012</ref>
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Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.<ref>Robin Wood: [http://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M56bb8df0d04.0.html "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!"] vom 11. Oktober 2012 </ref> Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.<ref>NOZ: [http://www.noz.de/lokales/67144283/polizei-beendet-protestaktion-bei-brennelementehersteller-in-lingen-friedlich Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich] vom 12. Oktober 2012</ref>
   
 
Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".<ref name="Bundestag_2013_03_07">Deutscher Bundestag: [http://www.bundestag.de/presse/hib/2013_03/2013_124/01.html?utm_campaign=AAP&utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland] vom 7. März 2013</ref>
 
Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".<ref name="Bundestag_2013_03_07">Deutscher Bundestag: [http://www.bundestag.de/presse/hib/2013_03/2013_124/01.html?utm_campaign=AAP&utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland] vom 7. März 2013</ref>
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Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.<ref>NOZ: [http://www.noz.de/lokales/73637916/blockade-von-areva-in-lingen-ist-aufgeloest Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst] vom 25. Juli 2013</ref>
 
Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.<ref>NOZ: [http://www.noz.de/lokales/73637916/blockade-von-areva-in-lingen-ist-aufgeloest Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst] vom 25. Juli 2013</ref>
   
Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung auch aktuell, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Deutschland, das selbst den Atomausstieg beschlossen hat, beliefert Frankreich, Schweden, Finnland, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Spanien und China weiter mit Brennelementen.<ref>NDR: [http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr12983.html "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente] vom 10 September 2013</ref>
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Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung auch aktuell, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Deutschland, das selbst den Atomausstieg beschlossen hat, beliefert Frankreich, Schweden, Finnland, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Spanien und China weiter mit Brennelementen.<ref>NDR: [http://web.archive.org/web/20140427205244/http://www.ndr.de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/pressemeldungndr12983.html "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente] vom 10 September 2013 (via Wayback)</ref>
   
Neben Lingen gab es in Deutschland noch verschiedene andere Brennelementewerke von Siemens oder anderen Unternehmen, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.<ref>BfS: [http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A17_Brennsotffkreislauf_1212.pdf A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland] Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012</ref>
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Neben Lingen gab es in [[Hanauer "Atomdorf" (NUKEM, ALKEM, RBU, HOBEG, TN)|Hanau]] und Karlstein noch weitere Brennelementewerke, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.<ref>BfS: [http://www.bfs.de/de/bfs/recht/rsh/A17_Brennsotffkreislauf_1212.pdf A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland] Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012</ref>
   
 
==Weitere Quellen==
 
==Weitere Quellen==
→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: [http://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_16_5000/4501-5000/16-4706.pdf Drs. 16/4706 (PDF, 40 KB)]<br />
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→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: [http://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen_16_5000/4501-5000/16-4706.pdf Drs. 16/4706] vom 9. März 2012/17. April 2012<br />
→ [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14.03.2013<br />→ [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil2rev18102013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 2 vom 18.10.2013
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→ [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil114032013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 1 vom 14. März 2013<br />→ [http://www.entsorgungskommission.de/downloads/snstresstestteil2rev18102013.pdf ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland], Teil 2 vom 18. November 2013<br />
 
→ [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html AREVA in Deutschland] (Homepage)<br /><br />
 
→ [http://de.areva.com/DE/areva-deutschland-650/nbspadvanced-nuclear-fuels-gmbh.html AREVA in Deutschland] (Homepage)<br /><br />
   

Version vom 6. November 2014, 16:59 Uhr

Atomfabriken in Deutschland > Brennelementfertigungsanlage Lingen

Betrieb seit 1979

Datei:Japan Apocalypse DDC3785.jpg

Areva

Die Brennelementfertigungsanlage Lingen wurde im Januar 1979 in Betrieb genommen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz sind 131 meldepflichtige Ereignisse bis Dezember 2012 gezählt worden.[1]

Eigentümer des Werkes in Lingen ist die Advanced Nuclear Fuels GmbH, die unter anderem Namen zunächst zu 100 % Siemens gehörte, seit 2001 zu 100 % der AREVA NP, an der zu zwei Dritteln AREVA und zu einem Drittel Siemens beteiligt sind.[2] Von 2006 bis 2008 fiel das Brennelementewerk damit übrigens unter die Leitung des ehemaligen Executive Vice President Dr. Ralf Güldner, dem heutigen Präsidenten der Atomlobbyorganisation Deutsches Atomforum (DAtF).[3]

Das Werk setzt sich aus einem Fertigungsgebäude und Lagerbereichen für Reststoffe, Zwischenprodukte, Brennstäbe und radioaktiven Abfällen zusammen.[2] Zum Werk Lingen gehören noch zwei weitere Standorte in Karlstein und Duisburg, die Komponenten und Rohre zuliefern. Die Fertigung von Brennelementen läuft wie folgt ab: Nach der Konversion von angereichertem Uranhexafluorid zu Urandioxid-Pulver werden Urantabletten gepresst und in Hüllrohre gefüllt. Mit dem Verschweißen der Hüllrohre sind die Brennstäbe gefertigt und werden abschließend zu Brennelementen montiert. Bislang hat das Werk über 30.000 Brennelemente an Atomkraftwerke in Deutschland und Europa geliefert.[4]

2012 wurden Stresstests angekündigt, bei denen auch für Lingen der Schutz vor Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden überprüft werden sollte.[5] Laut der Entsorgungskommission (ESK) vom 14. März 2013 wiesen alle Zwischenlager und Brennstofffabriken einen hohen Grad an Robustheit auf und hätten daher den Stresstest bestanden. Die ESK war vom Bundesumweltministerium mit der Durchführung der Stresstests beauftragt worden.[6] Atomkraftgegner kritisieren den Stresstest als "verharmlosend", da er Gefahren wie Terrorangriffe oder "chemische Folgereaktionen" ausblende.[7]

Bundesregierung verweigert Schließung

Datei:Nuclear fuel pellets.jpg

Brennstab und Brennstoffpellets

Umweltschützer kritisieren, dass Deutschland trotz Atomausstiegs Brennelemente im eigenen Land produzieren lässt und das Brennelementewerk Lingen im Atomausstiegsgesetz nicht erwähnt wird. Sie fordern die sofortige Stilllegung.[8] Im Oktober 2012 protestierten neun Umweltaktivisten mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrt gegen den Weiterbetrieb des Brennelementewerks.[9]

Am 7. März 2013 erklärte die Bundesregierung, dass sie die Brennelementefabrik weiter betreiben wolle, denn diese "unterscheide sich grundlegend von Kernkraftwerken und den Sicherheitsgründen, aus denen deren Abschaltung beschlossen worden sei".[10]

Aufgrund einer Kleinen Anfrage des Bundestages teilte die Bundesregierung im April 2013 mit, dass 610 Tonnen angereichertes Uran in den Jahren 2007 bis 2012 in das Brennelementewerk geliefert wurden. Von 82 Tonnen im Jahre 2011 haben sich die Lieferungen 2012 mit 189 Tonnen mehr als verdoppelt.[11]

Im Juli 2013 wurde die Zufahrt der Brennelementefabrik neuerdings von Atomkraftgegnern blockiert, diesmal von 43 Aktivisten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten.[12]

Nach einer Meldung im NDR vom September 2013 weigert sich die Bundesregierung auch aktuell, das Brennelementewerk zu schließen: es stünden Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Spiel. Ein Antrag Nordrhein-Westfalens auf eine Änderung des Atomgesetzes, die eine Schließung ermöglichen würde, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Deutschland, das selbst den Atomausstieg beschlossen hat, beliefert Frankreich, Schweden, Finnland, Belgien, die Niederlande, die Schweiz, Spanien und China weiter mit Brennelementen.[13]

Neben Lingen gab es in Hanau und Karlstein noch weitere Brennelementewerke, die aber mittlerweile stillgelegt wurden.[14]

Weitere Quellen

→ Landtag Niedersachsen - Kleine Anfrage: Drs. 16/4706 vom 9. März 2012/17. April 2012
ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland, Teil 1 vom 14. März 2013
ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland, Teil 2 vom 18. November 2013
AREVA in Deutschland (Homepage)

(Letzte Änderung: 06.11.2014)

Einzelnachweise

  1. BfS: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme abgerufen am 20. Januar 2013
  2. 2,0 2,1 Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Umweltschutz: Brennelementfertigung abgerufen am 23. Oktober 2012
  3. kernenergie.de: Dr. Ralf Güldner, Präsident des DAtF abgerufen am 24. Oktober 2012
  4. de.areva.com: Advanced Nuclear Fuels GmbH: spezialisiert auf Brennelemente (Website und PDF) abgerufen am 24. Oktober 2012
  5. Focus Online: Stresstests für atomare Zwischenlager laufen vom 7. Juni 2012
  6. Entsorgungskommission: Stellungnahme der Entsorgungskommission - ESK-Stresstest für Anlagen und Einrichtungen der Ver- und Entsorgung in Deutschland vom 14. März 2013
  7. taz.de: Atommüll bis mindestens 2120 vom 2. April 2013
  8. Robin Wood: "Uranfabrik Lingen sofort stilllegen!" vom 11. Oktober 2012
  9. NOZ: Blockade auf dem Hochseil - Polizei beendet Protestaktion bei Brennelementehersteller in Lingen friedlich vom 12. Oktober 2012
  10. Deutscher Bundestag: Urananreicherung erfolgt weiter in Deutschland vom 7. März 2013
  11. Deutscher Bundestag: Seit 2007 wurden 610 Tonnen angereichertes Uran nach Lingen geliefert vom 10. April 2013
  12. NOZ: Blockade von Areva in Lingen ist aufgelöst vom 25. Juli 2013
  13. NDR: "Plusminus": Nur halber Atomausstieg - Deutschland exportiert weiter Brennelemente vom 10 September 2013 (via Wayback)
  14. BfS: A.17 Anlagen des Brennstoffkreislaufs in Deutschland Stand 12/11, abgerufen am 10. November 2012