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Atomenergie in Europa > Österreich

Einstiegspläne in früheren Jahrzehnten

Donau bei Zwentendorf (11654106656)

Donau bei Zwentendorf (Österreich)

Österreich war 1957 ein Gründungsmitglied der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO).[1]

In den 1960er Jahren war ein Einstieg in die Atomkraft geplant, der mit dem Bau eines Forschungszentrums und des Forschungsreaktors ASTRA (Adaptierter Schwimmbecken-Tank-Reaktor Austria) bis 1960 in Seibersdorf eingeleitet wurde. 1962 und 1965 gingen mit dem TRIGA II Vienna in Wien und dem SAR GRAZ zwei weitere Forschungsreaktoren in Betrieb.[2] 1968 wurde die Kernkraftwerk-Planungsgesellschaft aus der Verbundgesellschaft und sieben Landesgesellschaften gegründet.[3]

In Kärnten waren in mehren Tälern Atomkraftwerke im Gespräch: in St. Andrä im Lavanttal, Obervellach im Mölltal, Arnoldstein im Gailal sowie beim Stauraum Edling, nur 3,7 km von Völkermarkt entfernt. Die Vorbehaltsfläche für das AKW bei Edling wurde erst 1991 aufgrund eines Bescheids aus dem Flächenwidmungsplan entfernt.[4][5]

In den 1970er Jahren waren darüber hinaus zwei Atomkraftwerke in Zwentendorf und St. Pantaleon-Erla geplant, von denen aber nur der Reaktor Zwentendorf in Bau ging. Nach einer Volksabstimmung im Jahr 1978 wurde jedoch der Bau eingestellt. Ein Jahr später hat Österreich den Atomausstieg gesetzlich fixiert und in der Verfassung verankert: "Anlagen, die dem Zweck der Energiegewinnung durch Kernspaltung dienen, dürfen in Österreich nicht errichtet werden."[6]

Zwentendorf
St. Pantaleon-Erla

Viele Probleme erspart

Die Nutzung der Atomenergie stellt in Österreich schon lange keine Option mehr dar. Dies bekräftigte am 31. Juli 2014 auch der ehemalige Bundeskanzler Faymann noch einmal.[7]

Österreich hat sich dadurch viele Probleme erspart: Diskussionen über Laufzeitverlängerungen, Neubauten, Atommüll, Lagerkosten, Rückbaukosten, Gesundheitsschäden, Abhängigkeit vom Uranabbau, Polizeikosten für Demonstrationen, atomstaatliche Entscheidungsprozesse. "Die Argumente der damaligen Atomkraft-BefürworterInnen haben sich tatsächlich als falsch erwiesen: Weder ist das Licht ausgegangen noch ist Österreich von der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa abgehängt worden."[8]

Österreich tritt für einen internationalen Ausstieg aus der Atomenergie ein und kritisiert den Bau neuer Atomkraftwerke, insbesondere den Temelin-Ausbau in Tschechien.[9] Nach der Fukushima-Katastrophe forderte Österreich zusammen mit vier anderen Staaten den europaweiten Ausstieg aus der Atomkraft.[10] In einer Studie vom Juli 2012 wurden technische Mängel des Schweizer AKW Mühleberg dokumentiert, die für Österreich "verheerende Folgen" haben könnten.[11]

Am 22. Januar 2015 wurde bekannt, dass Österreich "beim Europäischen Gericht gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission, Staatsbeihilfen für die Errichtung des britischen Atomkraftwerkes Hinkley Point zu gewähren", klagte.[12] Nachdem im Juli 2018 das Gericht der Europäischen Union die Klage abwies, kündigte Österreich im September an, Berufung einlegen zu wollen.[13]

Ausbau erneuerbarer Energien

2012 ist die Windenergie in Österreich deutlich ausgebaut worden, die Leistung um 27 % gestiegen. "Der Zubau des Jahres 2012 entspricht der Stromerzeugung für mehr als 180.000 Haushalte. Für die Förderung der Windkraft zahle ein Durchschnittshaushalt nicht mehr als fünf Euro im Jahr."[14]

Seit 13. September 2013 ist das Burgenland aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energien rechnerisch energieautark.[15]

2013 deckten die erneuerbaren Energien einen Anteil von 78,6 % bei der Energieerzeugung ab. Im Segment der erneuerbaren Energien lieferte die Wasserkraft den weitaus höchsten Beitrag mit 68,1 %.[16]

Atomstromimport und Forschungsreaktor

Österreich importierte lange Zeit noch Atomstrom aus dem Ausland[17] Seit September 2014 werden jedoch alle Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen nur mehr mit atomfreiem Strom beliefert. Ab 2015 sollte das auch für die Industrie durchgesetzt werden.[18]

Immer noch aktiv ist der Forschungsreaktor TRIGA-Mark-II im Atominstitut der Technischen Universität Wien – und das mitten im Wiener Prater.[19] Der Reaktor mit 250 kW Leistung, der am 7. März 1962 in Betrieb genommen wurde,[20] kam im Oktober 2012 in die Schlagzeilen, da alte Brennelemente – zum Teil aus dem Jahre 1962 – erneuert werden sollten. Der Reaktor soll mindestens bis 2025 weiterbetrieben werden.[21]

→ ORF: Klein, handlich und stadtnah - Der Atomreaktor im Wiener Prater vom 8. April 2017

Im Mai 2013 kam es in der Nuclear Engineering Seibersdorf GmbH (NES) zu einem Arbeitsunfall, bei dem zwei Mitarbeiter einer erhöhten Strahlung ausgesetzt wurden, die aber nicht in die Umwelt gelangte.[22] Die NES wickelt im Auftrag der Republik Österreich die Sammlung, Konditionierung und Zwischenlagerung des anfallenden radioaktiven Abfalls ab. Sie übernahm auch den Rückbau des 1999 stillgelegten Seibersdorfer Forschungsreaktors ASTRA.[23]

Neben TRIGA II und ASTRA besaß Österreich mit SAR-Graz noch einen dritten Forschungsreaktor, der am 17. Mai 1965 in Betrieb genommen worden war und mittlerweile stillgelegt wurde.[2]


(Letzte Änderung: 15.07.2022)

Einzelnachweise

  1. IAEO: Member States abgerufen am 13. Juli 2022
  2. 2,0 2,1 IAEO: Research Reactors/Countries: Austria abgerufen am 13. Juli 2022 (im Suchfeld "Austria" eingeben)
  3. NÖN: Europa ist gespalten vom 27. Oktober 2013
  4. ORF: Kärnten wollte Vorzeigeland für Atomkraft sein vom 29. Dezember 2018
  5. kaernten.orf.at: 60-er Jahre: Atomkraftwerk in Kärnten geplant vom 14. Januar 2014
  6. stern.de: Wie Österreich ohne AKW lebt vom 22. März 2011
  7. APA OTS: Bundeskanzler Faymann: Gemeinsam für sozialen Ausgleich und Beschäftigung in Europa einsetzen vom 31. Juli 2014
  8. Global 2000: Kein AKW Zwentendorf - Was Österreich sich bis heute erspart hat abgerufen am 3. Juli 2011 (via WayBack)
  9. heute.at: Atomkraft nicht kontrollierbar - Berlakovich: "Österreich ist gegen Temelin-Ausbau" vom 30. Mai 2012 (via WayBack)
  10. Spiegel Online: Fukushima und die Folgen: Fünf EU-Länder fordern europaweiten Atomausstieg vom 21. März 2011
  11. vorarlberg.orf.at: Mühleberg: Österreichische Behörden alarmiert vom 22. Juli 2012
  12. Bundeskanzleramt Österreich: Werner Faymann: "Keine Fördergelder für britisches Atomkraftwerk" vom 22. Januar 2015 (via WayBack)
  13. Handelsblatt: Österreich legt Berufung gegen EuGH-Urteil zu Hinkley Point C ein vom 3. September 2018
  14. derStandard: Windkraft wird massiv ausgebaut vom 8. Januar 2013
  15. ORF: Burgenland erreicht Energiewende vom 13. September 2013
  16. Salzburger Nachrichten Online: Haushalte erstmals "atomstromfrei" vom 10. September 2014 (via WayBack)
  17. taz.de: Atomenergiefreies Alpenland vom 22. April 2012
  18. news.orf.at: Haushalte erstmals "atomstromfrei" vom 10. September 2014
  19. TU Wien Atominstitut: Der TRIGA Mark-II Reaktor abgerufen am 15. April 2021 (via WayBack)
  20. IAEO: Research Reactors/Austria TRIGA II Vienna abgerufen am 13. Juli 2022
  21. news.at: Atomtransport im Wiener Prater vom 30. Oktober 2012
  22. Vienna Online: Nuclear Engineering Mitarbeiter in Seibersdorf erhöhter Strahlung ausgesetzt vom 3. Mai 2013
  23. Nuclear Engineering Seibersdorf : Homepage und Dekommissionierung und Dekontamination abgerufen am 14. Juli 2022
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