AtomkraftwerkePlag Wiki
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 6: Zeile 6:
 
==Risikoreaktoren Angra-1 und -2==
 
==Risikoreaktoren Angra-1 und -2==
 
[[Datei:Usina_nuclear_de_Angra_dos_Reis.jpg|thumb|270px|AKW Angra, Brasilien]]
 
[[Datei:Usina_nuclear_de_Angra_dos_Reis.jpg|thumb|270px|AKW Angra, Brasilien]]
In Itaoma bei Angro dos Reis erzeugen derzeit ein Druckwasserreaktor vom Typ 2-loop WE und einer Leistung von 640 MW (Angra-1) und ein weiter vom Typ PRE KONVOI mit 1.350 MW Strom (Angra-2), die 1982 und 2000 in Betrieb gegangen sind. Angra-2 ist der leistungsstärkste Reaktor der südlichen Hemisphäre. Ein dritter Meiler mit 1.350 MW ist seit 2010 im Bau. Betreiber der Anlage ist die brasilianische Gesellschaft Eletrobras.<ref name="IAEO"/><ref> Eletrobras: [http://www.eletronuclear.gov.br/internacional/Home/tabid/126/language/en-US/Default.aspx Eletronuclear] abgerufen am 30. Juli 2014</ref>
+
In Itaoma bei Angro dos Reis erzeugen derzeit ein Druckwasserreaktor vom Typ 2-loop WE und einer Leistung von 640 MW (Angra-1) und ein weiterer vom Typ PRE KONVOI mit 1.350 MW (Angra-2) Strom, die 1982 und 2000 in Betrieb gegangen sind. Angra-2 ist der leistungsstärkste Reaktor der südlichen Hemisphäre. Ein dritter Meiler mit 1.350 MW ist seit 2010 im Bau. Betreiber der Anlage ist die brasilianische Gesellschaft Eletrobras.<ref name="IAEO"/><ref> Eletrobras: [http://www.eletronuclear.gov.br/internacional/Home/tabid/126/language/en-US/Default.aspx Eletronuclear] abgerufen am 30. Juli 2014</ref>
   
 
Der Standort des Atomkraftwerks wird aufgrund Kilometer breiter und tiefer Verwerfungen als geologisch gefährdet angesehen<ref>DER SPIEGEL 1/1988: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525756.html Lustgewinn wie auf einem Nagelbrett] vom 4. Januar 1988</ref> und ist auch deswegen hochriskant, da sich häufig Schlammmassen von der Hügeln lösen, die die Straßen unpassierbar machen. Schon bei Baubeginn von Angra-2 war der Untergrund abgesackt. Die Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe lagen nur 100 Meter vom Meeresstrand entfernt. Am 28. Mai 2001 liefen aufgrund eines Störfalls, der Monate lang geheimgehalten wurde, 22.000 Liter radioaktives Wasser in den Atlantik.<ref>Sascha Adamek: Die Atomlüge. Heyne, München 2011, S. 130f.</ref>
 
Der Standort des Atomkraftwerks wird aufgrund Kilometer breiter und tiefer Verwerfungen als geologisch gefährdet angesehen<ref>DER SPIEGEL 1/1988: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525756.html Lustgewinn wie auf einem Nagelbrett] vom 4. Januar 1988</ref> und ist auch deswegen hochriskant, da sich häufig Schlammmassen von der Hügeln lösen, die die Straßen unpassierbar machen. Schon bei Baubeginn von Angra-2 war der Untergrund abgesackt. Die Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe lagen nur 100 Meter vom Meeresstrand entfernt. Am 28. Mai 2001 liefen aufgrund eines Störfalls, der Monate lang geheimgehalten wurde, 22.000 Liter radioaktives Wasser in den Atlantik.<ref>Sascha Adamek: Die Atomlüge. Heyne, München 2011, S. 130f.</ref>
   
2009 wurden wegen eines Bedienungsfehlers drei Arbeiter leicht kontaminiert.<ref>Handelsblatt: [https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=wu&dig=2009%2F05%2F28%2Fa0089&cHash=815e477d10b272c310625fb97f5b2e07 STÖRFALL IN BRASILIENS AKW - Drei Mitarbeiter leicht kontaminiert] vom 28. Mai 2009</ref> Am 4. Juli 2013 wurde Angra-1 wegen eines Fehlers im elektronischen System zur Prüfung der Kapazität vorübergehend vom Netz genommen.<ref>SeeNews Energy: [https://energy.seenews.com/news/brazil-angra-1-npp-resumes-operation-after-4-day-disconnection-364714 Brazil Angra 1 NPP resumes operation after 4-day disconnection] vom 4. Juli 2013</ref>
+
2009 wurden wegen eines Bedienungsfehlers drei Arbeiter leicht kontaminiert.<ref>Handelsblatt: [https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=wu&dig=2009%2F05%2F28%2Fa0089&cHash=815e477d10b272c310625fb97f5b2e07 Störfall in Brasiliens AKW - Drei Mitarbeiter leicht kontaminiert] vom 28. Mai 2009</ref> Im Juli 2013 wurde Angra-1 wegen eines Fehlers im elektronischen System zur Prüfung der Kapazität mehrere Tage vom Netz genommen.<ref>SeeNews Energy: [https://energy.seenews.com/news/brazil-angra-1-npp-resumes-operation-after-4-day-disconnection-364714 Brazil Angra 1 NPP resumes operation after 4-day disconnection] vom 10. Juli 2013</ref>
   
Sowohl in technischer als auch juristischer Hinsicht ist der Reaktor Angra-2 ein hohes Risiko für Brasilien: Die Notfall- und Evakuierungspläne weisen so große Mängel auf, dass der Betrieb ein Jahrzehnt nur mit provisorischen Lizenzen und ohne dauerhafte Genehmigung lief. Diese wurde erst 2011 erteilt.<ref>FR Online: [http://www.fr-online.de/energie/uran-abbau-brasiliens-strahlende-zukunft,1473634,25812228.html Brasiliens strahlende Zukunft] vom 7. Januar 2014</ref>
+
Die Notfall- und Evakuierungspläne weisen große Mängel auf. Der Betrieb lief ein Jahrzehnt nur mit provisorischen Lizenzen und ohne dauerhafte Genehmigung. Diese wurde erst 2011 erteilt.<ref>FR Online: [http://www.fr-online.de/energie/uran-abbau-brasiliens-strahlende-zukunft,1473634,25812228.html Brasiliens strahlende Zukunft] vom 7. Januar 2014</ref>
   
 
==30 Jahre alte Bauteile für Angra-3==
 
==30 Jahre alte Bauteile für Angra-3==
[[Datei:Flyover of Angra 3 NPP construction site|thumb|right|270 px|(hochgeladen in YouTube am 8. November 2013)]]Im Juli 2007 kündigte Präsident Lula an, das 1986 abgebrochene Neubauprojekt Angra-3 vollenden und darüber hinaus weitere AKW bauen zu wollen.<ref>Zeit Online: [http://www.zeit.de/online/2007/28/Brasilien-baut-Atomkraft-aus Brasilien rüstet auf] vom 11. Juli 2007</ref>
+
[[Datei:Flyover of Angra 3 NPP construction site|thumb|right|270 px|(hochgeladen in YouTube am 8. November 2013)]]
  +
Im Juli 2007 kündigte der damalige Präsident Lula an, das 1986 abgebrochene Neubauprojekt Angra-3 vollenden und darüber hinaus weitere AKW bauen zu wollen.<ref>Zeit Online: [http://www.zeit.de/online/2007/28/Brasilien-baut-Atomkraft-aus Brasilien rüstet auf] vom 11. Juli 2007</ref>
   
Auch die neue brasilianische Präsidentin, Dilma Rousseff, befürwortet den Bau des Atomkraftwerks Angra-3, weil nur so eine beständige Energieversorgung zur Verfügung stünde und der Strompreis gesenkt werden könne. Umweltschützer weisen darauf hin, dass dies mit Erneuerbaren Energien ebenso möglich wäre. Angra-3 soll 2016 mit einer über 30 Jahre alten Technik in Betrieb gehen. Das AKW wird aus Bauteilen eines in Deutschland von [[Siemens und KWU|Siemens]] entwickelten Reaktors montiert, die seit 1984 in Brasilien lagerten. Die Bauarbeiten sind im Juni 2010 wiederaufgenommen worden und werden durch die Allianz versichert. Umweltschützer kritisieren, dass es am Standort häufig zu Erdrutschen kommt und das AKW aufgrund seiner Lage Flutwellen wie in Fukushima schutzlos ausgeliefert ist. Darüber hinaus ist die Entsorgung des Atommülls nicht geklärt.<ref>Handelsblatt: [http://www.handelsblatt.com/politik/international/energiepolitik-in-brasilien-ein-atomkraftwerk-aus-der-kiste/7724030.html Energiepolitik in Brasilien - Ein Atomkraftwerk aus der Kiste] vom 4. Februar 2013</ref>
+
Auch die neue brasilianische Präsidentin, Dilma Rousseff, befürwortet den Bau des Atomkraftwerks Angra-3, weil nur so eine beständige Energieversorgung zur Verfügung stünde und der Strompreis gesenkt werden könne. Umweltschützer weisen darauf hin, dass dies mit Erneuerbaren Energien ebenso möglich wäre. Angra-3 soll 2016 mit einer über 30 Jahre alten Technik in Betrieb gehen. Das AKW wird aus Bauteilen eines in Deutschland von [[Siemens und KWU|Siemens]] entwickelten Reaktors montiert, die seit 1984 in Brasilien lagern. Die Bauarbeiten sind im Juni 2010 wiederaufgenommen worden und werden durch den Allianz-Konzern versichert. Umweltschützer kritisieren, dass es am Standort häufig zu Erdrutschen kommt und das AKW aufgrund seiner Lage Flutwellen schutzlos ausgeliefert ist. Darüber hinaus ist die Entsorgung des Atommülls nicht geklärt.<ref>Handelsblatt: [http://www.handelsblatt.com/politik/international/energiepolitik-in-brasilien-ein-atomkraftwerk-aus-der-kiste/7724030.html Energiepolitik in Brasilien - Ein Atomkraftwerk aus der Kiste] vom 4. Februar 2013</ref>
   
 
2012 legte Greenpeace eine Analyse mit dem Ergebnis vor, dass bei Angra-3 keine Lehren aus Fukushima gezogen wurden und der brasilianische Reaktor wegen potenzieller Ereignisse wie Naturkatastrophen, Brände, Explosionen, Terroranschläge oder Flugzeugabstürze Ausgangspunkt einer nuklearen Katastrophe werden könne.<ref>Greenpeace: [https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/20120306-Atomkraftwerk-Angra-3-Studie-zu-Unfallwahrscheinlichkeit.pdf Ist eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Angra 3 möglich?] vom 28. Februar 2012</ref>
 
2012 legte Greenpeace eine Analyse mit dem Ergebnis vor, dass bei Angra-3 keine Lehren aus Fukushima gezogen wurden und der brasilianische Reaktor wegen potenzieller Ereignisse wie Naturkatastrophen, Brände, Explosionen, Terroranschläge oder Flugzeugabstürze Ausgangspunkt einer nuklearen Katastrophe werden könne.<ref>Greenpeace: [https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/20120306-Atomkraftwerk-Angra-3-Studie-zu-Unfallwahrscheinlichkeit.pdf Ist eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Angra 3 möglich?] vom 28. Februar 2012</ref>

Version vom 21. November 2014, 16:59 Uhr

Atomenergie in außereuropäischen Ländern > Brasilien > Angra (Brasilien)

Baubeginn: 1. Mai 1971/1. Januar 1976/1. Juni 2010 • Inbetriebnahme 13. März 1982/14. Juli 2000/offen •
Leistung: 1 x 640, 2 x 1.350 MW •[1] Abschaltung: offen


Risikoreaktoren Angra-1 und -2

Datei:Usina nuclear de Angra dos Reis.jpg

AKW Angra, Brasilien

In Itaoma bei Angro dos Reis erzeugen derzeit ein Druckwasserreaktor vom Typ 2-loop WE und einer Leistung von 640 MW (Angra-1) und ein weiterer vom Typ PRE KONVOI mit 1.350 MW (Angra-2) Strom, die 1982 und 2000 in Betrieb gegangen sind. Angra-2 ist der leistungsstärkste Reaktor der südlichen Hemisphäre. Ein dritter Meiler mit 1.350 MW ist seit 2010 im Bau. Betreiber der Anlage ist die brasilianische Gesellschaft Eletrobras.[1][2]

Der Standort des Atomkraftwerks wird aufgrund Kilometer breiter und tiefer Verwerfungen als geologisch gefährdet angesehen[3] und ist auch deswegen hochriskant, da sich häufig Schlammmassen von der Hügeln lösen, die die Straßen unpassierbar machen. Schon bei Baubeginn von Angra-2 war der Untergrund abgesackt. Die Abklingbecken für abgebrannte Brennstäbe lagen nur 100 Meter vom Meeresstrand entfernt. Am 28. Mai 2001 liefen aufgrund eines Störfalls, der Monate lang geheimgehalten wurde, 22.000 Liter radioaktives Wasser in den Atlantik.[4]

2009 wurden wegen eines Bedienungsfehlers drei Arbeiter leicht kontaminiert.[5] Im Juli 2013 wurde Angra-1 wegen eines Fehlers im elektronischen System zur Prüfung der Kapazität mehrere Tage vom Netz genommen.[6]

Die Notfall- und Evakuierungspläne weisen große Mängel auf. Der Betrieb lief ein Jahrzehnt nur mit provisorischen Lizenzen und ohne dauerhafte Genehmigung. Diese wurde erst 2011 erteilt.[7]

30 Jahre alte Bauteile für Angra-3

Flyover_of_Angra_3_NPP_construction_site

Flyover of Angra 3 NPP construction site

(hochgeladen in YouTube am 8. November 2013)

Im Juli 2007 kündigte der damalige Präsident Lula an, das 1986 abgebrochene Neubauprojekt Angra-3 vollenden und darüber hinaus weitere AKW bauen zu wollen.[8]

Auch die neue brasilianische Präsidentin, Dilma Rousseff, befürwortet den Bau des Atomkraftwerks Angra-3, weil nur so eine beständige Energieversorgung zur Verfügung stünde und der Strompreis gesenkt werden könne. Umweltschützer weisen darauf hin, dass dies mit Erneuerbaren Energien ebenso möglich wäre. Angra-3 soll 2016 mit einer über 30 Jahre alten Technik in Betrieb gehen. Das AKW wird aus Bauteilen eines in Deutschland von Siemens entwickelten Reaktors montiert, die seit 1984 in Brasilien lagern. Die Bauarbeiten sind im Juni 2010 wiederaufgenommen worden und werden durch den Allianz-Konzern versichert. Umweltschützer kritisieren, dass es am Standort häufig zu Erdrutschen kommt und das AKW aufgrund seiner Lage Flutwellen schutzlos ausgeliefert ist. Darüber hinaus ist die Entsorgung des Atommülls nicht geklärt.[9]

2012 legte Greenpeace eine Analyse mit dem Ergebnis vor, dass bei Angra-3 keine Lehren aus Fukushima gezogen wurden und der brasilianische Reaktor wegen potenzieller Ereignisse wie Naturkatastrophen, Brände, Explosionen, Terroranschläge oder Flugzeugabstürze Ausgangspunkt einer nuklearen Katastrophe werden könne.[10]

Die deutsche Bundesregierung, die ursprünglich Angra-3 durch eine Hermes-Bürgschaft absichern wollte, hat ihre Absicht 2013 revidiert. Das Geld möchte Brasilien nun anderswo in Südamerika beschaffen.[11] Atomkraftgegner sehen in der Revision der deutschen Bürgschaft einen Erfolg der Proteste gegen die Bürgschaft.[12]

Im November 2013 erhielt AREVA den Zuschlag für die Fertigstellung von Angra-3. Die staatliche brasilianische Energieversorgerin Eletrobras Eletronuclear SA schloss einen Vertrag mit dem französischen Konzern ab.[13]

Weitere Links

→ Eletrobras: Eletronuclear (Informationen des Betreibers)

(Letzte Änderung: 21.11.2014)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 IAEO: PRIS - Country Statistics/Brazil abgerufen am 28. Juni 2014
  2. Eletrobras: Eletronuclear abgerufen am 30. Juli 2014
  3. DER SPIEGEL 1/1988: Lustgewinn wie auf einem Nagelbrett vom 4. Januar 1988
  4. Sascha Adamek: Die Atomlüge. Heyne, München 2011, S. 130f.
  5. Handelsblatt: Störfall in Brasiliens AKW - Drei Mitarbeiter leicht kontaminiert vom 28. Mai 2009
  6. SeeNews Energy: Brazil Angra 1 NPP resumes operation after 4-day disconnection vom 10. Juli 2013
  7. FR Online: Brasiliens strahlende Zukunft vom 7. Januar 2014
  8. Zeit Online: Brasilien rüstet auf vom 11. Juli 2007
  9. Handelsblatt: Energiepolitik in Brasilien - Ein Atomkraftwerk aus der Kiste vom 4. Februar 2013
  10. Greenpeace: Ist eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Angra 3 möglich? vom 28. Februar 2012
  11. Spiegel Online: Umstrittene Bürgschaften: Regierung will AKW-Bau im Ausland weiter fördern vom 19. Januar 2013
  12. urgewald: Neues in Sachen Atombürgschaften vom 21. Januar 2013
  13. nuklearforum.ch: Areva: Zuschlag für Fertigstellung von Angra-3 vom 12. November 2013