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Atomenergie in Europa > Bulgarien > Belene (Bulgarien)

4 Druckwasserreaktoren • Leistung: 4 x 1.000 MW • Typ: 4 x WWER-1000 •
Bestellung: 1981/1981/1984/1984 • Baubeginn: 31. März 1987 •
Geplante Fertigstellung: 1990/1991/2000/2000 • Baustopp: 1984/1986 • Projektende: 28. März 2012[1][2]


Nicht fertiggestelltes zweites AKW in Bulgarien

Das Atomkraftwerk Belene sollte in der Nähe des gleichnamigen Ortes am Donauufer, ganz im Norden Bulgariens an der Grenze zu Rumänien, errichtet werden. Es sollte nach Kosloduj das zweite AKW des Landes werden und bis zu sechs große Einheiten umfassen, wurde aber nicht fertiggestellt.[3]

Belene-1 bis -4, sowjetische Druckwasserreaktoren mit je 1.000 MW Leistung, waren 1981/1981/1984/1984 bestellt worden. 1984 und 1986 wurde mit den Bauarbeiten an den ersten beiden Einheiten begonnen, die 1990 und 1991 in Betrieb gehen sollten. Die Inbetriebnahme der Einheiten 3 und 4 war für 2000 geplant. Belene -3 und -4 wurden jedoch im Dezember 1989 verworfen, Belene-1 und -2 im Juli 1991.[1]

Keine Investoren für Belene

Datei:Finger weg von Belene.jpg

"Finger weg von Belene!"

Der Baustopp 1991 erfolgte wegen fehlender finanzieller Mittel; zu diesem Zeitpunkt war die Einheit 1 zu 40 % fertiggestellt worden. Später nahm die Regierung ihre Pläne wieder auf und schloss mit dem russischen Konzern Atomstroyexport (ASE) im Januar 2008 einen Vertrag über 4 Mrd. US-Dollar ab. Im September 2008 wurden die Bauarbeiten fortgesetzt, und die Fertigstellung von Belene-1 und -2 war für Dezember 2013 bzw. Juni 2014 vorgesehen. Im September 2009 lehnte es die neue Regierung ab, weiterhin einen Anteil von 51% zu halten, woraufhin RWE im Oktober 2009 ausstieg.[3]

Nachdem der staatliche bulgarische Versorger NEK keine neuen ausländischen Investoren für seinen Anteil von 51 % an dem 10 Mrd. Euro teuren Projekt fand und Bedenken wegen der Lage in einem erdbebengefährdeten Gebiet geäußert wurden, gab die Regierung unter Borisov die Neubaupläne 2012 auf.[4] Auch hatte der Druck aus Brüssel und Washington zugenommen, das Projekt abzusagen. Eine Einheit war zu jenem Zeitpunkt fertiggestellt, die andere zur Hälfte.[5]

Dritter Anlauf gescheitert

Bei einem am 17. Januar 2013 abgehaltenen Referendum stimmten die Teilnehmer zwar mehrheitlich für den Bau eines neuen Atomkraftwerks. Aufgrund der zu geringen Teilnahme ist das Referendum jedoch ungültig. Am 27. Februar 2013 wurde der Weiterbau von Belene durch eine klare Mehrheit im bulgarischen Parlament abgelehnt.[6]

Im Mai 2013 kündigte die neue sozialistische Regierung an, das Atomprojekt Belene doch wieder angehen zu wollen.[7] Dies wurde im Dezember 2013 bestätigt.[8]

Im Juni 2016 verurteilte ein internationales Schiedsgericht Bulgarien wegen des aufgegebenen Projekts zu einer Schadenersatzzahlung von 550 Millionen Euro an den russischen Konzern Atomstroiexport. Bulgarien versuchte zunächst, Kraftwerksteile zu verkaufen, was misslang. Im August wurde berichtet, dass die Regierung weiterhin Investoren sucht, um die Anlage doch noch fertigstellen zu können.[5]

Im Oktober 2016 wurde eine Vereinbarung geschlossen, laut der das staatliche bulgarische Elektrizitätsunternehmen Natsionalna Elektricheska Kompania EAD (NEK) eine Schadenersatzsumme von 600 Mio. Euro an die russische JSC Atomstroiexport (ASE) bezahlt. Die ASE hatte ursprünglich 1,2 Mrd. Euro gefordert, der internationale Schiedsgerichtshof der International Chamber of Commerce (ICC) eine Entscheidung auf die Zahlung der Hälfte getroffen.[9]

→ Nucleopedia: Kernkraftwerk Belene

(Letzte Änderung: 03.11.2016)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: LES CENTRALES NUCLEAIRES DANS LE MONDE von 1997
  2. IAEO: Country Nuclear Power Profiles/Bulgaria abgerufen am 14. Februar 2015
  3. 3,0 3,1 WNA: Nuclear Power in Bulgaria abgerufen am 10. März 2016
  4. FTD.de: Bulgarien gibt Pläne für AKW Belene auf vom 28. März 2012 (via WayBack)
  5. 5,0 5,1 FAZ.net: Projekt Belene - Bulgarien sucht Investoren für halbfertiges Atomkraftwerk vom 12. August 2016
  6. worldnuclearreport.org: Bulgarian Parliament Votes to Abandon Belene Nuclear Plant vom 27. Februar 2013 (via WayBack)
  7. n-tv.de: Wiederbelebung eines umstrittenen Atomprojekts - Bulgarien holt Belene aus der Versenkung vom 30. Mai 2013
  8. wirtschaftsblatt.at: Bulgarien will zweites AKW in Belene doch bauen vom 2. Dezember 2013
  9. nuklearforum.ch: Einigung im Streit um Belene-Kompensationszahlungen vom 1. November 2016
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