AtomkraftwerkePlag Wiki
(Die Seite wurde neu angelegt: „thumb|250px<br />Beim Transport radioaktiver Stoffe denkt man zunächst an die Castor-Transporte auf Schienen. Es sind aber auc…“)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(33 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
  +
[[Atomtransporte]] > {{PAGENAME}}<br /><br />
[[Datei:Castor_on_Tour_-2.jpg|thumb|250px]]<br />Beim Transport radioaktiver Stoffe denkt man zunächst an die Castor-Transporte auf Schienen. Es sind aber auch auf Straßen und auf See ständig radioaktive Frachten unterwegs, von denen eine Gefahr für die Umwelt ausgeht. Viel dringt davon nicht an die Öffentlichkeit.
 
   
  +
==Arten und Anzahl von Transporten==
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das für die Genehmigung des Transports radioaktiver Stoffe zuständig ist, unterscheidet Transporte für "Medizin (Diagnostik, Therapie), Technik (Durchstrahlungsprüfungen), Forschung oder Energiegewinnung (Ver- und Entsorgung von Kernkraftwerken)".<ref name="bfs.de_transporte"/><br />Das BfS verteilt Genehmigungen nur, wenn Vorschriften zum Schutz der Bevölkerung und des Transportpersonals eingehalten werden; dazu wurde 2000 auch eine Broschüre veröffentlicht: [http://www.grs.de/sites/default/files/fue/radfracht.pdf Radioaktive Frachten unterwegs - Atomtransporte und Sicherheit].
 
  +
[[Datei:BfS_Erkundungsbergwerk_Gorleben_Eingang_(Ausschnitt).png|thumb|250px]]
 
Das [[Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)]], das für die Genehmigung des Transports radioaktiver Stoffe zuständig ist, unterscheidet Transporte für "Medizin (Diagnostik, Therapie), Technik (Durchstrahlungsprüfungen), Forschung oder Energiegewinnung (Ver- und Entsorgung von Kernkraftwerken)". Das BASE erteilt Genehmigungen nur, "wenn die Vorschriften des Atomrechts und des Gefahrgutrechts eingehalten werden".<ref name="base.de_transporte">BASE: [https://www.base.bund.de/DE/themen/ne/transporte/einfuehrung/einfuehrung_node.html Wie werden radioaktive Stoffe transportiert?] abgerufen am 7. März 2020</ref>
   
 
Nach Angaben der [[Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS)]] werden in Deutschland jährlich über eine halbe Million Versandstücke mit radioaktiven Stoffen transportiert, von denen die meisten nur eine geringe Radioaktivität aufweisen.<ref>GRS: [http://www.grs.de/content/transportsicherheit Transportsicherheit] abgerufen am 15. Juni 2020</ref>
Drei Faktoren aber lassen Zweifel aufkommen, ob es um die Sicherheit beim Transport radioaktiver Stoffe wirklich so gut bestellt ist, wie dies beschrieben wird. Zum einen richtet sich das BfS bei den Vorschriften nach Empfehlungen der [http://de.atomkraftwerkeplag.wikia.com/wiki/Die_Lobbyorganisationen#Internationale_Atomenenergie-Organisation_.28IAEO.2C_englisch:_IAEA.29 Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA)], der wichtigsten internationalen Lobbyorganisation für Atomenergie. Zum anderen geschieht dies im Rahmen von [[Der Euratom-Vertrag|Euratom]], einer europäischen Gemeinschaft zur Förderung der Atomenergie.<ref>bfs.de: [http://www.bfs.de/de/bfs/zusammenarbeit.html Internationale Zusammenarbeit]</ref> Schließlich sind für die Aufsicht der Atomtransporte dezentral die Länder zuständig.
 
   
  +
Einen umfassenden Überblick über die Transporte gab eine intac-Studie aus dem Jahre 2011, nach der jährlich 10.000 Transporte in Zusammenhang mit der Nutzung der Atomenergie stattfanden. Als besonders gefährlich wurden Transporte von [[Radioaktive Substanzen#Uranhexafluorid|Uranhexafluorid]], [[Wiederaufarbeitung und Transmutation#Mischoxide (MOX)|MOX]]- und [[Radioaktive Substanzen#Uran|Uranbrennelementen]] eingeschätzt, bei denen Unfälle tödliche Folgen haben können. Gewarnt wurde außerdem vor den Folgen terroristischer Angriffe.<ref>gruene-bundestag.de: [https://web.archive.org/web/20140421004058/http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/atomausstieg/PDF/studie_transporte_radioaktiver_stoffe.pdf Studie zu Transporten radioaktiver Stoffe in der Bundesrepublik Deutschland] vom September 2011 (via WayBack)</ref>
Kein Wunder, dass viele radioaktive Stoffe transportiert werden, ohne dass polizeilicher Begleitschutz, ausreichende Prüfung und Sicherung gewährleistet sind.
 
   
  +
==Zweifel an der Sicherheit und Geheimhaltung==
Nach Angaben der [[Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS)|Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH]] werden in Deutschland 650.000 bis 700.000 Transporte mit radioaktiven Stoffen durchgeführt, von denen die meisten nur eine geringe Radioaktivität aufweisen.<ref>GRS: [http://www.grs.de/content/transportsicherheit Transportsicherheit] abgerufen am 11. Juni 2013</ref>
 
  +
[[Datei: ZDF planet e. Deutschlands heimliche Atomtransporte |thumb|right|270 px|Hochgeladen auf YouTube am 6. Mai 2016]]
  +
Dass es keine zentrale Aufsicht für die Transporte durch den Bund, sondern nur eine dezentrale durch die Länder gibt, lassen Zweifel aufkommen, ob es um die Sicherheit beim Transport radioaktiver Stoffe wirklich so gut bestellt ist, wie dies beschrieben wird.<ref name="base.de_transporte"/>
   
  +
Viele radioaktive Stoffe werden ohne polizeilichen Begleitschutz, ausreichende Prüfung und Sicherung transportiert. Belege dafür haben wir in den folgenden Seiten zusammengestellt. → [[Transporte auf Straßen]], [[Transporte auf Schienen]], [[Transporte auf Gewässern]]
Einen umfassenden Überblick über die Transporte gibt eine von den Grünen in Auftrag gegebene Studie aus dem Jahre 2011, die auf etwas weniger Transporte mit radioaktiven Stoffen kommt, nämlich 500.000 jährlich, davon 10.000 in Zusammenhang mit der Nutzung der Atomenergie. Besonders gefährlich sind Transporte von Uranhexaflourid oder von MOX- und Uranbrennelementen, bei denen Unfälle tödliche Folgen haben können. Gewarnt wird außerdem vor den Folgen terroristischer Angriffe.
 
   
 
Atomkraftgegner kritisieren, dass Atomtransporte meist geheim gehalten werden, wie z. B. auch durch die rot-grüne Regierung in Niedersachsen. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) erklärte dazu im Mai 2013, dass Geheimhaltung Teil des Sicherungskonzepts sei. Über die Vorgaben des Bundes könnten sich die Länder nicht einfach hinwegsetzen. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt es diese Geheimhaltungspflicht seit 2012.<ref>NWZ Online: [http://www.nwzonline.de/politik/geheime-atomtransporte-im-land_a_6,1,2827741668.html Geheime Atomtransporte im Land] vom 28. Mai 2013</ref>
→ gruene-bundestag.de: [http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/atomausstieg/PDF/studie_transporte_radioaktiver_stoffe.pdf Studie zu Transporten radioaktiver Stoffe in der Bundesrepublik Deutschland] vom September 2011
 
   
  +
Auch der "Spiegel" wies in einem Artikel aus dem Jahr 2013 darauf hin, dass die Transporte verborgen und unbemerkt von der Öffentlichkeit abgewickelt werden, und stellte eine interaktive Karte zu den Atomtransporten in Deutschland bereit. Zwei wichtige Knotenpunkte sind dabei [[Brennelementfertigungsanlage Lingen|Lingen]] mit seiner Brennelementefabrik und [[Urananreicherungsanlage Gronau|Gronau]] mit der Urananreicherungsanlage.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/die-karte-der-verborgenen-atomtransporte-in-deutschland-a-902059.html Die verborgenen Wege der Atomtransporte] vom 29. Mai 2013</ref>
Im November 2011 forderten Abgeordnete der Grünen in einer Kleinen Anfrage des Bundestages von der Bundesregierung "einen möglichst vollständigen öffentlichen Überblick über alle digital erfassten Atomtransporte".<ref>dibpt.bundestag.de: [http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/117/1711730.pdf Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode. Kleine Anfrage, Drucksache 17/11730] vom 28. November 2012</ref>
 
   
  +
Immerhin stellte die Bundesregierung im Oktober 2018 dem Bundestag detaillierte Listen zu den von Januar 1990 bis September 2018 durchgeführten innerdeutschen und grenzüberschreitenden Atomtransporten zur Verfügung.
Im Mai 2013 stellt "Spiegel Online" eine interaktive Karte zu den Atomtransporten in Deutschland bereit. Lingen mit seiner Brennelementefabrik ist hierbei am häufigsten Start- und Zielort.
 
   
  +
→ Deutscher Bundestag: [https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/052/1905231.pdf Atomtransporte] (Drucksache 19/5231) vom 18. Oktober 2018<br /><br />
→ Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/die-karte-der-verborgenen-atomtransporte-in-deutschland-a-902059.html Die verborgenen Wege der Atomtransporte] vom 29. Mai 2013
 
 
Atomtransporte werden weiterhin geheimgehalten, wie das Beispiel der rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen zeigt. "Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) betonte, dass die Geheimhaltung Teil des Sicherungskonzeptes sei. "Wir können uns über Vorgaben des Bundes nicht hinwegsetzen." Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt es diese Geheimhaltungspflicht erst seit einem Jahr."<ref>NWZ Online: [http://www.nwzonline.de/politik/geheime-atomtransporte-im-land_a_6,1,2827741668.html Geheime Atomtransporte im Land] vom 28. Mai 2013</ref>
 
   
  +
(Letzte Änderung: {{REVISIONDAY2}}.{{REVISIONMONTH}}.{{REVISIONYEAR}})
   
 
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
 
<references />
 
<references />
  +
[[Kategorie:Atomtransporte]]
  +
[[Kategorie:Deutschland]]
  +
[[Kategorie:Atommüll]]

Version vom 15. Juni 2020, 04:30 Uhr

Atomtransporte > Arten, Genehmigung und Anzahl von Atomtransporten

Arten und Anzahl von Transporten

BfS Erkundungsbergwerk Gorleben Eingang (Ausschnitt)

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), das für die Genehmigung des Transports radioaktiver Stoffe zuständig ist, unterscheidet Transporte für "Medizin (Diagnostik, Therapie), Technik (Durchstrahlungsprüfungen), Forschung oder Energiegewinnung (Ver- und Entsorgung von Kernkraftwerken)". Das BASE erteilt Genehmigungen nur, "wenn die Vorschriften des Atomrechts und des Gefahrgutrechts eingehalten werden".[1]

Nach Angaben der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) werden in Deutschland jährlich über eine halbe Million Versandstücke mit radioaktiven Stoffen transportiert, von denen die meisten nur eine geringe Radioaktivität aufweisen.[2]

Einen umfassenden Überblick über die Transporte gab eine intac-Studie aus dem Jahre 2011, nach der jährlich 10.000 Transporte in Zusammenhang mit der Nutzung der Atomenergie stattfanden. Als besonders gefährlich wurden Transporte von Uranhexafluorid, MOX- und Uranbrennelementen eingeschätzt, bei denen Unfälle tödliche Folgen haben können. Gewarnt wurde außerdem vor den Folgen terroristischer Angriffe.[3]

Zweifel an der Sicherheit und Geheimhaltung

ZDF_planet_e._Deutschlands_heimliche_Atomtransporte

ZDF planet e. Deutschlands heimliche Atomtransporte

Hochgeladen auf YouTube am 6. Mai 2016

Dass es keine zentrale Aufsicht für die Transporte durch den Bund, sondern nur eine dezentrale durch die Länder gibt, lassen Zweifel aufkommen, ob es um die Sicherheit beim Transport radioaktiver Stoffe wirklich so gut bestellt ist, wie dies beschrieben wird.[1]

Viele radioaktive Stoffe werden ohne polizeilichen Begleitschutz, ausreichende Prüfung und Sicherung transportiert. Belege dafür haben wir in den folgenden Seiten zusammengestellt. → Transporte auf Straßen, Transporte auf Schienen, Transporte auf Gewässern

Atomkraftgegner kritisieren, dass Atomtransporte meist geheim gehalten werden, wie z. B. auch durch die rot-grüne Regierung in Niedersachsen. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) erklärte dazu im Mai 2013, dass Geheimhaltung Teil des Sicherungskonzepts sei. Über die Vorgaben des Bundes könnten sich die Länder nicht einfach hinwegsetzen. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt es diese Geheimhaltungspflicht seit 2012.[4]

Auch der "Spiegel" wies in einem Artikel aus dem Jahr 2013 darauf hin, dass die Transporte verborgen und unbemerkt von der Öffentlichkeit abgewickelt werden, und stellte eine interaktive Karte zu den Atomtransporten in Deutschland bereit. Zwei wichtige Knotenpunkte sind dabei Lingen mit seiner Brennelementefabrik und Gronau mit der Urananreicherungsanlage.[5]

Immerhin stellte die Bundesregierung im Oktober 2018 dem Bundestag detaillierte Listen zu den von Januar 1990 bis September 2018 durchgeführten innerdeutschen und grenzüberschreitenden Atomtransporten zur Verfügung.

→ Deutscher Bundestag: Atomtransporte (Drucksache 19/5231) vom 18. Oktober 2018

(Letzte Änderung: 15.06.2020)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 BASE: Wie werden radioaktive Stoffe transportiert? abgerufen am 7. März 2020
  2. GRS: Transportsicherheit abgerufen am 15. Juni 2020
  3. gruene-bundestag.de: Studie zu Transporten radioaktiver Stoffe in der Bundesrepublik Deutschland vom September 2011 (via WayBack)
  4. NWZ Online: Geheime Atomtransporte im Land vom 28. Mai 2013
  5. Spiegel Online: Die verborgenen Wege der Atomtransporte vom 29. Mai 2013